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Inschriften aus Österreich. Ein kleiner Beitrag zur deutschen Volks- und
Sittenkunde. Von Franz Branky

322.

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Ritterliche Waffenspiele nach Ulrich von Lichtenstein. Von Rektor Dr. Rein-

hold Becker. Programm des evangel. Realprogymnasiums zu Düren 339

Zur Geschichte des Arminius-Kultus in der deutschen Litteratur. Von Dr.
P. von Hofmann-Wellenhof. 1. und 2. Teil. Programm der Oberreal-

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Charakteristik der deutschen politischen Lyrik des dreizehnten Jahrhunderts.

Erster Abschnitt.

Politische Dichtung vor Walther.

Walther von der Vogelweide dieser Name wird in einer Charakteristik der deutschen politischen Lyrik des dreizehnten Jahrhunderts mit Recht an erster Stelle stehen.

Allerdings beginnt seine politische Thätigkeit schon zwei Jahre vor Eintritt dieses Jahrhunderts; da aber eine eigentliche politische Lyrik erst mit ihr zwar nicht in dem Leben des deutschen Volkes, aber doch wenigstens in seiner Litteratur ihren Anfang nahm, so erscheint dieses Übergreifen um jenen zweijährigen Zeitraum genügend begründet.

„Er war der erste deutsche Poet, der mit schneidendem Ernst über den Liebessingsang hinausging, der ratend, warnend und strafend seine Stimme erhob im politischen Gewirr des Tages."1 Diesem Urteil schliefst sich ein noch bestimmteres an, dahin lautend,2 dafs diese poetische Gattung, „von keinem deutschen Dichter vor ihm gepflegt, eine freie Schöpfung seines Genius ist."

Gab es vor Walther keine politische Dichtung?

Schon das Ludwigslied aus dem neunten Jahrhundert kann als politisches Gedicht bezeichnet werden; Scherer 3 nennt es

1 Sugenheim, Geschichte des deutschen Volkes. Leipzig 1866. II, S. 660. 2 Menzel, Das Leben Walthers von der Vogelweide. Leipzig 1865. Vorwort S. III. 3 Geschichte der deutschen Litteratur. 1884. S. 61. Archiv f. n. Sprachen. LXXXI.

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einen Leitartikel, ein wohlgefülltes Weihrauchfafs, geschwungen vor dem gottbeschützten Königtume". Andere hervorragende Begebenheiten, wie die Aussöhnung Ottos des Grossen mit seinem Bruder Heinrich, der Lechfeldsieg über die Ungarn u. ä., lebten in der Spielmannsdichtung des zehnten Jahrhunderts fort,' aber diese anekdotenartigen historischen Lieder" 2 waren durchaus epischen Charakters.

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Da blühte im elften und zwölften Jahrhundert die lateinische Vagantenlyrik auf, welche die Ereignisse des Tages mit ihrer Dichtung begleitete. Hat gleichzeitig mit dieser eine deutsche politische Lyrik der Fahrenden existiert? Hat Walther seine politische Lyrik von diesen überkommen oder sie, wie Menzel meint, sein Genius frei geschaffen?

Erhalten ist von einer deutschen politischen Lyrik der Fahrenden nichts. Gegen die Abfassung eines Gedichtes wenigstens, das dem ersten Anschein nach hierher zu gehören scheint, einer Klage über schlechte Zeiten, MF 244, 61 ff., gegen die Abfassung dieses Gedichtes im zwölften Jahrhundert und die Zuweisung desselben an den Anonymus Spervogel oder auch an Spervogel selbst hat Scherer3 so gewichtige Einwände erhoben, dafs wir daran verzweifeln müssen, in ihm einen Rest politischer Dichtung von Fahrenden aus dem zwölften Jahrhundert erhalten zu sehen; vielmehr gehört es wahrscheinlich in die Zeit um 1240.1

„Den Kreisen deutsch dichtender Fahrender des zwölften Jahrhunderts, in welche uns Einblick vergönnt ist, scheint das Amt der Kritik öffentlicher Zustände noch fremd zu sein; 5 vom politischen Lied keine Spur; das leidenschaftliche Gefühl für Wohl und Wehe der Nation und des Reiches, die dichterische Beteiligung an der hohen Politik lag den Spielleuten gewifs 6 fern" so urteilte Scherer über die Frage. So bestimmt derselbe aber hiermit die Existenz einer politischen Lyrik der Fahrenden vor Walther in Abrede stellt, so giebt er doch an anderer Stelle desselben Aufsatzes der gegenteiligen Ansicht Raum. „Die Produkte der Kunstpoesie", sagt er, „erheben sich in jener

1 Geschichte der deutschen Litteratur. S. 62, 63. 3 Dtsch. Stud. I, S. 313. 4 Ebd. S. 314. 5 Ebd. S. 325. 7 Ebd. S. 350.

2 Ebd. S. 64. 6 Ebd. S. 349.

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