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überschaute: Mich verdreußt, daß diese Höhe zwischen fruchtbaren Auen und Feldern so kahl sich erhebt, und weder Schatten noch Bäume erzeuget. Welch ein schöner Anblick wird es sein, wenn wir sie mit hochragenden, schattigen Bäumen bepflanzen.

Der Gärtner antwortete: Solches war auch längst mein Wunsch und Gedanke. Statt des kahlen Gesteins und unnügen Gestrüppes wird die neue Pflanzung der Landschaft zur Zierde gereichen.

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Da gebot ihm der Herr und sprach: Geh hin und nimm aus meiner Pflanzschule die edelsten Bäume und bepflanze den Hügel! Der Gärtner aber lächelte und sprach: Auf diesem nackten und steinigten Boden? wäre ein Jammer um die edlen Gewächse; sie würden verdorren. Laß mich zuvor des Hügels Grund und Boden bearbeiten, und statt des Gesteins ihm lockere Erde geben, und dann die edleren Pflanzen.

So erzählte der Bischof. Ich verstehe dich, antwortete Philemon, und führte den Aethiopier in die Schule.

Darnach kam ein Anderer und begehrte ein Christ zu werden, ein Grieche, der fürchtete Gott und trug Leide in seinem Herzen um seiner Sünde willen.

Da sprach Philemon zu dem Bischof: Ich will ihn in die Schule führen. Ignatius aber antwortete und sprach: Bringe ihn her, daß ich ihn taufe! Da wunderte sich Philemon und fragte: Warum wehrtest du denn zuvor dem Mohrensklaven? Gedenkest du nicht deines Gleichnisses?

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Darauf sagte der fromme Bischof: Siehest du denn hier todtes Gestein, und erkennest nicht das keimende Leben? Lieber, sehe es in ein gutes Erdreich und begeuß es, so wird es leben!

Der

124.

Die Schule.

er heilige Bischof Clemens besuchte eines Tages die Schule der Christengemeine zu Rom. Er fand den Lehrer der Kinder auf der Erde sigend und die Kinder um ihn her scherzend und spielend; einige zupften ihm an Bart und Haupthaar, andere zerreten sein Gewand, alle aber lachten und schrieen, also daß ein lautes Getös und Ungethüm die Schule erfüllte.

Als aber der Bischof hinein trat, ward eine große Stille, und Clemens winkte dem Lehrer auf die Seite, und sah ihn ernst an, und mißbilligte solch Unwesen mit den Kindern, und sprach: Geziemet solches einem Lehrer der Gemeinde des Herrn?

Papias aber, denn also hieß der Lehrer, antwortete und sprach: Ließ nicht auch der Herr die Kindlein zu sich kommen, und wehrete ihnen nicht, und herzte sie?...?

Ja, sagte darauf der heilige Clemens, aber er legte die Hände auf sie, und hob sie hinauf an seine Brust und Lippen, und redete von dem Reiche Gottes.

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Cin Ein roher Edelstein lag im Sande zwischen vielen andern gemeinen Steinen. Ein Knabe sammelte von diesen zu seinem Spiel, und brachte sie nach Hause zugleich mit dem Edelstein; aber er kannte diesen nicht. Da sah der Vater des Knaben dem Spiele zu und bemerkte den rohen Edelstein, und sagte zu seinem Sohn: Gib mir diesen Stein!

Solches that der Knabe und lächelte, denn er dachte: was will der Vater mit dem Stein machen?

Dieser aber nahm und schliff den Stein künstlich in regelmäßige Flächen und Ecken, und herrlich strahlte nun der geschliffene Diamant.

Siehe, sagte darauf der Vater, hier ist der Stein, den du mir gabest. Da erstaunte der Knabe über des Gesteines Glanz und herrliches Funkeln, und rief aus: Mein Vater, wie vermochtest du dieses?

Der Vater sprach: Ich erkannte des rohen Steines Tugend und verborgene Kräfte, so befreit ich ihn von der verhüllenden Schlake. Jezt strahlt er mit seinem

natürlichen Glanze.

Darnach als der Knabe ein Jüngling worden war, gab ihm der Vater den veredelten Stein als ein Sinnbild von des Lebens Werth und Würde.

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126.

Adam und der Seraph.

Eines Abends ruhete Adam an einem Hügel unter einem Baume im Garten Eden, und sein Antlig war aufwärts gerichtet und schauete gen Himmel. Da trat ein Seraph zu ihm und sprach: Warum blickest du so sehnsüchtig gen Himmel? Was fehlet dir, Adam? Was sollte mir fehlen, antwortete der Vater des Menschengeschlechts, hier in diesen Wohnungen des Friedens? Aber mein Auge schauet zu den Sternen, die droben glänzen. Da wünscht' ich mir die Flügel des Adlers, zu ihnen empor zu schweben und die strahlenden Gestalten in der Nähe zu schauen.

Diese Flügel haft du, antwortete der Seraph; und er berührte Adam, und Adam sank in Schlummer und träumte. Und es deuchte dem Träumenden, als ob er aufschwebete gen Himmel.

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Darnach als er erwachte, blickt' er umher und wunderte sich, daß er unter dem Baum am Hügel ruhete. Der Seraph aber stand vor ihm und sprach: Was sinnest Adam? Adam antwortete und sprach: Siehe, ich war oben an des Himmels Gewölbe, und wandelte zwischen den Sternen, und schwebte um Orion, das Siebengestirn und die Glucken; strahlende Welten, groß und herrlich, wie die Sonne, rauschten vor mir vor= über die weiße Straße, die du dort oben stehest, ist ein Lichtmeer voll glänzender Welten, und über diesem Lichtmeer ist ein anderes, und wieder ein anderes. Und

auf diesen strahlenden Welten wohnen Wesen wie ich, und beten zu dem Herrn und preisen seinen Namen... Seraph, haft du mich geführt?

Dieser Baum, antwortete der Seraph, hat dich umschattet, und auf diesem Hügel hat dein Leib geruht. Aber, stehe Adam, in dir wohnet ein Seraph, der die Reihen der Welten zu durchschweben vermag, und, je höher er steigt, desto tiefer anbetet vor Jehovah. Sohn des Staubes, ehre und bewache diesen Seraph, daß nicht die Luft seinen Flug lähme und ihn an die Erde feffele.

Der Seraph Sprach's und verschwand.

127.

Das Schöne.

An einem frühen Maimorgen führte ein Vater seinen

Sohn Theodor in eines reichen Mannes Garten, den Theodor noch niemals gesehen hatte. Der Garten aber lag fern von der Stadt, und war sehr schön geschmückt mit allerlei Stauden und Gewächsen, Blumenbeeten und Obstbäumen, Laubgängen und schattigen Gehölzen. Mitten durch den Garten floß in manchen Windungen ein klarer Bach, der oben von einem Felsen stürzte, und unten einen runden See bildete; hier im kühligen Grunde rauschte die Mühle. An den schönsten Stellen des Gartens waren Rasensize und grünende Lauben.

Theodor konnte sich nicht satt sehen an allen Herrlichkeiten, und ging zur Seite seines Vaters, mehren

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