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des Winters wollte mit ewigen Fesseln ihn binden. Er zerriß ste, wie man Fäden zerreißt. Er hatte die Kraft seiner Jugend geübt, und Felsen zerrissen.

Sein Strom glich einem geglätteten Spiegel. Nicht die fröhliche Rebe, die Frucht der Gebirge, aber segen= reiche Kornfelder umgaben ihn; sein Rücken trug Schiffe und Flöße. So gebieret die stillere Kraft auch das Nüzliche zum Schönen.

Er nahete sich nun dem Ziele seiner Laufbahn. Da theilten Menschenkunst und des Bodens Fläche den geduldigen Strom in vielfache Gewässer, die man mit anderen Namen benennt.

Vater Rhein heißet er, wo man seiner Kraft und Segnungen gedenket.

8.

Der Bach.

Ein Landmann saß eines Tages an einem Bach, der neben seiner Wiese dahinfloß, und betrachtete seine weidenden Rinder und Kälber. Aber es war ihm nicht fröhlich dabei zu Muthe. Denn er sah, daß das Gras färglich wuchs, und nicht hinreichte, sein weidendes Vieh den halben Sommer zu ernähren.

Da trat sein Nachbar zu ihm und ward sein fin= steres Aussehen gewahr, und forschte nach der Ursache seines heimlichen Grämens. Und nun begann jener von seinen Besorgnissen und dem geringen Ertrag der Wiese zu reden.

Aber der Nachbar erwiederte: Mache es, wie ich mit meiner Wiese gethan habe. Sie liegt an dem nämlichen Bache, und war ehemals karg und unfruchtbar. Da leitete ich den Bach hinein und das Gras wuchs fett und hoch bis an die Bäuche der Rinder.

Der Landmann freute sich des klugen Rathes, und ging hinaus und begab sich an die Arbeit, und nahm Gesellen, und sie durchstachen den Bach.

Aber stehe! der Bach erfüllte die Wiese also, daß ste gleich einem See ward, und überschwemmte sie mit Sand und Kies. Da raufte der unglückliche Landmann sein Haar, und lief zu seinem Nachbar und zürnte sehr über seinen Rath.

Aber dieser sagte: Lieber, warum zürnest du mit mir über den Rath, den ich aus wohlwollendem Herzen dir ertheilt habe. Hadere vielmehr mit dir selber und mit deinem eigenen ungeduldigen Herzen. In kleinen. Kanälen hättest du den fetten Bach durch deine Wiese leiten, nicht aber mit der Gewalt seines Wassers ste überströmen sollen. Denn alsdann führt er seine Fettig= keit und des Wiesengrundes Erdreich mit sich fort, und lässet nur seinen Kies und Sand zurück.

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