ページの画像
PDF
ePub

lung James A. H. Murrays, des bekannten englischen Lexikographen, in drei Gruppen: die der südlichen Grafschaften, welche sich als ein Streifen von mäfsiger Breite längs der englischen Grenze hinzieht ; die der Ausdehnung nach gröfste, welche - Glasgow und Edinburgh einschliefsend von Südwest nach Nordost sich erstreckt, und die nordöstliche, nördlich von Dundee, also Aberdeen, Banff, Caithness u. s. w. enthaltend. Die erstgenannte Gruppe ist von dem eben genannten Gelehrten in der trefflichen Darstellung „The dialect of the Southern Counties of Scotland" zur Darstellung gebracht, eine Grammatik der Untermundart der nordöstlichen Gruppe wurde von dem Rev. Dr. Walter Gregor in Pitsligo erwartet, welcher u. a. ein Glossar über die Mundart von Banffshire verfafst hat. Der mittlere Zweig des Schottischen ist grammatisch noch nicht behandelt worden.

Am 24. März 1863, also vor einem Vierteljahrhundert, sprach Lord Neaves in der Society of Antiquaries of Scotland sein Bedauern darüber aus, dafs noch kein Schotte sich der Aufgabe unterzogen habe, das Schottische grammatisch zu bearbeiten, und gedachte dabei der Arbeit des Schweden Zacharias Collin (1862), welche einen erfreulichen Anfang in dieser Beziehung bildete. Der Forscher ist auch heute noch wenn man von Murrays Arbeit absieht auf die allerdings zahlreichen Glossarien und Anmerkungen zu den Ausgaben schottischer Autoren alter und neuer Zeit angewiesen, auf einige Einzelarbeiten, sowie auf die schottischen Wörterbücher, von denen die kleineren, in Deutschland erschienenen von Motherley und Hierthes nur bescheidenen Ansprüchen genügen, während das auch in seiner neuesten Auflage noch auf einem veralteten Standpunkte verharrende grofse Wörterbuch von Jamieson doch eine reiche Fundgrube für Forschungen auf dem Gebiete des Schottischen ist.

Die Beantwortung der Frage nach dem von Robert Burns in seinen Gedichten verwendeten Dialektes mufste der Vortragende der vorgerückten Zeit wegen vertagen, nachdem er kurz darauf hingewiesen, dass der Dichter bei Ayr, also in der mittleren Gruppe des Schottischen, geboren und aufgewachsen sei, also diese Untermundart gesprochen habe. Der Mangel einer Lautschrift und die Verwendung englischer Orthographie, wo der Laut bedeutend abweiche, mache die Erkennung des Dialektes oft recht schwierig. An einer bekannten Stelle aus Burns wies der Vortragende nach, dafs man der Behauptung Murrays, „Scots wha hae wi' Wallace bled" sei „,fancy Scotch", wohl zustimmen könne.

Im Anschlusse daran las Herr Tobler aus der Corrodischen Übersetzung in Schweizerdeutsch ein Gedicht vor.

Herr Bourgeois fährt in seinem Vortrage über Béranger fort, indem er das Leben des Dichters bis zu dem Zeitpunkte erzählt, wo seine ersten Chansons gedichtet wurden.

Jahresberichte

der

Dresdner Gesellschaft für neuere Philologie.

1886/88.

Die bereits im Januar 1878 von Professor Dr. Scheffler ins Leben gerufene Gesellschaft für neuere Philologie zu Dresden besteht zur Zeit aus 25 ordentlichen und 6 auswärtigen Mitgliedern. Der gegenwärtige Vorstand besteht aus: Professor Dr. Scheffler als Vorsitzendem; Dr. Thiergen, Stellvertreter; Oberlehrer Sahr, Schriftführer; Dr. Zschalig, Kassenwart. Ehrenmitglied ist Professor Dr. Kade.

In der Zeit von Oktober 1886 bis März 1888 wurden folgende gröfsere Vorträge gehalten, an die sich Besprechungen anschlossen: Den 14. Januar 1887: Dr. Zschalig über Altfranzösische Dichterinnen.

Eine weit wichtigere Rolle als in Deutschland spielen und spielten in Frankreich die Frauen in der Litteratur, und zwar nicht zum mindesten als Dichterinnen. Zahlreich und von hoher Bedeutung sind auch die altfranzösischen Dichterinnen, unter denen zunächst Marie de France (zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts) zu nennen ist. Leider sind wir über die Einzelheiten und über die Zeit ihres Lebens das höchst wahrscheinlich zum Teil in England verflofs sehr im unklaren. Weder zeitgenössische noch spätere Zeugnisse, noch Äufserungen in ihren eigenen Schriften geben uns einen genauen Anhalt. Marie de France wurde von ihren Zeitgenossen viel gelesen, viel bewundert und viel beneidet. Ihre 103 Fabeln Ysopet" erhielten sich in ihrer unverwüstlichen Frische noch bis zu den Zeiten des Lafontaine lebendig, der sie las und benutzte. Von grofser Anmut und Frische, also von bedeutendem dichterischen Werte, sind ihre Lais (= Sang), die Prof. W. Hertz, Stuttgart, übersetzte. Sie sind in paarweis gereimten Achtsilbnern gedichtet und bewegen sich stofflich in dem Kreise der Artussage. Klarheit der Gedanken, naiver Ton, rascher Fortschritt der Erzählung sind wie Archiv f. n. Sprachen. LXXXI.

14

die vorgetragene Probe einer selbstverfafsten Übersetzung des Lais del Chevrefoil zeigte ihre Hauptvorzüge.

Christine de Pisan (1363-1403) verbrachte den gröfsten Teil ihres Lebens in Frankreich. Früh vermählt und bereits mit 25 Jahren verwitwet, ward sie durch die Not zur Schriftstellerin gemacht. Sie starb auch in bitterer Not, nachdem sie ihr sauer erworbenes Vermögen eingebüfst hatte. Sie schrieb sehr viel. Ihre 100 Balladen, unter denen sich 20 auf den Tod ihres Gatten beziehen, zeigen, dafs sie vielseitige dichterische Begabung mit treuem ernsten Sinn paarte. Vortreffliche Lebensgrundsätze enthält ihr didaktisches Gedicht: Notables moraulz à son filz", welches, dem Zeitgeschmack entsprechend, reiche Reime enthält. Nun müssen wir auf das 16. Jahrhundert übergehen, da die wissenschaftliche Forschung die Lebensgeschichte und Werke einer angeblichen Dichterin des 15. Jahrhunderts, Clotilde de Surville (1802 „entdeckt“), bald als moderne Fälschung erweisen konnte.

Im 16. Jahrhundert sind Marguerite de Navarre (1492 bis 1549), die neben dem berühmten Heptaméron auch Gedichte verfafste, sowie die hochbegabte Schottenkönigin Mary Stuart (1542-87) vorübergehend zu erwähnen. Maria Stuart erhielt im Kloster St. Germain eine vortreffliche Erziehung und fühlte sich ganz als Französin. Rührend und ergreifend ist ihr Abschied von Frankreich, als sie nach Schottland abreiste. Dem bekannten Bérangerschen Liede liegt folgendes Gedicht der Maria Stuart zu Grunde:

Leb wohl, du herrlich Land der Franken,

O Heimaterde!

Vor allem werte!

Der ich der Kindheit Glück zu danken!
Leb wohl, du Land, du schöne Zeit;
Das Schiff, das unsre Lieb entzweit,

Trägt nur die eine Hälfte fort;

Mein ander Teil will dir ich schenken,

Will dir's vertraun, der Freundschaft Hort,
So wirst du auch des andern denken!

Die gröfste Dichterin des 16. Jahrhunderts ist Louise Labé (1525-65), „die schöne Seilerin". Sie stand in hohem Ansehen bei ihren Zeitgenossen; die namhaftesten Dichter und Gelehrten von Lyon verkehrten in ihrem Hause. Verleumdung und Gehässigkeit haben nicht vermocht, ihren reinen Charakter in Zweifel zu stellen. Ihr dichterisches Empfinden ist überaus frisch und leidenschaftlich und, wie folgendes Sonett bezeugt, unserer Zeit verwandt:

Solang des Auges Thränen nicht versagen,
Zu trauern um das Glück, das weit entrückt;
Solange noch, von Seufzern nicht erdrückt,
Die Stimme leis es mag den Lüften klagen;

Solang die Hand die Laute noch mag schlagen,
Damit dein Lob ich sing, von dir entzückt;
Solange noch die Seele, still beglückt,

Nach dir nur mag, dich zu ergreifen, fragen:

So lang bin ich zu sterben nicht gewillt.

Doch wenn der Thränenquell einst nicht mehr quillt,
Die Stimme bricht, die Hand mir kraftlos bliebe;

Und meine Seel in diesem Sterbehaus

Nicht fähig mehr, zu zeigen ihre Liebe:

Dann lösch der Tod des Lebens Fackel aus!

Gleichzeitig mit ihr lebte in Lyon die frühverstorbene Pernette du Guillet (1520-45), aus vornehmer Familie stammend. Zuletzt haben wir zu nennen Mme et Mlle Desroches, Mutter und Tochter, aus Poitiers. Etienne Pasquier (1529-1615), ein urteilsfähiger Zeitgenosse und eine wichtige Quelle für die Dichtung der damaligen Zeit, stellt sie sehr hoch. Beide lebten, durch innige Liebe verbunden, dem Studium und dem Verkehr mit bedeutenden Zeitgenossen. Die Pest raffte beide 1587 an demselben Tage dahin. Ist Louise Labé leidenschaftlich und glühend, so herrscht in den Werken dieser beiden Dichterinnen mehr eine ruhige Stimmung und eine milde Klarheit, die sich aber, wie in folgendem Sonett in Alexandrinern, zu hoher Schönheit und Wahrheit der Gedanken aufschwingt:

Ich glaube, dafs das Glück von uns abhängt allein,
Und dafs ein jeder Mann sein eignes Glück mag schmieden;
Der Thor, zu unbedacht, verscherzt es sich hienieden,
Der Weise geht mit ihm behutsam um und fein.

Vom Schauplatz dieser Welt der Menschen Thun und Sein
Vermag von diesem Satz klar den Beweis zu bieten,
Es ist der Menschheit so hier unterm Mond beschieden:
Sie trägt ihr Wohl und Weh, trägt ihre Lust und Pein.
Drum wer sich glücklich fühlt zur Zeit als Unvermählte,
Nicht wen'ger wird sie's sein, wenn später sie erwählte
Sich Hymens heilig Band; und wenn die Liebe glüht'

Im keuschen Ehebund mit holder Fackel Brande,
So ist sie glücklich noch dereinst im Witwenstande;

Weil alles Glück entspriefst dem eigenen Gemüt!

Das Gebiet aller dieser Dichterinnen ist freilich nur ein eng umgrenztes: die Kleinepik, Lyrik und Didaktik. Aber wir können gern gestehen, dafs sie hier, teils weil diese Gebiete dem weiblichen Gemüt nahe liegen, teils aus der Kraft eigener dichterischer Begabung viel Schönes und zu Herzen Gehendes geleistet haben.

Den 4. Februar 1887 sprach Dr. Thiergen über das Englische Schulwesen. Bezüglich des Inhaltes dieses Vortrages verweisen wir auf das Pädagogische Archiv, Centralorgan für Erziehung und Unter

richt, herausgegeben von Direktor Dr. Krumme, Braunschweig, woselbst der Vortrag vollständig wiedergegeben ist (Heft 9, Oktober 1887).

Dr. Stern über die Methode Lehmann. Seit zwei Jahren wird am Vitzthumschen Gymnasium nach der Methode Lehmann Französisch gelehrt. Die Lehrbücher und die Methode von Plötz, KnebelProbst u. a. an denen eingehend Kritik geübt wird erzielen zu wenig Sicherheit im Gebrauch der Sprache. Mündliche und schriftliche Übungen darin, also das eigentlich Belebende, werden erschwert. Die Methode Lehmann umfafst sechs Übungsstufen, wovon freilich Stufe 2-6 nicht zu benutzen ist. Der erste Teil enthält die Formenlehre und einiges aus der Syntax. Die Methode bezweckt, dem Schüler das Wortbild zugleich mit dem Sachbilde vorzuführen und dieses innig mit jenem zu verbinden. Sie beruht daher erstens auf der direkten Anschauung, d. h. es werden und zwar gleich in kleinen Sätzen zunächst alle französischen Bezeichnungen für die den Schüler umgebenden Gegenstände, die Teile des Körpers u. s. w. gelernt und in einem fortwährenden Frage- und Antwortspiel geübt. Zweitens gründet sich die Methode auf die Anschauung im Bilde, so dafs der Schüler die in der Fabel benannten Gegenstände sogleich auf dem Bilde sehen und zeigen muss. Allmählich fliefsen in diese Unterrichtsweise die wichtigsten Regeln mit ein, wie der Vortragende an Beispielen zeigte. So wird die alte, tote Übersetzungsmethode beseitigt und der Schüler sogleich in das volle Leben der Sprache selbst geführt. Es fangen so die mündlichen und schriftlichen Stilübungen im Gebrauch der französischen Sprache sogleich auf der untersten Stufe an. Dieser Punkt ist, nach der Ansicht des Vortragenden, an dieser Methode weit wichtiger als die Zuhilfenahme der Anschauung. Eine frische fröhliche Mitarbeit aller Schüler ist dabei zu beobachten. In vier Jahren wird so das ganze Gebiet der Grammatik erledigt. Die Mängel der Methode bezw. des Buches von Lehmann sind folgende. Die Lautphysiologie ist gar nicht berücksichtigt. Das im Buche gebotene Französisch verstöfst hier und da grob gegen Korrektheit; die Grammatik tritt zu sehr zurück; die Ausspracheund grammatischen Regeln sind oft schwankend angegeben; die Fragen sind vielfach geistlos und stumpfsinnig; die Vokabeln stehen auf jeder Seite unten zusammen; das Wörterbuch der Akademie von 1878 ist nicht berücksichtigt, das Buch wimmelt von hässlichen Druckfehlern, ist teuer und die Bilder sind schlecht. Trotzdem überwiegen die Vorteile die Mängel, wie die seit zwei Jahren damit erzielten Erfolge deutlich beweisen. Dr. Stern besprach sodann noch die nach ähnlichen Grundsätzen abgefafsten Lehrbücher von Ducotterd u. Mardner und von Hufs, die ebenfalls beide in mehrfacher Hinsicht zu empfehlen seien.

« 前へ次へ »