Directors Dr. F. L. Kannegiesser.
O siehe die Hochländerin Allein im Aehrenfelde dort! Arbeitend singt sie vor sich hin. Steh, oder schleiche fort! Einsam die Garben bindet sie, Und klagend tönt die Melodie; O horch, das ganze Thal entlang Schallt ihrer Stimme voller Klang
So süss sang nie die Nachtigall Der Karavane, die den Sand Durch wallt und nun am Wasserfall Ein Ruheplätzchen fand.
So süss ruft selbst der Kuckuck nicht, Wenn er im Frühling unterbricht Das Schweigen, welches fort und fort Herrscht fern bei den Hebriden dort.
Was singet sie? Wer sagt mir's? Wer? Vielleicht ist's aus der Vorzeit Nacht Wohl eine alte Trauermähr,
Und langverjährte Schlacht.
Wie oder ist es sanftrer Art
Von Mann und Frau und Kindern zart,
Von allgemeiner Sorg' und Pein,
Die ist und war und stets wird sein.
Was es auch war, das Mädchen sang Als käm' ihr Lied zu Ende nie, Und eifrig, wie die Stimme klang, Führt' auch die Sichel sie.
Zur Gnüge labt ich so das Ohr; Und als ich stieg die Höh' empor, Hört' ich im Herzen noch den Ton, Obgleich ich weit entwandert schon.
Des wandernden Juden Gesang.
Ströme rauschen aus den Quellen Manche Felsenstuf" hinab;
Doch es finden ihre Wellen
Endlich in der Tief' ein Grab.
Adlerschnell mit kühnem Satze Schwingt die Gems' ob Klippen sich; Doch an einem kleinen Platze Fühlt sie wohl sich heimathlich.
Gleich dem meergepeitschten Schiffe Schwebt der Rab' im Sturm dahin; Zum geliebten Felsenriffe Trägt den Schweifenden sein Sinn.
Seepferd' in der Wogen Tosen Haben zwar kein eigen Haus; Dennoch ruh'n die sorgenlosen Auf der Brust der Fluten aus.
Aber meine Müh' und Plagen, Täglich, nächtlich wachsen sie, Ich muss wandern, ich muss zagen, Denn zum Ziele komm' ich nie.
Auszüge aus der Wanderung (the excursion).
Philosophie, und die noch hehrere Religion, mit stattlichem Gefolge,
Glaub', Hoffnung, Christenliebe, wählt aus allem Sichtbaren euch Sinnbilder, was ihr findet Von sich'rer Leitung, festestem Vertrauen: Stern, Fackel, Anker, selbst nicht ausgenommen Das Kreuz, an dess unselbstbewusstem Fuss
Die menschlichen Geschlechter tiefgerührt
Die Kniee beugten, bittres Nass vergiessend, Und in dem Kampfe Ruhe suchten, euch, Ihr hochbenamten Mächte, muss ich fragen, Hier stehend, jenen unfahrbaren Himmel Im schwachen Abglanz der Unendlichkeit Hoch oben, und zu stillen Füssen unten Ein unterirdisch Zeughaus von Gebeinen, In dessen Zellen auch einst meine ruh'n, Wo, wo sind eure Sieg' und eur' Besitz, In welcher Zeit genehmigt und beglaubigt? Nach einem glücklichen Bezirk nicht frag' ich, Hain oder Eiland, Wohnort weniger Beglückten, die mit reinem willigen Gehorsam eurem heitern Ansehn folgen; Doch welche einzle Seele, frag' ich, habt ihr Dem schiefen Pfad der Leidenschaft entrissen, Begeistert, vollgekräftigt? Wenn in's Herz Bis zu den tiefsten Falten schauen könnte Ein von dem Glanz des Lobs untrüber Blick, Wen darf man nennen in der Strahlenreihe Von Weisen, Märtyrern, Bekennern, den
Die Kraft der Hoffnung, Wahrheit, des Gewissens Die stärkste, nur auf Tages kurze Spanne Vor peinlichem, ehrlosem Widerspruch, Ausschweifendem, mit Schuld gepflegtem Wunsch, Gewissenlosem Rückfall in unheilges Feigherzges Beben schützte?
Wenn man der Poesie gemeiner Rede
Vertraun darf, sehn wir wie in einem Spiegel Ein treues Bild des Ringellaufs des Jahrs
Mit seinen Theilen. Wohl! Lenz mag's dort geben, Trotz manchem rauhen ungestümen Hauch,
Mit Knospen, vielversprechenden, und Blüten; Doch wo ist Sommers langer, reicher Tag, Der folgen sollte, wahrhaft ausgedrückt?
Und linder Herbst, mit güt'ger Frucht beschwert, Wo ist sein Bild? In welchem günst'gen Strich Sein prächtiger verschwenderischer Aufzug? Doch, wenn das Bessre der Vergleichung fehlt, So zeigt das Schlimmre in des Lebens Herbst Sich mit gar leicht kennbarer Aehnlichkeit, Und das muss gnügen Lauben, die nicht mehr Der Freude Laut vernehmen, minder stets
Von aussen und von innen Wärme geben,
Und so mit scharfer Luft und Blätterfall
Des vollen Winters Kält' und Kahlheit künden.
Was ist sich ungleich mehr als Mensch und Mensch? Die Ungleichheit, woher? Von wem als ihm? Denn sieh den ganzen Menschenstamm begabt Mit gleicher grader Form! Die Sonne steht, Sowie des Himmels grenzenlose Pracht In dem Bereich von jedem Menschenauge; Das ewigwache Meer rauscht allen Ohren, Das Lenzgefilde strömt verjüngte Lust In Aller Herzen. In der Welt der Sinne Was es nur Schönes und Erhabnes gibt, Das ist dem Anschaun offen hingelegt Und ohne Schleier, und wo eine Kraft Heilsam ist und ein Einfluss angenehm, Da ist jedweder fähig zu empfinden Die Kraft, den Einfluss, sonder Vorbehalt. Auch edlere Geschenke sind gemeinsam, Vernunft, und hiemit Lächeln, hiemit Thränen, Einbildungskraft und Freiheit unsers Willens, Gewissen, das uns treibt und hält, und Vorschmack Des Tods, und Ahnung der Unsterblichkeit. Seltsam drum, unnatürlich müsste scheinen Der Fehl, wenn der Allmächtge, bis hieher Freigebig sonder Unterschied, verbergen sollte Sittlicher Eigenschaften Trefflichkeit Vor allgemeiner Einsicht, trüb und dunkel Den Weg zur Wahrheit und zur Tugend machend Und schwer, und nur von Wen'gen zu gewinnen, Seltsam verführ' er hier mit ekler Rücksicht, Die andern all nachsetzend! Glaub' es nicht! Die ersten Pflichten glänzen hoch, gleich Sternen, Die milden, voll Beschwichtgungs-, Heilungskraft, Sind, Blumen gleich, gestreut zu unsern Füssen. Die edelmütgen Trieb' und grade Regel, Gutthaten, holde Wünsch' und Seelenadel, Darin ist nichts Geheimes, ist kein Vorzug Für Hohe vor den Niedern, für die Stolzen Vor Demutsvollen. Auf zum Himmel steigt Der Rauch so leicht von einem Hüttenheerde Wie vom Palast. Wess Seele diese wahre Gleichheit erwägt, der wird die Au'n der Erde Mit Dankbarkeit durchwallen und mit Hoffnung,
Zwar, überlegend dieses, Grund doch finden Zu herb'rem Gram, sowie wir es befanden, Den Sturz von alten Tugenden beklagend,
Und trauernd um die Schmach, die zwischen Mensch Und Mensch so weiten Unterschied gemacht.
im Harzwalde in das Fremdenbuch zu Elbingerode geschrieben. (Coleridge.)
Ich stand auf Brockens Herrscherhöh und sah
Wälder ob Wäldern, Hügel über Hügeln, Ein wogend Meer, nur von der blauen Ferne Begrenzt. Nicht sonder Mühe zog ich abwärts
Den Fuss durch ewig grüne Fichtenwälder,
Wo hellgrün Moos sich hebt Grabhügeln ähnlich, - Mit Sonnenschein durchglänzt und der doch seltne Vögelgesang zum hohlen Schalle wird,
Und ewiggleichen Säuselns feierlich
Der Windstrom sein Gesäusel nicht vermischt Mit häuf'ger Wasserfälle häuf'gem Plätschern Und dem Geschwätz der Quellen, wo auf einzlen Steinblöcken laut die Gaiss mit hellen Glöckchen Froh hüpft, auch wohl ein alter Bock romantisch Mit weissem leisbewegtem Barte sitzt. Langsam und müde ging ich weiter, denn Ich fand, dass selbst die hehrste äuss're Bildung Nur durch ihr inn'res Leben auf uns einwirkt Als Zeichen hohen Werths, das nicht das Aug' Durchschaut, in dem das Herz nur lieset, sei's Andenken oder Ahnung Freundes, Kindes, Des holden Mädchens unsrer ersten Liebe, Des Vaters oder des erhabnen Namens Des heilgen Vaterlands. O Königin, Du Gottheit, von dem Erdball abgeordnet, Mein theures England, wie mein sehnend Auge Nach Westen blickt, im Wolkenberg dort deine Sandigen Klippen schauend! Süsse Heimat, An dich gedenkend hob dies Herz sich stolz, Ja schwamm mein Aug' in Thränen! Alles, was Vom Brocken aus ich sah, Gebirg' und Wälder, Es war verschwunden wie ein flüchtiger Verwirrter Traum. O Fremdling, tadle nicht Leichtsinnig dies Gefühl; acht' ich doch auch, Beleidigendem raschen Zweifel wehrend, Des Mannes höhern Geist, der allenthalben
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