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Hopp, einen Schwung, hopp, einen Sprung, und hurtig geht's im geschlängelten Lauf den Eichbaum bis zum Wipfel hinauf. Da droben ist Eichhörnchens heimliches Haus, da schlüpft es hinein und da guckt es heraus; und schaut geborgen in guter Ruh' da drunten dem Jäger-burschen zu, wie er die Büchse so ladet und spannt, und wie er listig lauscht und lauert, und neben ihn der Hund sich fauert, bis Hirsch und Rehbock kommt gerannt. Doch springt auch nur daher ein Hase, Eichhörnchen hält gar gute Wacht und wirft dem Jäger auf die Nase 'ne Eichel eh' die Büchse kracht. Und wenn's auch schrecklich blißt und knallt, geht doch der ganze Schuss daneben.

Eichhörnchen, Eichhörnchen im grünen Wald, was führst du für ein lustiges Leben!

176. Das Kanarienvögelchen.

Fr. Güll.

Ein kleines Mädchen, Namens Karoline, hatte ein allerliebstes Kanarien-vögelchen. Das Thierchen sang vom frühen Morgen bis an den Abend und war sehr schön, goldgelb mit schwarzem Häubchen. Karoline aber gab ihm zu essen: Samen und fühlendes Kraut, auch zuweilen ein Stückchen Zucker und täglich frisches Wasser.

Aber plößlich begann das Vögelchen zu trauern, und eines Morgens, als Karoline ihm Wasser bringen wollte, lag es todt im Käfig.

Da erhob die Kleine ein lautes Weh-klagen um das geliebte Thier und weinte sehr. Die Mutter des Mägdleins aber ging hin und kaufte ein anderes, das noch schöner war an Farbe, und eben so lieblich sang wie jenes, und that es in den Käfig. Allein das Mägdlein weinte noch lauter, als es das neue Vögelchen sah.

Da wunderte sich die Mutter sehr und sprach: „Mein liebes Kind, warum weinest du noch und bist so sehr betrübt? Deine Thränen werden das gestorbene Vögelchen nicht wieder in das Leben rufen, und hier hast du ja ein anderes, das nicht schlechter ist, denn jenes !"

Da sprach das Kind: „Ach, liebe Mutter, ich habe Unrecht gegen das Thierchen gehandelt und nicht alles an ihm gethan, was ich sollte und konnte.“—„Liebe Lina," antwortete die Mutter, „du hast seiner ja sorgfältig gepflegt!"

Ach nein" erwiderte das Kind ich habe noch kurz vor seinem Tode ein Stückchen Zucker, das du mir für dasselbe gabst, ihm nicht gebracht, sondern selbst gegessen." So sprach das Mädchen mit betrübtem Herzen. Die Mutter aber lächelte nicht über die Klagen des Mädchens,-denn sie erkannte wohl und verehrte die heilige Stimme der Natur in dem Herzen des Kindes. — „Ach!“ sagte fie, wie mag dem undankbaren Kinde zu Muthe sein am Grabe der Eltern!"

177. Der Hund mit dem Fleische.

Krummacher.

Einmal hatte ein Hund dem Mezger Fleisch gestohlen und machte sich damit aus dem Staube. Als er an den Bach kam, dachte er: „Es ist zu weit bis an den Steg; ich will hindurch schwimmen." Wie er nun in der Mitte des Baches war und vor sich hinsah, kam es ihm vor, als schwämme noch ein Hund unter ihm her und hätte auch ein Stück Fleisch zwischen den Zähnen. Das war ihm ärgerlich; er wurde neidisch und knurrte den fremden Hund an. Dieser ließ sich nicht stören, sondern machte ́ein ebenso böses Gesicht und rückte mit seinem Kopfe noch näher. Das wurde unserm Hunde doch zu arg. Er wollte dem fremden Hunde eins versehen und ihm sein Fleisch abnehmen. In diesem Zorn vergaß er sein eigenes Fleisch, ließ es fallen und biss aus allen Kräften auf seinen Gegner los. Allein er biss in das Wasser, und dem Wasser that es nicht weh.

Der fremde Hund war sein Bild gewesen und das fremde Fleisch das Bild des eigenen. Bis er dies merfte, war aber sein Stück Fleisch fortgeschwommen und auf den Grund gesunken. Und so hatte er sich selbst dafür gestraft, dass er gestohlen hatte, und dass er neidisch und zornig gewesen war. Und er mußte nass und hungrig nach Hause wandern.

Curtman.

178. Vom Mäuslein.

Die Köchin spricht zum Koch: „Fang' mir das Mäuslein doch! Es ist nichts sicher in Küch' und Keller, weder in der Schüßsel, noch auf dem Teller! Wo was liegt, da frißt es, wo was riecht, da ist es; wo ein Braten dampft, kommt das Mäuslein und mampft; in den Küchen-behälter hat es gebissen ein Loch. Koch, fang mir das Mäuslein doch und jag' es wieder auf die Felder oder in die Wälder."-Da macht der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein, Mäuslein! Bleib' in deinem Häuslein! Nimm dich in acht heut' Nacht! Mach' auch kein Geräusch und stiehl nicht mehr das Fleisch! Sonst wirst du gefangen und aufgehangen!" - Der Roch deckt alle Schüsseln und stellt die Falle hinten im Eck und thut hinein den Speck, sperrt die Küche zu und legt sich zur Ruh’.

Das Mäuslein aber ist ruhig und denkt: was er sagt, das thu' ich. Aber es hat nicht lang gedauert, so kommt schon das Mäuslein und spricht: Wie riecht der Sped so gut! Wer weiß, ob's was thut? Nur ein wenig möcht' ich beißen, nur ein wenig möcht' ich speisen, einmal ist keinmal!" So spricht das Mäuslein und schleicht, bis es die Falle erreicht, schmiegt sich und biegt sich, ringelt das Schwänzlein, wie ein Käßlein, sezt sich in's Eck und ergößt sich am Speck, reißt, beißt, speist. Plöglich thut's einen Knall und --zu ist die Fall'! Das Mäuslein zittert vor Schrecken und möcht' sich verstecken; aber, wo will es hinaus, zugesperrt ist das Haus. Es pfeift und zappelt, es kneift und frabbelt überall ist ein Gitter, und das ist bitter; überall ist ein Draht, und das ist schad'! Leider, leider fanns Mäuslein nimmer weiter; wär's nur gewesen gescheidter! Unterdessen wird es Morgen; da kommt die Köchin und will besorgen den Kaffee oder den Thee. Da sieht sie, was vorgegangen, und wie das Mäuslein ist gefangen. Ganz facht schleicht sie hin und lacht: „Haben wir endlich erhascht das Mäuslein, das immer genascht? Siehst du: Einmal ist nicht feinmal! Wärst du geblieben in deinem Loch, gefangeu hätte dich nicht der koch."

Fr. Güll.

179. Knaben dürfen nicht gleich weinen.

Eines Tages kam Alfred von der Schlittschuh-bahn. Es fror ihn so sehr an den Händen und Füßen, dass ihm vor Schmerz die Thränen in die Augen traten.

Das sah sein Vater. „Ei, Alfred," sprach er halb lächelnd, „Du weinst, weil es Dich ein wenig an den Fingern friert? Und Du willst ein Knabe sein? Ein Knabe darf nicht über jede Kleinigfeit weinen."

Diese Worte merkte sich Alfred. Einmal fiel er auf die Nase, dass das Blut daraus hervorschoss. Sie schmerzte ihn sehr, aber er weinte nicht. Ein andermal hatte er Zahn-schmerzen. Ein Zahn war hohl und mußte heraus genommen werden. Das that schrecklich weh. Beinahe hätte er jegt geweint. Aber gleich dachte er an die Worte: Du bist ein Knabe, und Knaben dürfen nicht über jede Kleinigkeit weinen. Und sofort unterdrückte er die Thränen.

So sah man ihn nie mehr weinen, und das gefiel dem Vater. Nur als er mit seinem Vater eines Tages auf eine Brand-stätte ging und da die vielen armen Menschen sah, die halb nackt umher liefen und kein Obdach, kein Brot und keine Kleidung mehr hatten, da weinte er das erste Mal wieder, und das gefiel seinem Vater auch.

180. Der gute Herbst.

F Wiedemann.

'Der Frühling hat es angefangen, der Sommer hat's vollbracht. Seht wie mit seinen rothen Wangen so mancher Apfel lacht.

Es kommt der Herbst mit reicher Gabe, er theilt sie fröhlich aus,
und geht dann wie am Bettel-stabe ein armer Mann nach Haus.
Voll sind die Speicher nun und Laden, dass uns nichts mehr gebricht.
Wir wollen ihn zu Gaste laden, er aber will es nicht.

Er will uns ohne Dank erfreuen, kommt immer wieder her.
Laßt uns das Gute drum erneuen, dann sind wir gut wie er.

Hoffmann von Fallersleben.

181. Es ist nöthig, gute Gewohnheiten früh anzunehmen.

Heinrich begann schon in seiner Kindheit nichts, ohne es fertig zu machen. Wenn er in seinen Frei-stunden mit dem Bau-kasten spielte, den ihm sein Vater geschenkt hatte, legte er die hölzernen Bau-stücke mit großer Aufmerksamkeit zusammen, bis es ihm gelang, die Zeichnung auf dem Vorlege-blatt getreu nachzubilden.

Er machte es nicht, wie andere Knaben, die ihre Bau-stücke sogleich durcheinander werfen und dann liegen lassen, wenn sie nicht gleich mit dem Aufbau zu Stande kommen.

Dabei stand er morgens recht zeitig auf, im Winter um sechs Uhr, im Sommer aber schon um fünf Uhr. Wenn andere Knaben bis gegen acht Uhr im Bette lagen und eben nur Zeit hatten, ihr Frühstück zu verzehren, um dann in die Schule zu eilen, war Heinrich so frühzeitig auf, dass er seine Schul-aufgaben für den Tag tüchtig einlernen und wiederholen konnte. Auch blieb ihm noch Zeit übrig, andere nüßliche Beschäftigung vorzunehmen.

Alle großen Männer, welche ihrem Vater-lande durch ihre vortrefflichen Werke genügt haben, pflegten kein Werk anzufangen, ohne es zu beendigen und hatten dabei die Gewohnheit, früh aufzustehen. Sie wollten sich so wenig Schlaf als möglich vergönnen, damit ihnen der Tag um so länger werde; denn sie verstanden den hohen Werth der Zeit und wußten, wie thöricht es ist, die Stunden zu verschlafen, welche man mit nüßlicher Arbeit ausfüllen sollte.

182. Gespräch.

Es war ein heiterer Frühlings-morgen; ich stand in dem Dorfe auf dem Kreuz-wege, wo das kleine Brückchen rechts gleich in die Schule führt, der größere Fußweg aber links nach der Wiese sich fortschlängelt. Da hörte ich, wie zwei Knaben Folgendes sprachen:

Guten Tag, Karl!"
..Guten Tag, Thomas!""

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