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132. Die drei Goldfischlein (Fortseßung.)

Das dritte Gold-fischlein allein war flug genug und dachte: „Der Mann muss doch wohl eine Ursache haben, warum er das verboten hat. Dass er uns liebt und uns gern eine Freude gönnt, ist gewiss. Warum käme er sonst so oft und gäbe uns Semmelfrünchen und freute sich so, wenn wir sie aufessen? Nein, er ist gewiss nicht hart, und ich will thun, was er haben will, obgleich ich nicht weiß, warum er's so haben will."

Das gute Fischlein blieb also auf dem Grunde, die andern aber thaten, was sie gesagt hatten. Das eine schwamm durchs Gitter in den großen Teich, und das andere spielte oben auf dem Wasser im Sonnen-scheine, und beide lachten ihren Bruder aus, dass er's nicht eben so gut haben wollte. Aber was geschah? Das eine war kaum in den großen Teich gekommen, so schwamm ein Hecht auf dasselbe zu und verschlang es. Das andere, das sich auf der Ober-fläche des Wassers belustigte, bemerkte ein Raub-vogel, er schoss auf dasselbe herab, fing es und fraß es auf. Nur das dritte, gehorsame Gold-fischlein blieb allein übrig.

Der gute Mann freute sich über seine Folgsamkeit und brachte ihm alle Tage das beste Futter. So lebte es immer recht vergnügt und erreichte ein hohes Alter.

Campe,

geb. 1746, gest. 1818, zu Braunschweig.

133. Arm Vögelein.

Armes, eingesperrtes Vöglein,
bist gefangen schon so lang'!
Täglich hast du voll dein Tröglein,
und doch ist dir's weh und bang.
Hinter diesem Eisen-gitter,

in dem engen dunklen Haus, -
ach, gefangen sein ist bitter!
Möchtest in die Welt hinaus ?-

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Wenn ihr gut zu Fuße gehen könnt und nicht so leicht müde werdet, wollen wir nach der Mühle gehen, die am hellen Bächlein und an der grünen Wiese liegt. Da steht das Mühl-haus am Wasser, und man hört schon von weitem das Geflapper des Mahlfastens und das Gebrause der Wasser-räder. Das Rad ist viel größer als ein Wagen-rad und dreht sich viel langsamer um, aber es steht nicht still, außer am Sonntage, wenn der Müller zur Kirche geht.

In dem Mühl-hause steht unter dem Mahl-kaften der Mehltasten, in den fällt das Mehl, wenn es gemahlen ist, und von dem Staube des Mehl-kastens wird alles weiß, der Müller und die Müllerin und der Mühl-knecht und, wenn du vorwizig bist, du auch. Um den Mehl-kasten stehn die Säcke, aus denen nimmt der Müller den Weizen und schüttet ihn in den großen Trichter, welcher oben auf dem Mahl-kasten steht. Dort wird der Weizen zu Mehl gemahlen. Weißt du, was der Bäcker mit dem Mehle macht?

135. Die Singvögel.

Wilh. Curtman.

Ein freundliches Dörflein war von einem ganzen Walde fruchtbarer Bäume umgeben. Die Bäume blühten so lieblich im Frühlinge und verbreiteten ihren angenehmen Duft. Auf ihren Aesten und in den Heden umher sangen und nisteten allerlei muntre Vögel. Im Herbste aber waren alle Zweige reichlich mit Aepfel, Birnen und Pflaumen beladen.

Da fingen einmal einige böse Buben an, die Nester auszunehmen und zu zerstören. Die Vögel wurden dadurch verscheucht und zogen nach und nach ganz aus der Gegend hinweg. Man hörte in den Gärten und auf der Flur kein Vögelein mehr singen. Alles war ganz still und traurig.

Die schädlichen Raupen aber, die sonst von den Vögelein hinweg gefangen wurden, nahmen überhand und fraßen Blätter und Blüthen ab. Die Bäume standen fahl da, wie mitten im Winter, und die bösen Buben, die sonst köstliches Obst im Ueber-flusse zu verzehren hatten, bekamen nicht einen Apfel mehr zu essen.

Nimmst du dem Vogel Nest und Ei,

ist's mit Gesang und Obst vorbei.
Lass doch in Ruhe, liebes Kind,

die Thierchen, die unschädlich find!

136. Der Pilger.

Chr. Schmid.

In einem schönen Schlosse, von dem schon längst kein Stein mehr auf dem andern ist, lebte

ein reicher Ritter. Er verwendete viel Geld darauf, sein Schlofs prächtig auszuschmücken, den Armen aber that er wenig Gutes.

Da kam einmal ein armer Pilger in das Schlofs und bat um Nacht-herberge. Der Ritter wies ihn trotzig ab und sprach: "Dieses Schlofs ist kein Gasthaus." Der Pilger sagte: "Erlaubt mir nur drei Fragen, so will ich wieder gehen." Der Ritter sprach: "Auf diese Bedingung hin mögt ihr immer fragen, ich will Euch gerne antworten." Der Pilger fragte ihn nun: "Wer wohnte vor Euch in diesem Schlosse?" "Mein Vater," sprach der Ritter. "Wer wohnte vor Eurem Vater da?" "Mein Großvater."

"Wer wird wohl nach Euch da wohnen?" "Mein Sohn, so Gott will."

"Nun," sprach der Pilger, "wenn jeder nur seine Zeit in diesem Schlosse wohnt und immer einer dem andern Platz macht, was seid Ihr denn anders hier als ein Gast? Dieses Haus ist also wirklich ein Gasthaus. Verwendet daher nicht so viel auf die Ausschmückung dieses Hauses, das Euch nur kurze Zeit beherbergt; thut lieber den Armen Gutes!"

Der Ritter nahm die Worte zu Herzen, behielt den Pilger über Nacht und wurde von dieser Zeit an wohl-thätiger gegen die Armen.

Chr. Schmid.

137. Das Fünkchen.

Das Kind hatte mit dem Fünfchen gespielt, obgleich seine Mutter es schon oft verboten hatte. Da war das Fünfchen fortgeflogen und hatte sich ins Stroh versteckt. Aber das Stroh fing an zu brennen, und es entstand eine Flamme, ehe das Kind daran dachte. Da wurde dem Kinde bange, und es lief fort, ohne jemandem etwas von der Flamme zu sagen. Und da niemand Wasser darauf schüttete, ging die Flamme nicht aus, sondern breitete sich im ganzen Hause aus.

Als sie an die Fenster-vorhänge kam, wurde sie noch größer, und das Bett, die Kleider, die Tische und die Stühle, die Schränke und alles, was der Vater und die Mutter hatten, das wurde vom Feuer erfaßt, und die Flamme wurde so hoch wie der Kirchthurm. Da schrieen die Leute vor Schrecken, die Glocken läuteten; es war fürchterlich zu hören, und die Flamme schredlich zu sehen. Nun fing man an zu löschen mit Wasser, das man in das Feuer schüttete und sprißte; aber es half nicht eher, als bis das Haus ganz zerstört und nur noch ein wenig Kohlen und ein bischen Asche übrig wa

ren.

Da hatten nun die Eltern des Kindes fein Haus mehr und fein Pläßchen, wo sie wohnen und wo sie schlafen konnten, und auch kein Geld, um sich ein neues Haus und neue Betten und Tische und Stühle zu kaufen. Ach, wie weinten da die armen Eltern! Und das Kind, das mit dem Fünfchen gespielt hatte, war schuld daran.

Curtman.

138. Nüftigkeit.

Frisch gethan und nicht gefäumt!
Was im Weg liegt, weg-geräumt!
Was dir fehlet, such' geschwind!
Ordnung lerne früh, mein Kind!
Aus dem Bett und nicht gesäumt!
Nicht bei hellem Tag geträumt!

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