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Tugendhelden, und in The Queen and Concubine" steht ein leidender Engel einer Teufelin gegenüber - Charaktere, die nicht blofs nach Aristoteles zur Verwendung im Drama ganz ungeeignet sind, zumal wenn sie in so plumper Zeichnung erscheinen wie hier. Wenn der Dichter in The Queen's Exchange" mit seinen Personen mehr Glück gehabt, so liegt dies an dem Umstande, dafs dort die Handlung sich nicht aus der Beschaffenheit der Charaktere, sondern auf Grund einer Äufserlichkeit, einer doppelten Verwechselung, entwickelt. Aber auch in diesem Stücke findet sich eine Persönlichkeit, die in vielen Zügen das Gepräge eines Heiligen trägt: der anfangs zurückgesetzte, später zu hohen Ehren gelangende Anthynus. Im allgemeinen mufs man also sagen, dafs Brome, sobald er zu idealisieren versucht, in Übertreibung verfällt. Sehen wir uns nun auf dem Gebiete um, das er selbst als seine eigentliche Domäne betrachtet, dem realistischen! Die Sittenkomödien Bromes denn um diese handelt es sich hier suchen ihre Charaktere nicht auf den Thronen; die in diesen Stücken behandelten Interessen sind keine weltund staatsbewegenden. Der Autor greift hier hinein ins volle Menschenleben, wie es sich in der Familie, auf dem Markte, im Kaufladen und an den Orten des Vergnügens zeigt. Die verschiedenen Stände, welche das London jener Zeit aufzuweisen hat, erscheinen hier im bunten Wechsel: der heruntergekommene Landedelmann, der Höfling, der Stutzer, der Kaufmann und die Kaufmannsfrau, der Friedensrichter, die launische Witwe, der Wucherer, der Beutelschneider, die Gefallene, die feile Dirne, der Bramarbas, der Projektenmacher u. s. f. Fürwahr, ein farbenreiches Bild, das des Interessanten genug zu bieten vermag! Aber dadurch, dafs diese Charaktere bereits typisch geworden waren, verlieren sie viel von ihrem Reize. Die Personenverzeichnisse dieser Stücke ähneln einander ungemein; meist dieselben Leute, nur die Namen sind vertauscht. Und die Motive, welche diese Leute zu ihren Handlungen antreiben? Es sind in der Regel die gemeinsten Triebfedern menschlicher Thätigkeit, wie Geiz, Ehrgeiz in gröbster Form, höchst sinnliche Liebe, tölpische Eifersucht. Und wie könnte dies auffallen! Die Sitte der Zeit war zur Sittenlosigkeit geworden, und Brome thut nichts mehr und nichts weniger, als dafs er die Gebrechen der Zeitgenossen in

all ihrer Blöfse schildert.

Insofern nun hätten seine Komödien eine Bedeutung erhalten mögen, die sie, als Kunstwerke betrachtet, nimmermehr haben: sie hätten, den Menschen jener Periode als Spiegel ihres Lebens und Treibens vorgehalten, für diese zur warnenden Mahnung werden können. Aber der Verfasser frönte dem Geschmacke des entarteten Zeitalters, indem er dessen Thorheiten und Gemeinheiten zum Gegenstande blofser Unterhaltung macht; er fühlte sich eins mit seinem Publikum und dachte nicht daran, dasselbe einem edleren Geschmacke zuzuführen. Dennoch gebietet auch hier die Gerechtigkeit, zu erwähnen, dafs er in einigen Stücken, so in "The Court Beggar" und The Antipodes", zuweilen einen recht gesunden Ton anschlägt und dadurch wenigstens einen Anlauf nimmt, der Narrheit mit der Satire zu Leibe zu gehen; aber dann ist er eben nur satirisch, und es fehlt ihm der echte, versöhnende Humor.

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Die Roheit der Handlung und der Charaktere spiegelt sich wieder in der Sprache Bromes. Diese erweist sich, zumal in den Sittenkomödien, als das gewöhnlichste Londoner Strafsen- und Kneipen-Englisch jener Tage, das, nicht selten mit groben Obscönitäten und frivolen Witzen durchsetzt, auf den modernen Leser nicht anders als abstofsend wirken kann. Wo euphuistische Wendungen vorkommen, sind sie meist schal, geschmacklos oder gesucht, und der häufige Gebrauch lateinischer Floskeln an unpassender Stelle macht den Stil um nichts geniefsbarer. Zwar das geschickte Einflechten lateinischer Phrasen, wo es durch den Charakter und Stand der redenden Personen gerechtfertigt wird, darf niemand tadeln wollen: den Pedanten Sarpego in „The City Wit" kennzeichnen sie aufs trefflichste. Leider hat aber Brome die Manie, lateinische Brocken möglichst oft anzubringen, als ob er dadurch zeigen wolle, es stehe mit seiner Bildung nicht so schlimm, wie manche geneigt sein mochten anzunehmen. Übrigens ist der Stil in den metrischen Teilen bei weitem nicht so gemein, und in den beiden Dramen erhebt er sich sogar bis zum Pathetischen.

Was hier von Bromes Erzeugnissen gesagt worden, gilt freilich von den Stücken der meisten dramatischen Dichter der Epoche, bald in stärkerem, bald in schwächerem Grade. Je ähnlicher aber diese Dramenschreiber untereinander sind, desto schwie

riger ist es naturgemäfs, die Eigenart eines derselben zu bestimmen; bei der Übereinstimmung der Typen in den Sittenkomödien, bei dem Mangel wahrer Poesie, bei der fast durchgängigen Anwendung der Sprache des gemeinen Lebens in den Prosascenen dieser Stücke bleibt in der That nicht allzuviel übrig, worauf man ein sicheres Urteil von der Individualität eines einzelnen Schriftstellers gründen könnte. Dennoch können wir wenigstens im allgemeinen die Stelle bezeichnen, die Brome unter seinen Genossen einnimmt. Dafs die überwiegende Zahl seiner Spiele Sittenkomödien sind, weist ihm seinen Platz auf der Seite an, auf welcher Jonson, Th. Heywood, Dekker stehen, denen er ja auch persönlich näher getreten war, und von denen sich Dichter wie Chapman, Ford, Beaumont und Fletcher ein merkliches Stück entfernen. Doch hat er auch von diesen manches entlehnt, von dem einen eine Scene, von anderen wenigstens einzelne Phrasen; auch borgte er mitunter die Idee zu einem Stücke und modelte sie nach seiner Weise um. Selbst Reminiscenzen an Shakespeare finden sich bei ihm. Er ist, auch in Hinblick auf die Stoffe, vielleicht der am wenigsten selbständige dramatische Autor der Zeit.

Somit sind die beiden Hauptmerkmale, welche Bromes Wirken kennzeichnen, die Routine und der Mangel an Originalität. Gerade diese beiden Momente aber machen ihn zu einer sehr beachtenswerten Gestalt unter den „play-wrights". Denn wenn Schlegel sagt:,,Die Schauspiele des unbekanntesten Schriftstellers dieser Zeit (ich wage es zu versichern, ohne sie bei weitem alle zu kennen) sind lehrreicher für die Theorie und merkwürdiger als die berühmtesten aus allen späteren Zeiten“ so mufs dies

von unserem Brome um so mehr gelten, je mehr er sich als eine geistig zwar beanlagte, aber vorwiegend receptive und reproduktive Natur offenbart, die, auf welchem Gebiete des Dramas sie sich äussern mag, immer nur der Wiederhall des zeitgenössischen Schauspiels, damit aber zugleich des zeitgenössischen Lebens ist, und die deshalb das Interesse des Litterarhistorikers in kulturhistorischer Hinsicht nicht minder als in rein dramatischer erregen und befriedigen muss. Die folgenden Seiten sollen der Besprechung einiger der besseren Stücke gewidmet sein.

A. a. O. II, 2, 307.

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Die Sittenkomödien.

Da weder die Druckjahre, noch die Jahre der ersten Aufführung, soweit letztere überhaupt bekannt sind, einen sicheren Anhalt für die Abfassungszeit der Stücke geben, so wird hier der Versuch gemacht, diese nach ihrem Werte anzuordnen. Bessere Komödien sind „The Court Beggar", „The City Wit“, „The Northern Lass", "The Antipodes"; eine Gruppe für sich bilden wegen der Ähnlichkeit in der scenischen Anlage, wegen der sorgloseren Ausführung und endlich wegen des gemeineren Tones The New Academy, or The New Exchange", The Damoiselle, or the New Ordinary", "The Covent - Garden weeded, or the Middlesex Justice of Peace“ und „The Sparagus Garden“; am tiefsten steht das mit Episoden überladene und äusserst rohe Stück „A Mad Couple well match’d“.

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The Court Beggar. Ein Landedelmann, Sir Andrew Mendicant, hat nach dem Tode seiner verständigen Gattin die ländlichen Besitzungen verlassen und ist mit seiner Tochter Charissa nach der Hauptstadt gezogen, wo er sein heisses Streben nach Hofgunst zu befriedigen und so ein doppeltes Ziel zu erreichen gedenkt: Standeserhöhung und Vermehrung seines Vermögens. Er ist bemüht, solche Besitzungen für sich zu erbetteln, welche aus irgend einem Grunde der Krone verfallen sind: er wird ein Hofbettler". Um sich aber dem Monarchen zum Zwecke der Standeserhöhung zu empfehlen, geht er unter die Projektenmacher und nimmt eine Schar ebensolcher Phantasten in Sold. In seinem Thun bestärkt ihn Sir Ferdinand, ein Wüstling, der bereits eine Menge Damen getäuscht hat, gegenwärtig aber in den Liebesfesseln der koketten Lady Strangelove schmachtet, welche ihm indes wenig Beachtung schenkt. Dieser hat sich vorgenommen, Charissa zu verführen, wie ihm dies mit so vielen anderen gelungen ist. Deshalb wirbt er bei ihrem Vater scheinbar um ihre Hand, indem er sich der Gunst des Königs rühmt und durchblicken läfst, dafs durch seine Vermittelung Sir Andrew gleichfalls bei Hofe zu Ehren gelangen könne. Der Schurke hegt die niederträchtige Hoffnung, es werde ihm der Alte, wenn derselbe durch das Fehlschlagen seiner Projekte an den Bettelstab gebracht worden sei, durch die Armut gedrängt, die Tochter

er

verkuppeln. Seine Absicht wird aber von Gabriel, dem treuen Diener und entfernten Verwandten Sir Andrews, durchschaut, und wenn dieser auch seinen Herrn nicht sogleich von Sir Ferdinands Schurkerei zu überzeugen vermag, gedenkt er doch alles zu thun, was dazu dienen kann, den Betrüger zu entlarven und der Charissa zu ihrem wahren Geliebten zu verhelfen, einem jungen Menschen ohne Vermögen, aber von guter Familie, Namens Frederick, dem der alte Herr das Haus verboten hat. Da verbreitet sich plötzlich die Nachricht, Sir Ferdinand sei wahnsinnig geworden. Damit sieht Sir Andrew sein Streben vereitelt, ja seine Zukunft bedroht, um so mehr, als er den gröfsten Teil seines Vermögens bereits mit Plänemachen durchgebracht hat. Doch sichert er sich noch, so gut er es vermag. Da nämlich das Gut Sir Ferdinands als das eines Unzurechnungsfähigen der Krone verfällt, so erbettelt er sich dasselbe. Weil ihm aber dennoch an der Genesung Sir Ferdinands noch mehr liegt hofft, durch diesen die Würde eines Lord zu erlangen, so wendet er sich an Lady Strangelove, die nach ihrer Gewohnheit von einem Kreise sich witzig dünkender Narren umgeben ist, welche ihr den Hof machen. Seine Bitte geht dahin, die Lady möge den kranken Ritter in ihr Haus aufnehmen, damit derselbe sie öfter sehe und so schneller genese, denn die Ärzte schrieben seinen Wahnsinn dem Umstande zu, dafs er von der Dame zu wenig beachtet worden sei. Auf diesen Vorschlag geht die Dame ein; der Ritter wird in ihr Haus aufgenommen. Nachdem seine Raserei sich etwas gelegt hat, besucht die Dame ihn auf Bitten des Arztes. Dabei ereignet sich's, dafs Sir Ferdinand auf sie eindringt und ihr Gewalt anthun will, jedoch überwältigt wird. Nun soll sein Arzt, den die Lady für den Anstifter des Attentates hält, auf die nämliche Weise bestraft werden, wie bei Plautus der Miles gloriosus; indes, er befreit sich von der drohenden Schmach, indem er der Lady Strangelove mitteilt, dafs Sir Ferdinand die Tollheit nur erheuchelt habe, um sich an der Lady zu rächen; er habe seine brennende Liebe an ihrer Schmach kühlen wollen. Um dieser Mitteilung willen wird dem Arzte. verziehen; doch darf er nicht mehr im Hause verweilen. Ein neuer Arzt soll den Ritter behandeln. Es erscheint, als Doktor verkleidet, der Geliebte Charissas, Frederick, und verlangt, man

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