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ob er dem Juden, seinem Herrn, entlaufen oder ob er bleiben solle („Merchant of Venice" II, 2). So sagt Randal: „If I now should turn this money to my own use! ha! dear Devil, tempt me not. Away, Temptation, leave me, I am frail flesh: yet I will fight with thee. Turn from me, Satan: strive not

to clog my conscience... ." (W. III, 381 f.) kannten Ausspruch des Polonius („Hamlet“ II, 2) Worte:

If this be madness, 'tis a merry Fit.

Auf einen beweisen Heartys

(W. III, 389.)

„A Jovial Crew, or the Merry Beggars" hat sich sehr lange auf der Bühne erhalten. Wenn aber Ward1 diesen Umstand der aufserordentlichen Popularität zuschreibt, die das weit später (1728) erschienene Stück John Gays The Beggar's Opera“ sich erwarb, so ist vor allem zu bedenken, dafs, vom Titel abgesehen, beide Dichtungen durchaus verschieden sind. Jedenfalls aber zeigte der Erfolg der Gayschen Schöpfung, dafs sich auf dem Gebiete der Bettleroper etwas wagen liefs, und so erscheint es als ganz natürlich, dafs schon 1732 Bromes Stück unter seinem alten Titel in Drury-Lane als Oper aufgeführt ward, nachdem Mr. Roome und Sir William Young dasselbe um verschiedene Gesänge bereichert hatten. 2 In dieser Gestalt blieb es sehr lange auf dem Repertoire. 3 Von dieser Oper urteilt die Biographia Dramatica: „It is certain that it is far from an unentertaining piece, especially to those who are fond of the musical drama; yet it is mingled with so many absurdities and indelicacies, that I cannot help looking on the great approbation it met with, as a kind of reflection on the public taste.“

Von den romantischen Intriguendramen besprechen wir The Queen's Exchange. Bertha, die Königin von Wessex, gedenkt Osriick, den König von Northumberland, zu heiraten, stöfst aber bei Lord Segbert, dem Freunde ihres verstorbenen Vaters, auf Widerspruch: der Lord meint, unter einem northumbrischen Herrscher möchten die westsächsischen Interessen zu

III, 341.

2 Biogr. Dram. II, 172. Ward hat 1731 als Jahr der ersten Aufführung.

3 Nach Ward bis 1791. II, 341, Note 1.

wenig gewahrt werden. Zur Strafe für seinen Widerspruch verbannt ihn die Königin, und so zieht er denn, nur von seinem ältesten Sohn Anthynus begleitet, nach Northumberland, um dort dem Könige selbst Vorstellungen zu machen, wird aber unterwegs von seinem zweiten Sohn Offa, der ihn schnell beerben möchte, meuchlerisch überfallen und verwundet. Ein frommer Eremit nimmt sich seiner an, giebt ihm Herberge und pflegt ihn, während Anthynus, der mit Not den von Offa gedungenen Mördern entwischt war, den verlorenen Vater vergebens in Wald und Flur sucht.

Unterdessen hat der Sinn des Königs von Northumberland eine merkwürdige Veränderung erfahren. Der Gesandte, welcher ihm mit Berthas Jawort deren Bildnis überbrachte, liefs ihn zugleich das Porträt der Mildred sehen, der Tochter Segberts. Eine Vergleichung der Bildnisse hat die Wirkung, dafs Osriick der Königin vergifst und nur danach trachtet, jene andere Jungfrau kennen zu lernen. Dies mufs incognito geschehen; das Volk soll nichts von seiner Abwesenheit merken. Da ist's ihm denn gerade recht, dafs man den Anthynus, den man im Walde schlafend gefunden, und der ihm gleicht wie ein Ei dem anderen, einstweilen seine Rolle spielen lassen will. Nur wenige Lords sind in das Geheimnis eingeweiht, und diese wenigen begleiten den als Privatmann auftretenden Osriick nach Wessex. Dort wird er für Anthynus angesehen und, da der heuchlerische Offa ihn beschuldigt, den Vater, Segbert, ermordet zu haben, ins Gefängnis geworfen.

Anthynus kann sich inzwischen in seine Rolle als northumbrischer König durchaus nicht finden: er wiederholt seiner Umgebung, er sei Anthynus, Segberts Sohn, und nicht der König. Die Höflinge, denen der Tausch unbekannt ist, und die ihn demnach für den Regenten halten müssen, glauben, er sei gemütskrank geworden. Man sucht seine Heirat zu beschleunigen, da man von derselben seine Genesung erhofft. Die Königin von Wessex, die man von seinem Zustande benachrichtigt hat, eilt herbei, und Anthynus läfst es sich gefallen, mit ihr vermählt zu werden; worauf denn das Ehepaar nach Wessex reist.

Dort erfolgt die Aufklärung. Der aus dem Gefängnisse

befreite Osriick verbindet sich mit Mildred. Die Festfreude wird zum Schlusse durch die Rückkehr des totgeglaubten Segbert erhöht. Der schurkische Offa erhält Verzeihung.

In diesem Drama zeigt der Verfasser bei weitem mehr Kunst als in den bisher besprochenen Stücken. Er hat sich hier ersichtlich Mühe gegeben, seinen Stil auf einer gewissen Höhe zu halten, und hat insbesondere den blank verse durchgehends, wenn auch mit sehr ungleichem Erfolge, zur Anwendung gebracht. Der Verlauf der Handlung zeigt eine Frische, die vom Leser jede Ermüdung fernhält; und obwohl das leitende Motiv in der Verwechselung von Personen und daraus sich ergebenden Mifsverständnissen liegt, so findet sich doch nirgends Unklarheit oder Verschwommenheit. Auch sind die einzelnen

Handlungen gut miteinander verbunden.

Das Stück enthält mannigfache Anklänge an andere Dramen, wie zum Teil schon Ward hervorhebt. Zunächst erinnert die Art, wie der in die Verbannung ziehende Lord Segbert zu erkunden sucht, in welchem Grade seine Kinder ihn lieben, an „King Lear" (1, 2). Segbert fragt ein jedes der drei Kinder, wie es seine Liebe zu ihm gefunden habe. Darauf erwidert Offa, überschwenglich wie bei Shakespeare Goneril:

O dear Sir,

I am all unworthy to acknowledge half,
Half of your pious bounties on a Son,
A wretch so ill-deserving as myself;

Your hand has evermore been open to me,

Your blessings still more readily have showr'd

Upon my head, than I had grace to ask them

Mildred versichert unter Thränen, seine Güte sei unaussprechlich:

Could, or durst I attempt t'express your goodness?
More than to say, 'tis more than I can say.

Doch wie sich später zeigt, meint sie es aufrichtig, anders als Offa. Endlich richtet der Alte seine Frage auch an Anthynus. Dieser mag nicht schmeicheln, und aufserdem ist sein Gemüt verbittert, weil der Vater ihn, den Erstgeborenen, zuletzt fragt.

Segb.

Now there rests

Of all my children but you, to resolve me,
How you have found my love.

Anth.

Segb.

Anth.

You ask me last,
Sir, I presume, 'cause you have had me longest,
To crown their testimony.

Yet you seem,
Anthynus, by your leave, least to know me,
But like a stranger look upon me when
These give me due respect.

Lesse than due

I dare not give you; and more were to abuse you.
Though I do not applaud, I must approve,
You are a right good father.

(W. III, 466 f.)

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Diese Offenheit verletzt Segbert, und er bestimmt, dass bei seinen Lebzeiten der zweite Sohn Offa als Erstgeborener betrachtet und geehrt werden solle. Und doch ist Anthynus von wahrer Kindesliebe erfüllt, denn er begleitet freiwillig den Vater in die Verbannung, während Offa bald darauf beiden nach dem Leben trachtet. Der Überfall Segberts und seines Sohnes Anthynus durch Offa und die von diesem gedungenen Mörder gemahnt an-,,Macbeth", wo auch ein Vater (Banquo) fällt, der Sohn aber entkommt (III, 3). Dafs, wie sich später herausstellt, Segberts Tod nur scheinbar ist, thut der Ähnlichkeit der Scenen keinen Eintrag. Den Genius, welcher im vierten Akte dem Anthynus Trost und Vertrauen einspricht (W. III, 528 f.), glaubt Ward auf den Einflufs von Massingers The Virgin Martyr" (um 1620) zurückführen zu können, welche Meinung trotz der sehr verschiedenen äufseren Umstände viel für sich hat. In Massingers Stück wird Dorothea, die christliche Blutzeugin, im Leben und bei ihrem Tode von einem guten Genius geleitet und getröstet. Derselbe Genius bekehrt später den eifrigen Christenverfolger Theophilus und umschwebt ihn, als auch dieser den Märtyrertod erleiden mufs. Da, wenige Augenblicke vor seinem Verscheiden, hat Theophilus eine Vision: Dorothea erscheint ihm, eine Krone auf dem Haupte, begleitet von seligen Märtyrern, und überreicht auch ihm eine Krone (V, 2). In unserem Stücke sieht sich Anthynus, auf die Eingebungen des Genius hin, im Traume zum Könige von Wessex erhoben. Die Visionen sind von beiden Verfassern als „dumb shows" behandelt. Ungewifs bleibt, woher Brome seinen Stoff genommen, und insbesondere, ob die Verwechselung des Königs Osriick mit Anthynus etwa dem Einflusse einer Komödie der Irrungen zu danken ist, ungewifs ferner, ob der schlagfertige

Hofnarr Jeffrey als Bromes eigene Erfindung betrachtet werden darf. Dagegen ist es nicht unwahrscheinlich, dafs er in der Diebesscene des fünften Aktes (W. II, 535), in welcher Räuber, als Divils, recte Devils, verkleidet, auftreten, demselben Suckling folgte, den er, wie wir annehmen durften, wegen ähnlicher Teufelsscenen verspottete. 1

1 Vgl. The Goblins“, Komödie von Sir John Suckling.

Dresden.

Dr. E. K. R. Faust.

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