Aber auch an Liedern, in denen die Schattenseiten des Soldatenstandes spielen, fehlt es nicht. So begegnet die fürchterliche marechaussée einem Deserteur: On lui a demandé: Où est votre congé? ,,Le congé que j'ai pris, Immer begegnet uns alsdann in solchen Gedichten eine Geliebte in Thränen: La belle s'en va trouver son capitaine, Son colonel et aussi son sergent, natürlich vergeblich. Mehr Glück hat die Geliebte im folgenden Liede, welches ich aus dem Poitou habe: · Mon cher amant, soldat infortuné, Dans la prison si je pouvais entrer, Nous étions seuls, à mon amant je dis: Il faut tous deux que nous changions d'habits. Prends cette robe et ce grand bonnet noir. Le lendemain on vient me réveiller. Elle est gentille, ne la fusillons pas. Au sergent-major on fit faire le rapport, Mais plus de peine, nous voilà mariés! Spielt hier schon die Liebe eine grosse Rolle, so will ich mir mit dem folgenden Liede den Uebergang zu der dritten und letzten Gruppe, die ich in Betracht zu ziehen gedenke, zu der nämlich der anbahnen. Es heisst: Liebeslieder Dessous le rosier blanc Drei Capitaine kommen vorbeigeritten. Le plus jeune des trois Dessus mon cheval blanc. Sie thut es und so kommt man in dem Gasthause zu Senlis an. Avec trois capitaines Vous passerez la nuit. Da begreift die Schöne, dass sie einen leichtsinnigen Schritt gethan hat. Um ihre Ehre zu retten, spielt sie die Todte und die drei Capitaine sind naiv genug, sich täuschen zu lassen. Sie sprechen unter einander: Quoi? notre mie est morte! und fragen sich, wo sie sie begraben sollen. Au jardin de son père! erwiedert der jüngste und in der That, sie legen sie wieder unter den weissen Rosenstock, Et au bout de trois jours La belle ressuscite ! Ouvrez, ouvrez, mon père, Ouvrez, sans plus tarder; Die Familie sitzt in tiefer Trauer beim Abendbrot; die Tochter wird mit grosser Freude aufgenommen und verheirathete sich späterhin vielleicht noch anständig. Hinsichts des Gedichts ist nur noch zu bemerken, dass ihm der Reim, wie so vielen unserer deutschen Volkslieder, fast ganz fehlt: gleichwol gefällt es durch seinen prächtigen Rhythmus. Auch in dem folgenden Couplet: La fleur de l'olivier Et vos beaux yeux charmants würden die französischen Akademiker hinsichts des Reims viel auszusetzen haben; dennoch ist es reizend. Aehnlichen Inhalts ist das folgende, im ganzen Süden verbreitete Madrigal, dessen Ursprung Einige bis zum 13. Jahrhundert zurückverlegen wollen: Las rosas muscadetas Ni las flous del bouyssou [Les petites roses musquées N'ont de tes tetons Ni l'odeur ni la blancheur. Qui les tient en prison.] Doch kehren wir zur Sprache des Nordens zurück. Gewiss aus der Zeit der Regentschaft stammt folgende Ballade, reich an Assonanzen und eine treue Sittenschilderung jener Epoche. La belle était assise Et dans l'eau qui frétille Baignait ses beaux pieds blancs. Allons, m'amie, légèrement, Légèrement, légèrement. Ein junger seigneur hat nämlich eine hübsche Bäuerin verführt, sie scherzen beide am Ufer des Flusses über das Resultat ihrer Liebe. Er frägt: En ferons-nous un prêtre, Die Schöne antwortet: Nous n'en ferons un prêtre, Non plus un président. Nous lui mettrons la hotte Et trois oignons dedans. Il s'en ira criant: ,,Qui veut mes oignons blancs"? Allons, m'amie, légèrement, Légèrement, légèrement. Den ganzen Leichtsinn jener Zeit athmet auch folgendes Gedicht: Quant elle fut dans les champs, ,,Ah, qu'avez-vous, la belle, Quand on tenait la poule, Oft dagegen haben solche Liebeslieder auch einen finstern Hintergrund. Was ahnt man nicht Alles aus dem folgenden couplet, welches das plötzliche Zusammentreffen zweier Jäger beschreibt: ,,J'ai tant tué de petits lapins blancs Je te ferai connaître, Je vois, je vois à tes pâles couleurs, Dass man unter diesen Liebesliedern aber auch sehr mittelmässige findet, möge das folgende aus dem Poitou bezeugen: Arthur n'avait pas de richesse, Arthur était rempli de charme, La mère de Lucie en colère, Elle fit chasser Arthur de sa maison, Elle fit renfermer sa Lucie Dans la plus haute tour du donjon. Le jour commençait à paraître, |