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vor, er solle doch für immer in seinem Hause bleiben. * Der Kaufmann besteht auf seiner Forderung und wird schliefslich von Dianese aufgefordert, die beiden Teile nach seinem Gutdünken zu bemessen. Er teilt nun so, dafs die Dame mit ihrem Zelter die eine, alle Güter die andere Hälfte bilden. Dianese, der nun die Wahl zwischen diesen beiden Teilen hat, entscheidet sich für die Dame und überläfst alles übrige dem Kaufmann. Dann nehmen sie Abschied voneinander, und Dianese reitet betrübt davon. Nach kurzer Zeit aber kehrt der Kaufmann zurück und eröffnet ihm, er freue sich, dafs er sein Wort so treu gehalten, und gebe ihm alles, was er dem Vertrage zufolge an ihn abgetreten, zurück. Nachdem er sich endlich als den Ritter zu erkennen gegeben, dessen Schulden Dianese einst so hochherzig bezahlt und dessen Leiche er habe beerdigen lassen, verschwindet er ins Paradies. (E fue isparito, detto questo, ed andossine in paradiso.) Dianese aber kehrt mit seiner Gattin heim und belohnt alle seine Freunde reich.

D'Ancona erwähnt Romania III, 191 f. als hierhergehörig ein volkstümliches Gedicht: Istoria bellissima di StellanteCostantina, figliuola del gran turco, la quale fu rubata da certi cristiani che teneva in corte suo padre e fu venduta a un mercante di Vicenza presso Salerno, con molti intervalli e successi, composta da Giovanni Orazio Brunetto." Dieser Titel schon läfst ersehen, dafs es sich auch in diesem Gedicht um den Loskauf einer Prinzessin handelt, wie in dem Märchen bei Strapparola: Notti piacevoli, Venezia 1573. XI, 2, von welchem Simrock (Gut. Gerh. p. 98) eine kurze Analyse gegeben hat, und zwar nach W. Grimm (Kinder- und Hausmärchen III, 275). Bertuccio bestreitet mit 300 Dukaten, seinem ganzen Besitztum, den Loskauf und die Beerdigung einer Leiche und befreit eine Prinzessin, welche er, aus Räubershand gerettet, an den Hof ihres Vaters bringt. Als er heim reitet, schenkt ihm ein Ritter, der Geist des einst von ihm beerdigten Toten, gegen das Versprechen, alles Erworbene dereinst zu teilen, ein schönes Rofs und prächtige Kleider. Bertuccio gefällt nun dem Könige so, dafs er ihm seine Tochter zur Frau giebt. Als der Geist die Teilung der Prinzessin verlangt, Bertuccio aber die Frau lieber ganz als geteilt geben will, steht jener von seinem Verlangen ab und giebt sich zu erkennen. Endlich verdanken wir der Märchensammlerin Laura Gonzenbach ein sicilianisches Märchen, welches unserem Sagenkreise angehört. L. G.: Sicilianische Märchen etc. II, 96. Von den drei

,0 perchè none venite voi cho' me, chè io vi terrò sempre orevolemente a chasa mia, e non è bisongnio di pensare di nulla, e starete molto bene e orevolemente sì come io? Auch dieser Zug hat im Sir Amadas“ seine Parallele; vgl. bei Weber v. 650 ff.

Söhnen eines Reichen suchen die beiden älteren vergeblich durch den Bau eines Schiffes, welches zu Wasser und zu Lande fahren kann, eine Königstochter zu gewinnen. Der jüngste der drei Brüder, welcher keine von den sich zur Arbeit meldenden Personen, auch nicht ein altes Männchen (d. i. der heil. Joseph) zurückweist, bringt das Schiff glücklich zu stande und gelangt durch die Hilfe des heil. Joseph in den Besitz der Prinzessin. Nach der Verbindung der beiden fordert Joseph die gleich anfangs ausbedungene Teilung alles Gewonnenen. Als der Jüngling all sein Gut geteilt hat, verlangt der Heilige auch die Hälfte seiner Frau. Da ist der Jüngling tief betrübt, aber bereit, sein Versprechen zu halten, und erhebt sein Schwert, die junge Frau zu zerhauen. In diesem Augenblicke segnet der heil. Joseph seine Treue und verschwindet.

Auch Frankreich besitzt die Sage vom dankbaren Toten in mehrfacher Gestalt. Zuerst ist zu erwähnen der altfrz. Roman von Herpin de Bourges, der uns, cirka 55000 Verse lang, in einer Hs. des 15. Jahrhunderts in Alexandrinertiraden überliefert ist. Die von P. Paris (Manuscrits de la bibliothèque du roi, III, 1-4) behandelte Version ist nach W. Förster (Rich. li Biaus p. XXVII) wahrscheinlich ein Auszug aus diesem grofsen Roman. Nach dem von v. d. Hagen (Gesamtabenteuer I, XCVII; vgl. auch Simrock, Gut. Gerh. p. 104) gelieferten Auszug aus einer späteren deutschen Prosabearbeitung ist der Inhalt folgender. Löw, der Sohn des Herzogs Herpin de Bourges, vom Ritter Badwin v. Montlin bei Florenz in einer Löwengrube gefunden und adoptiert, verschwendet seines Pflegevaters Vermögen durch Stechen und Turnieren. Als Löw davon hört, dafs König Heinrich von Sicilien die Hand seiner Tochter dem Sieger in dem von ihm ausgeschriebenen Turnier verheisst, macht er sich auf den Weg nach dem Hofe des Königs. Mit dem unterwegs gewonnenen Gelde begräbt er eine wegen unbezahlter Schulden im Rauche hängende Leiche eines Ritters. Schon vor dem Turnier gewinnt er in Montlisan der Königstochter Gunst. Das ihm noch fehlende Streitrofs verschafft ihm ein weifser Ritter unter der Bedingung gemeinschaftlichen Gewinnes, wovon Löw aber die Prinzessin ausnimmt. Der weifse Ritter hilft ihm in den Turnieren, und als Löw endlich die Königstochter erhält, verlangt der Ritter seinen Anteil am Gewinne, entweder die Frau oder das ganze Königreich, welch letzteres ihm Löw feierlich giebt. Als der Ritter Löws Treue erkennt, entdeckt er sich ihm als Geist des beerdigten Ritters und verzichtet auf seine Forderung.

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Noch zwei andere altfrz. Romane gehören hierher, „Richars li Biaus" und Olivier et Artus". Richars li Biaus“, herausgegeben von W. Förster, Wien 1874, ist ein Abenteuerroman, welcher nach des Herausgebers Ansicht an der belgischfranzösischen Grenze entstanden ist und dem letzten Viertel des

13. Jahrhunderts angehört. Der Roman hat, wie „Herpin de Bourges", nicht die Sage vom dankbaren Toten allein zum Gegenstande; nur der letzte Teil desselben behandelt diesen Stoff. R. Köhler hat anlässlich der Besprechung der Casatischen Publikation von Fragmenten der Dichtung in der Revue Critique, 1868, p. 412 ff., eine gedrängte Analyse des gesamten Romans geliefert. Der Inhalt des zweiten in unseren Sagenkreis gehörigen Abschnittes ist folgender (v. 4137 ff.). Der König von Friesland chenkt dem Vater des Richars, Loeis, die Landschaft Mangorie. Richars verschwendet in vornehm ritterlichem Leben seines Vaters Vermögen, welcher schliesslich alle seine Besitzungen bis auf die chité de Mangorie verpfändet, während sein Sohn leichtfertig alles hingiebt. Als Richars hört, dafs der König von Montorgueil die Hand seiner Tochter dem Sieger in einem Turnier zusage, ist er untröstlich, dass ihm die Mittel zur Teilnahme am Turnier fehlen. Ein Prevost indessen verschafft ihm ein Rofs und das nötige Geld, und mit drei ihm zur Verfügung gestellten Knappen macht sich Richars freudig auf den Weg nach Montorgueil. Nach viertägiger Reise herbergen sie in der Stadt Osteriche, wo Richars allen Bürgern, Bürgerinnen, Rittern und Söldnern ein glänzendes Fest giebt. Auf dem Dache eines Hauses sieht er auf zwei Balken einen Leichnam liegen, welcher, wie er auf seine erstaunten Fragen erfährt, der des tüchtigsten Ritters ist, aber von dem Wirt des Hauses wegen einer unbeglichenen Schuld von 3000 Pfund nicht freigegeben wird. Richars ist entrüstet und giebt sofort alles, was er besitzt, auch seine Ausrüstung, her, um die Schuld zu decken und die Bestattung der Leiche zu ermöglichen. Nachdem dies geschehen, zieht er auf einem schlechten Rosse, das der Wirt ihm gegeben hat, weiter zum Turnier und befindet sich, von seinen Knappen verlassen, in der traurigsten Stimmung, als sich ein weisser Ritter zu ihm gesellt, der ihm seine Hilfe für das Turnier anbietet und sein edles Rofs zur Verfügung stellt. In dem sehr ausführlich geschilderten Turnier bleibt Richars Sieger über alle Gegner und erhält die Hand der Prinzessin Rose, welche ihm bereits vorher ihre Liebe erklärt hat. So in den Besitz der Königstochter gelangt, fragt Richars den weifsen Ritter, was er nun lieber wolle, die Frau oder das Erbteil. Der weifse Ritter aber steht von einer Teilung ab und verschwindet, nachdem er sich zu erkennen gegeben.

Gleichfalls mit fremden Elementen versetzt ist der Roman „Olivier de Castille et Artus d'Algarbe". Die Mélanges tirés d'une grande bibliothèque (Paris 1780) E. V., welche p. 78 ff. eine Inhaltsangabe dieses Romans geben, schicken derselben die Notiz voraus: Philippe Camus, Flamand, traduisit ou composa, à la requête, dit-on, du Sire de Croy, le Roman d'Olivier de Castille et d'Artus d'Algarbe. Il y en a eu deux éditions de

Genève; la première sans date, et la seconde de 1482. Dieser Roman ist eigentlich eine Version des Sagenstoffes von Amicus und Amelius, in welche die Geschichte vom dankbaren Toten verflochten ist. Wenn man diesen unserer Sage angehörigen Bestandteil aus dem Zusammenhange des Ganzen herausschält, so ergiebt sich etwa folgende Form der Erzählung. Olivier, der Sohn des Königs von Kastilien, bezahlt auf seinen Reisen, auf welche ihn eine Liebeserklärung seiner Stiefmutter gedrängt hat, die Schulden und das Begräbnis Talbots, eines englischen Ritters, mit dem er Freundschaft geschlossen hatte, und welcher aus Gram über die unaufhörlichen Belästigungen seitens seiner Gläubiger gestorben ist. Der dankbare Geist desselben liefert ihm Rofs und Gefolge zu einem glänzenden Turnier, welches der König von England ausgeschrieben hat, und dessen Preis die Hand der Königstochter sein soll. Olivier siegt im Turnier, hält sich noch ein Jahr lang am englischen Hofe auf, schlägt in einem glücklichen Kriege den König von Irland und darf endlich Helene, die englische Prinzessin, heiraten, welche nach einem Jahre Zwillinge zur Welt bringt. Mit Hilfe des weifsen Ritters (d. i. der Geist Talbots) wird Olivier später aus der Gefangenschaft des irischen Königs erlöst, in die er auf einer Jagd geraten war. Als einst der weifse Ritter erscheint, um das ihm früher versprochene Halbteil alles Gewonnenen zu fordern, ist Olivier bereit, sein Töchterchen Clarice zu teilen, worauf der Ritter Verzicht leistet, sich zu erkennen giebt und verschwindet.

R. Köhler hat (Germania III, 203 ff.) uns noch von einem neueren französischen Roman, Histoire de Jean de Calais, Kunde gegeben, welcher aus der Feder der Novellenschriftstellerin Madame de Gomez (1691-1771) stammt und 1723 in der wiederholt aufgelegten, auch ins Deutsche übertragenen Novellensammlung „Les journées amusantes" erschienen ist. Über ihre übrigens noch nicht aufgefundene Quelle sagt Madame de Gomez: „Ce que je m'engage à vous conter est tiré d'un livre qui a pour titre: Histoire fabuleuse de la Maison des rois de Portugal." Der Roman erzählt: Jean, der Sohn eines reichen Kaufmanns in Calais, der sich durch Bekämpfung der Korsaren um seine Vaterstadt sehr verdient gemacht hat, kommt auf seinen Reisen zu der blühenden Insel Orimanie, in deren Hauptstadt Palmanie er Schulden und Begräbnis eines von Hunden zerfleischten Leichnams bezahlt. Er kauft dort ferner zwei Sklavinnen los, mit deren einer, Konstanze, er sich vermählt und heimkehrt. Diese ist die Tochter des Königs von Portugal, von welcher er, als er sie ihrem Vater zuführen will, durch einen verräterischen General getrennt wird. Der dankbare Tote aber rettet Jean und bringt endlich seine Wiedervereinigung mit Konstanze zu stande. Als der Fremde (d. i. der helfende Geist des Toten) später auf Grund eines

früheren Versprechens von Jean die Hälfte seines Sohnes verlangt, giebt dieser sein Kind hin, damit jener es mit dem Schwerte zerteile. Der Fremde aber giebt Jean das Kind zurück als Preis seiner Tugend und Treue und verschwindet. - R. Köhler hat a. a. O. bemerkt, dafs es noch eine neuere französische Bearbeitung der Histoire de Jean de Calais gäbe, und zwar in Drucken aus den Jahren 1770, 1776, 1787, welche auf dem Titel den Zusatz trägt: Sur de nouveaux mémoires. Der Hauptzug der alten Sage hat sich in dieser späteren, übrigens anonym erschienenen Redaktion bereits verflüchtigt. Der dankbare Geist des Toten ist nämlich durch einen Engel ersetzt, der nicht aus persönlicher Dankbarkeit, sondern in Ausübung seines himmlischen Berufes den tugendhaften Jean unterstützt und rettet. Sogar französische Volksromane von 1849 und 1856 haben noch die Geschichte des Jean de Calais zum Gegenstande, freilich in einer Form, deren wesentlicher Kern nur noch der Loskauf zweier Mädchen ist. J. B. Andrews erzählt in seinen Stories from Mentone" auch ein John of Calais" betiteltes Märchen. Danach scheint es, als ob die Geschichte noch heute Andrews hat die Stories im Frühjahr 1879 von einer Frau aus Mentone erzählen hören im Volksmunde jenes Gebietes an der Grenze Italiens und Frankreichs lebendig wäre. Vgl. The Folk-Lore Record, Vol. III, Part I, 3 und Englische Studien V, 158 unten. Ein lothringisches Märchen, welches Cosquin (Contes populaires de Lorraine, comparés avec les contes des autres provinces de France et des pays étrangers et précédés d'un essai sur l'origine et la propagation des contes populaires Européens I, No. XIX, Le petit bossu) erzählt, ist, wie R. Köhler mir freundlich mitteilt, eine Variante von Grimm Nr. 57, aber kombiniert mit dem Motiv des dankbaren Toten. Der Held bezahlt die Schuld eines Toten und läfst ihn begraben. Dafür hilft ihm dann der Geist des Toten in Gestalt eines Fuchses. Cosquin verweist auf das baskische Märchen bei Webster p. 182, das bretagnische bei Sébillot I, Nr. 1, das brasilianische bei Roméro Nr. 10, das toskanische bei Nerucci Nr. 52. Endlich sei noch auf ein gascognisches Märchen hingewiesen, auf welches R. Köhler (Or. u. Occ. II, 329) aufmerksam gemacht hat. Es stammt aus Cénac Moncaut, Contes populaires de la Gascogne, Paris 1861, p. 5, und zeigt arge Entstellung des Stoffes, indem der Schuldner

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