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Mit aufgelöstem Gürtel gingen
Die Grazien leicht vor ihr hin,

Und Amor fliegt mit regen Schwingen
Schnell auf die Brust, schnell auf das Kinn,

Sucht dort ein Knöspchen anzubringen,

Und tändelt hier ein Grübchen hin:

Mit himmlisch sanften Liebesschlägen
Belohnt ihm Venus seine Müh:

Froh flattert er der Straf entgegen,
Und zur Vergeltung küfst er sie.

Die Göttin sah unser heiliges Schrecken und lächelte. Ihr Fremdlinge, sprach sie, die ihr nur mit den Scherzen und Grazien meines Gefolges spielt, und von den Pfeilen jenes Köchers nur die schmerzlosesten kennt; zu lange entzogt ihr euch schon der strengern Aufmerksamkeit meines Sohnes: fühlet auch seinen Ernst. Itzt gebot der ältere Amor, Eros genannt, einem mir unbekannten Liebesgotte den Bogen eines gekrümmten Liljenstängels, der neben ihm an dem Zweige einer Myrte hing, vorsich

DER GOTT DER EIFERSUCHT.

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Wir waren in Knidos, meine holdselige Phryne und ich.

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Auf ewig grünem Laube spielten

Der Scherz, der Lenz, die Zärtlichkeit.
Die Blumen küfsten, Bäume fühlten,

Und Grotten, welche Zephyrs kühlten,
Verriethen manchen holden Streit,
Wenn eine Dryas hier im Thale

Dem jungen Faun zum erstenmale

Mit lautem Zwange Küsse weiht.

Um einen zu furchtsamen Satyr zu ermuntern, der auf sein eigenes Glück argwöhnisch war, floh eine schalkhafte Napäe lachend in den Lustwald. Wir eilten ihr nach, um zu erfahren, ob der Satyr sie erbaschen würde, als plötzlich die hohe Aphrodite aus dem Walde hervortrat. Zitternd fuhren wir vor der Göttin zurück.

Mit aufgelöstem Gürtel gingen
Die Grazien leicht vor ihr hin,

Und Amor fliegt mit regen Schwingen
Schnell auf die Brust, schnell auf das Kinn,

Sucht dort ein Knöspchen anzubringen,

Und tändelt hier ein Grübchen hin :

Mit himmlisch sanften Liebesschlägen
Belohnt ihm Venus seine Müh:

Froh flattert er der Straf entgegen,
Und zur Vergeltung küfst er sie.

Die Göttin sah unser heiliges Schrecken und lächelte. Ihr Fremdlinge, sprach sie, die ihr nur mit den Scherzen und Grazien meines Gefolges spielt, und von den Pfeilen jenes Köchers nur die schmerzlosesten kennt; zu lange entzogt ihr euch schon der strengern Aufmerksamkeit meines Sohnes: fühlet auch seinen Ernst. Itzt gebot der ältere Amor, Eros genannt, einem mir unbekannten Liebesgotte den Bogen eines gekrümmten Liljenstängels, der neben ihm an dem Zweige einer Myrte hing, vorsich

tig herabzunehmen und mit

spannen: einem Liebesgotte ich ihn euch beschreiben?

Bedacht zu

Klein war er, leicht, und flatterhaft,
Geflügelt wie ein Schmetterling.

An seinem kleinen Nacken hing

A

wie soll

Ein kleiner Köcher: doch der Pfeile Schaft

O Himmel! traf mit grofser Kraft.

CE

Ich Ärmster! itzt weifs ich's, dafs es

der Gott der Eifersucht war,

Der Gott, der im Geräusch der Blätter

Untreue Küsse rauschen hört,

Die fröhlichsten mit Sorgen nährt,

Die sanftesten mit Wuth bewehrt,

Ach! jedes Glück der Liebe stört

Ach! der gefährlichste der Götter!

Seitdem sind die güldnen Tage unserer Liebe oft durch abwechselnden Kummer umwölkt worden.

Mich nagt bey Phrynens besten Küssen

Ein banger schrecklicher Verdacht:

,,Wie, wenn bey diesen Nektarküssen ,,Ein dritter oft mich still verlacht!

,,O Phryne! sollt ich dieses wissen!"

Dann nenn' ich Phrynen den Verdacht,

Und Phryne weint; und muss ich reuig flehen:

Denn weinen kann ich sie nicht sehen.
Ach! Amor, nimm den Gott zurück!
Er bringt mich ewig um mein Glück.

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