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DENKEN, SPRECHEN UND LEHREN

I

DIE GRAMMATIK

VON

Dr. WALTER NAUSESTER

OBERLEHRER und PROFESSOR

BERLIN

WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG

1901.

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1.

Seit längerer Zeit hat mich die Frage beschäftigt, welchen Wert die Abwandlung für die Sprache hat, was sie insbesondere für die Verständlichkeit des Ausdrucks leistet. Stellen wir zunächst einmal fest, wo wir Abwandlung in der Sprache haben, und welches die jedermann wahrnehmbaren Leistungen der Abwandlung im Deutschen und in den beiden alten Sprachen sind.

1) Die Konjugation bindet den Stamm des Zeitwortes erstens an einzelne Personen (ich lobe, Du lobst, er lobt; laudo, laudas, laudat), bestimmt zweitens die Art und Weise des Geschehens (Indicativ, Conjunctiv, Optativ, Imperativ), drückt drittens die Zeit aus, in der sich die Handlung vollzieht (Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft), lässt viertens durch Formen mehr nominaler Natur (Infinitiv und Participium) erkennen, dass die Thätigkeit mit andern in Zusammenhang stehe oder an Sachen oder Personen hafte (ich entschliesse mich zu loben, der lobende Lehrer, der gelobte Schüler). Die alten Sprachen haben bekanntlich vor dem Deutschen voraus die leidende Form (laudor), das Griechische in einigen Formen auch noch eine zurückbezügliche Form (λούσομαι, ἐλουσάμην). 2) Die Abwandlung des Nomens, die Deklination, vermag erstlich an Substantiv, Adjektiv, Pronomen, Artikel deutlich auszudrücken, ob die gebrauchte Form eine Einzahl oder Mehrzahl bezeichnet, ferner hier wäre auch das Zahl

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