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den lichten tage, so ist mein herz in grosser klag, dass ich dich, frau, muss meiden.

Ein weib und drei Liebhaber. Von R. Köhler. Zusatz zu einem Aufsatze Wackernagel's in Haupt's Zeitschrift f. D. A. VI, 292.

Zur deutschen Heldensage. Von L. Uhland. II. Der Rosengarten von Worms. Eine ausführliche, reiche Abhandlung, die sich der früheren über Sommer und Winter anschliesst und den Beweis liefern soll, dass die episch gebildeten Rosengartenlieder einen mythischen Hintergrund haben. „Führt man den Sagenbestand auf sein noch erkennbares Maass zurück, dann bleiben die Rosen frisch und duftig, es ergiebt sich ein rheinischer Mairitt, eine kriegerische Frühlingsfeier in dem durch März- und Maifelder altberühmten Wormsgau, eben damit hervorstehend unter den auch anderwärts auf deutschem Gebiete kundbaren Maifahrten und Rosengärten."

Herzog Ernst. Bruchstücke des alten Gedichts. Von Fr. Pfeiffer. Mittheilung eines sehr verstümmelt in drei Pergamentblättern aufgefundenen ältern Bruchstücks aus dem 13. Jahrhundert, dem zur Vergleichung die entsprechenden Verse aus der spätern Ueberarbeitung nach der Wiener Handschrift beigefügt sind.

Bruchstücke aus Iwein. Von Fr. Pfeiffer. Diese Bruchstücke sind vor Kurzem von Prof. Höfler auf der Prager Universitätsbibliothek entdeckt worden. Es sind zwei Doppelblätter auf Bücherdeckeln entdeckt und abgelöst. Die vielfachen Abweichungen vom Lachmann'schen Texte werden angegeben.

Zu einem Spruche Walther's. Von Fr. Pfeiffer. Es ist 101, 28--36 L. Nach Besprechung und Erklärung der Stelle lautet die Stelle

nun so:

Doch weiz ich wol, swâ sîn gewalt ein ende hât,

dâ stêt sin kunst nâch sunder obedach.

Mich wundert, dass ich fröhlich bin. Von R. Köhler. Nach Mittheilung einer Stelle Luther's, der die Wahrheit des zuerst von More, dann von W. Wackernagel u. A. mitgetheilten Spruches bestreitet, kommt der Verfasser auf die Vermuthung, dass derselbe nicht ohne Einfluss auf eine Stelle in von Kleist's Hermannsschlacht gewesen sei. Dieser las nämlich denselben in etwas veränderter Fassung an einem Hause am Thuner See und schrieb über den Eindruck, den derselbe auf ihn gemacht habe, an seinen Freund Zschokke.

Zu Hartmann's Gregor. Von K. Bartsch. Abdruck und Verbesserung eines zuerst im Jahre 1856 im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit aus einer Handschrift des 14. Jahrhunderts mitgetheilten Eingangs zu Hartmann's Gregor.

Sante Margareten Marter. Von Jos. M. Wagner. Sammlung von Varianten aus einer Handschrift des Gedichts in der Augustiner Chorherrenbibliothek zu Klosterneuburg.

Deutsche und Griechische Kindersprüche. Von Karl Schenkl. Vergleichung einiger dürftiger Spuren verwandschaftlichen Inhalts.

Recensionen Zingerle's nachfolgender Bücher: Sagen aus Hapsel, der Wilk, Oesel und Runö von C. Russwurm. Elsässisches Sonntagsblatt von Friedr. Otte. Zum Thier- und Kräuterbuche des mecklenburgischen Volkes von K. Schiller. Das Todaustragen und der Muorlef, ein Beitrag zur Kunde sächsischer Sitten und Sagen in Siebenbürgen, von J. Schuller. Dr. Sachse.

Berlin.

Archiv f. n. Sprachen. XXXI.

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Die Nordfriesische Sprache nach der Föhringer und Amrumer Mundart. Wörter, Sprichwörter und Redensarten nebst sprachlichen und sachlichen Erläuterungen und Sprachproben, von Chr. Johansen. Kiel, 1862.

Jedes Buch, das einem im Absterben begriffenen Volksdialekt gewidmet ist, verdient schon an und für sich Beachtung und Dank; das vorliegende, welches einen der drei noch vorhandenen friesischen Dialekte umfasst, um so mehr, weil es mit grossem Fleisse ein bedeutendes Material darbietet und der Wissenschaft wie dem Patriotismus ein Denkmal gesetzt hat der allmählicher Vernichtung anheimgefallenen Sprache. Der alte Nordstrand Frieslands ist von der Meeresfluth verschlungen; von Süden her hat das Plattdeutsche sich Bahn gebrochen; dazu haben Menschen absichtlich der heimischen Sprache Abbruch gethan. „Unser Volksthum," sagt der Verfasser S. IV. der Vorrede, „und böse Buben haben versucht, die Friesen zu lehren, Landessprache und Landessitte sei nicht Landesehre, haben versucht, manch Auge (die Endung ooge oder ey ist gemeint) zuzudrücken, manchen Mund, der noch reden konnte, zu verschliessen. Dennoch haben friesische Sprache und Sitte sich auf den äussersten Inseln reiner erhalten, als anderswo bis auf den heutigen Tag. Friesisch im Hause, auf dem Felde, in den Dünen, auf den Watten, in der Fremde, wo der eine Landsmann den andern fand, war den Alten eben so theuer und werth, wie deutsch am Altar, auf der Kanzel und in der Schule. Dabei haben die Alten sich wohl befunden, und wir werden nicht minder wohlberathen sein, wenn wir „ual wetlen" (alte Weisen) in Ehren halten.“

So hat der Verfasser im Vorgefühl der Dinge, die da kommen werden, der noch lebenden und lebenskräftigen Sprache seines Volksstammes Zeit und Kraft gewidmet, um das Andenken an dieselbe der Wissenschaft und durch die Wissenschaft zu retten. Anfangs war es seine Absicht, „bloss die seltenen, sich durch ihr alterthümliches Gepräge auszeichnenden Wörter zu sammeln und diese mit sprachlichen und sachlichen Bemerkungen versehen in eine Zeitschrift für deutsche Sprachwissenschaft aufnehmen zu lassen.“ Später entschloss er sich, die schon ausgearbeiteten Partieen zu einem Werke zu vereinigen und fügte denselben noch einige Abschnitte und Sprachproben hinzu. Man muss dies wissen, um die etwas eigenthümliche Einrichtung des Buches richtig zu würdigen.

Der erste Abschnitt S. 1-22 umfasst nämlich Substantiva, die in den übrigen nach anderen Kategorien (Ableitung, Vorsilbe, Nachsilbe u. dergl.) geordneten Verzeichnissen sich nicht unterbringen liessen; ausserdem sind hier diejenigen Wörter aufgenommen, welche nur in den Inseldialekten vorhanden sind und in den vorhandenen kleinen Sammlungen von Outzen und Bendsen nicht gefunden werden. So oft Anlass dazu da ist, sind Reime, Redensarten, Sprichwörter und andere Notizen beigefügt, was besonders wichtig ist, da auch von anderen Gegenden Frieslands andere Sammlungen dasselbe Ziel verfolgt haben.

In den folgenden Abschnitten S. 22192 werden einfache und zusammengesetzte oder durch Vorsilben gebildete Substantiva, Adjectiva, Verba, Pronomina u. s. w. nacheinander in ähnlicher Weise behandelt, so dass ausser dem Lexicalischen auch das Grammatische berücksichtigt wird.

Den Schluss des Ganzen S. 193-286 bilden Sprachproben: Uebersetzungen aus der Bibel, aus Göthe's Faust, Erzählungen des alten Besenbinders Jens Drefsen, geistliche Lieder.

Bei dem Reichthum und der Wichtigkeit des Buches kann man den Wunsch nicht unterdrücken, dass das Ganze in eine wissenschaftlichere Form gebracht und der grammatische Theil von dem lexicographischen getrennt

worden wäre. Dadurch wäre eine grössere Uebersichtlichkeit, des ganzen Materials gewonnen, und der Gebrauch zu wissenschaftlichen Zwecken unendlich erleichtert worden. Aber auch so, wie es ist, fordert das Buch zum Dank gegen den Verfasser auf und reiht sich den vor einigen Jahren erschienenen Wörterbüchern von Stürenberg und Schambach in würdiger Weise an.

Berlin.

Dr. Sachse.

Michaelis, Nouveau Système de Sténographie française d'après la Méthode Stolze, avec 32 planches. Berlin, Lobeck. Paris, Hachette und Co. 1862.

Die vorliegende Anwendung der Principien der Stolze'schen Stenographie auf die französische Sprache ist eine sehr consequent durchgeführte und durchaus gelungene Leistung, von der wir glauben, dass sie dem Lande, dem sie gewidmet ist, von grösstem Nutzen sein kann. Ueber die Vorzüge der Stolze'schen Stenographie wollen wir uns nicht des Weitern verbreiten: sie sind bewährt und anerkannt genug. Eine Systematik und durchgehende Analogie, die fast bis in's Peinliche geht, der engste Anschluss an die Natur der Sprache und Sprachlaute, das durchaus rationelle Verfahren, die Möglichkeit der höchsten wünschenswerthen Kürze bei der allergrössten mit der gewöhnlichen Schrift wetteifernden Genauigkeit der Aufzeichnung, endlich die an die Art der gewöhnlichen Schrift sich möglichst annähernde Gestalt der Schriftzüge: dies alles hat zum Theil und muss von Tage zu Tage mehr der Stolze'schen Schrift das Uebergewicht über alle ihre Gegner geben. Um derselben Vorzüge willen und besonders weil sie sich dem gemeinsamen Bau der indo-germanischen Sprachen auf's Innigste anschmiegt, ist sie auch leicht anwendbar auf andere Sprachen, besonders germanischen und romanischen Stammes. Der Herr Verfasser hat für Frankreich eine entschieden werthvolle Arbeit geliefert. Die bisherige von den Engländern entlehnte Methode französischer Kurzschrift entbehrt der meisten Vorzüge, durch die das vorliegende System sich auszeichnet. Der Verfasser ist in seinen Principien mit grosser Besonnenheit verfahren. Der Klang ist für die Schriftbezeichnung das Entscheidende: aber um grössere Deutlichkeit zu erzielen, verschmäht er es nicht, die Etymologie heranzuziehen, wo sie nicht unnütze Verwicklung und Erweiterung bewirkt. Se und ce, les und lait; sans, sens, cent, s'en, werden unterschieden; nicht aber lai, laid, lait, lais etc. Wir bemerken beispielsweise noch Folgendes. Die Höhe der Buchstaben wird auf die einfache, die zweifache und die halbe beschränkt. Die dreifache fällt fort. Insbesondere haben k, p, t nicht die dreifache, sondern die einfache Höhe wegen ihres häufigen Vorkommens. Dafür bekommt n im Anlaut das Zeichen für z in der deutschen Schrift. Au und o, oe und eu können unterschieden werden. Die Bezeichnung der Vocale, das Zerfällen der Worte nach den organischen Bestandtheilen ist wie in der deutschen Schrift. y wird durch verstärkten Consonanten über der Linie bezeichnet. Wir können nicht alles Einzelne so durchgehen. Das Resultat ist, dass es mit grosser Leichtigkeit gelingt, sich in die mitgetheilten Schriftproben hineinzulesen, und dass die Lesung äusserst sicher und zweifellos ist trotz der ungemeinen Kürze. Zwar bleibt die Bezeichnung durch Verstärkung des Strichs und das stete Abweichen von der Linie immerhin ein Uebelstand der Stolze'schen Stenographie. Aber man kann so grosse Vorzüge,

wie sie diese Schrift bietet, nicht ohne einige Schwierigkeiten erkaufen, und das ist eben das Gelungene in dieser Methode, dass wesentliche Vortheile, die sonst unerreichbar wären, um den Preis von Uebelständen erlangt werden, die durch Uebung sehr leicht zu überwinden sind. Wir wünschen

und hoffen, dass sich die verdienstliche Arbeit des Herrn Verfassers durch die ehrenvolle Beachtung im Auslande und durch die Anwendung, deren sie eben so würdig als fähig ist, belohnen möchte.

L.

Miscellen.

Ueber die romanische Sprache.

natur

Im südöstlichsten Theile des Kanton Graubündten, wo schroffe Steinmassen sich in den wunderbarsten, wild romantischen Formen, deren Gipfel mit ewigem Schnee bedeckt sind, bis hoch in die Wolken erheben, und aus deren Schoosse die unversiegbaren Quellen des Inns und Rheins entspringen, dort lebt ein Volk, dessen Sprache und Sitten abweichend sind von denen der übrigen Bewohner Europas. Die Civilisation ist nur erst spärlich zu ihnen gedrungen, doch fängt sie in neuerer Zeit an sich geltend zu machen. Sie sind dem Calvinischen Glauben in seiner ganzen Starrheit zugethan, von wüchsigen Sitten, die aber doch an die Rohheit des Mittelalters erinnern (ein gefallenes Mädchen wurde noch bis vor 20 Jahren öffentlich gestäubt, und der Verführer konnte nach Kantonalgesetzen gezwungen werden, die Geschwächte zu ehelichen), freiheitsliebend und den armen väterlichen Boden mit rührender, kindlicher Treue in Sitte und besonders ihre Sprache verehrend, so sind die Grisuns; und dennoch ist diese Sprache keine wohlklingende, sondern ein unharmonisches Conglomerat von unverständlichen Worten, in denen das u, au und die Zischlaute eine bedeutende Rolle spielen. Das deutsche Adjectivum kauderwälsch ist gewiss zuerst von dieser Sprache hergeleitet worden, da um die Hauptstadt Chur herum sich fünf verschiedene Sprachen gruppirten, die sicher die Veranlassung zu dem Ausdruck churwällisch und später kauderwälsch gaben.

Die Besucher dieser Gegenden, die seit den vierziger Jahren als Reiseziele vieler erholungssuchender Städter benutzt worden sind, werden an die babylonische Sprachverwirrung erinnert, wenn sie in Chur deutsch, nahe dem Veltlin italienisch reden, wenn sie, nachdem sie einige Worte in Ponteresina oder Sant Montz gelernt haben, einige Meilen östlich im Bergell wiederum nichts verstehen und nicht verstanden werden. Der Grund hiervon ist nun folgender: Das Romaunsche, - nicht Romanische wird als die älteste dieser Sprachen angesehen; und hat neben sich das Ladinische, das sich in zwei Unterabtheilungen abzweigt, das Ladinische des Oberengadin und das Ladinische des Unterengadin; wenn die beiden letzteren Sprachen füglich als Dialekte angesehen werden könnten, obgleich ganz abweichende Wörter und Redeformen darin vorkommen, so ist das Romanische (im Oberlande) ganz verschieden vom Ladinischen.

Die Tradition sagt; dass ungefähr im 5. oder 6. Jahrhundert vor Christi Geburt, bei den Einfällen der Gallier in Italien, die Etrusker oder Tyrrhenier unter Anführung ihres Fürsten Rhätus, eines Tuskers, sich geschlagen nach den Thälern der Schweiz, des Ober- und Unterengadin flüchteten und ihren Weg über Maloggia nahmen. Die Nachkommen dieser Eindringlinge hatten eine besondere Sprache, die sie romaunsch nannten; später trafen Flücht

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