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Zur Zeit Hiob lebte ein Prophet des Herrn im Lande Uz, Namens Eliud, zu dem kam Joram, ein Freund Hiob und sprach zu ihm: Des Herrn Wege sind unerforschlich; aber warum muß der Gerechte so vieles leiden? Siehe, Hiob hat alle seine Habe und Güter verloren, seine Kinder sind ein Raub des Todes geworden, und die ihn trösten sollten, quälen ihn mit Vorwürfen und bitterer Rede; dazu ist er mit Krankheit geschlagen und voll Schwären von der Fußsohle bis zum Scheitel.

Die Hand des Herrn hat ihn berührt antwor= tete der Prophet.

Und doch, fuhr Joram fort, ist Hiob fromm und gottesfürchtig, wie keiner im Lande. Errettete er nicht den Bedrängten, der da schrie, und die Waise, die keinen Helfer hatte? War er nicht ein Vater der Armen, des Blinden Auge und des Lahmen Fuß? Gerechtigkeit war sein Kleid, und welches Auge ihn sah, rühmte Hiob und preisete ihn selig.

Selig ist der Mann, den der Allmächtige züchtiget antwortete der Prophet.

Ist denn der Allmächtige nicht auch der Allgütige? sprach Joram. Wozu bedurfte er der Züchtigung, der, Gottes Gaben so liebreich zum Segen verwendend, in göttlichem Wandel vor aller Welt sich bewährte?

Daß er auch vor Gott sich bewähre antwortete der Prophet.

Welches Opfer könnte ihm Hiob noch bringen? fragte Joram.

Das schwerste und köstlichste, antwortete der Prophet seinen Willen.

168.

Die Geduld.

Der weise Hillel hatte zu seinen Jüngern über die Geduld geredet. Da sprachen sie zu ihm: Meister, gib uns nun auch ein Bild und Gleichniß, wie du zu thun pflegest.

Hillel antwortete und sprach: Ich vergleiche sie dem Köstlichsten, was die Erde erzeugt, dem Edelstein. Von Sand und Felsen gedrückt ruht er in dem dunkeln Schooß der Erde. Obwohl ihm kein Lichtstrahl sich nahet, glänzet er doch in unverwelklicher Schönheit, ein Kind des himmlischen Lichts, das er treulich in sich bewahret. So bleibet ihm sein Glanz auch in der tiefen Nacht; aber befreit aus dem dunkeln Kerker und emporgehoben an den Tag, bildet er, mit dem Golde vereint, das Zeichen und den Schmuck der Herrlichkeit Ring, Zepter und Krone.

Dem größten irdischen Schmuck vergleichst du die verborgenste und stillfte der Tugenden! sagten die Jünger.

Ihr Ende, sprach Hillel, ist die Krönung des Lebens.

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169.

Hagar.

Als Hagar ausgetrieben war von Abrahams Wohnung mit ihrem Knäblein Ismael, irrte ste umher in der Wüste Berseba, und der Wasserkrug war leer, den Abraham ihr mitgegeben hatte. Und ihr Kind litt heftigen Durst und jammerte sehr, und es war nirgend ein Quell noch Born zu finden. Hagar aber weinte und sprach: Ach, wird der Herr des unschuldigen Kindes vergessen? Gern will ich sterben, wenn er nur des Knaben sich erbarmet.

Darauf legte ste den Knaben unter einen Baum und setzte sich gegenüber von Ferne.

Denn ste sprach: Ich kann nicht zusehen des Knaben Sterben, und ste erhub ihre Stimme und weinete.

Da erhörte Gott der Herr die Stimme des Knaben und that Hagar die Augen auf, daß ste einen Wasserbrunnen sah. Da ging ste hin und füllete die Flasche mit Wasser und tränkte den Knaben.

Und Hagar war getröstet und sprach: Die Thränen der Unschuld und Liebe vergißt der Herr nicht, und wenn die Noth am größten, ist seine Hülfe am nächsten.

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170.

Die Wanderschaft.

Ein Vater sendete seinen Sohn, einen Maler, in die Fremde, daß er reisen möchte auf seine Kunst, Kennt nisse zu sammeln, nach alter teutscher Weise. Als nun der Tag des Abschiedes nahete, führte der Vater den Jüngling in den Garten und benannte ihm alle berühmten Städte und Länder, so er durchwandeln sollte.

Da erschrak die Mutter, die mit hinausgegangen war, als ste solches hörte, und ste sprach: Ach, wer wird ihn leiten und schirmen auf solcher weiten Wanderschaft, daß er nicht auf Irrwege gerathe und ihm Unheil begegne! Der Vater aber antwortete und sprach: Dessen bekümmere dich nicht, Gott und sein Herz werden ihn wohl geleiten. Darauf führte er den Sohn sammt der Mutter zu einem Bienenstand und sprach: Siehe die einfache Gestalt und Weise dieses Völkleins. Sein Beruf ist, draußen der Blüthen Saft und Staub zu sammeln und beides zu Honig und Wachs zu bilden. Das ist auch sein einfacher Wille. So zeucht es aus, eingedenk der Heimath und seiner Bestimmung. Und Gott weiset dem Thierlein den Weg, daß es sich nimmer verirrt, und schaffet ihm Blumen und Blüthen die Fülle. Darauf wandte sich der Vater zu seinem Weibe und sprach: Ist nicht unser Sohn mehr denn viele Bienen? Und trägt er nicht ein Kleinod in seinem Herzen, das die Bienen nicht kennen? Da ward die Mutter getröstet.

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171.

Placidus.

Ein frommer Mann, Namens Placidus, zog gen Afrika in das Land der wilden Namaquas, daselbst des Herrn Wort zu verkündigen. Als er nun eines Tages auf dem Felde war in der Mitte des wilden Völkleins und von dem Namen Gottes predigte, des himmlischen Vaters, stehe, da kam ein Unthier aus dem Sande, eine schwarze giftige Natter, und wand sich um seine Füße.

Als die Namaquas solches sahen, erschraken ste über die Maßen, denn sie gedachten, die Schlange würde Placidus tödten, und wagten nicht sie anzugreifen aus Furcht, ihre Wuth zu reizen.

und sah auf gen Himmel.

Placidus aber stand ruhig und faltete seine Hände Da schlang das Unthier sich um seine Kniee und Lenden und um den Leib des Mannes.

Da erschrak die Menge noch mehr und hielten den Odem an sich, vor Furcht. Placidus aber stand und sah auf gen Himmel.

Nun ringelte die Natter ihren schwarzen Bauch um den Nacken und Hals des frommen Mannes, und reckte ihren Kopf über sein Haupt und ihre Augen funkelten wie zween Rubinen und die Zunge schwirrete in ihrem offenen Rachen wie eine Feuerflamme. Er aber beharrete ruhig und sah auf gen Himmel.

Da dachte das Völklein in seinem Herzen: Nun ist seine Stunde gekommen; wer mag ihn retten! Die

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