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Väter, auf daß du deinem Volke ratheft und helfeft die Stadt und das Land weislich einrichten.

Da antwortete Boni und sprach: Der König mein Herr wolle meinen Dank gnädiglich ansehen; aber wie soll ich mit Weib und Kind die Wüste durchwandern und bin des Weges nicht kundig? Der Bote aber sprach: Mache dich auf, und lerne dem König vertrauen!

Darauf zog Boni aus, wie ihm der Engel des Herrn geboten hatte, mit Weib und Kindern in der Frühe des Morgens. Aber Boni zweifelte und sprach: Was wird das werden? Und sie zogen durch die Wüste gegen Abend. Als sie nun sechs Parafangen gewandelk und sehr müde waren, stehe da stand an dem Wege ein Gezelt, und ein Mann trat heraus und sprach zu Boni und seinem Volk: Hier rastet! Da ruheten ste und erquickten ihre Seelen. Und Boni sprach: Das ist des Herrn Güte, daß wir uns hier erquicken. Aber wer wird uns nun ferner unseres Weges geleiten?

Da trat der Mann herzu, und zeigte Boni beides, den Weg und die Abwege, und zeichnete ste ihm sechs Parafangen weit auf ein Blatt, darauf sprach er: Nun ziehet in Frieden!

Da zog Boni weiter mit seinem Gesinde auf dem Pfade, so ihm bezeichnet war, und ste ertrugen mit Geduld das Ungemach des Weges; denn ste gedachten des Trostes, so sie empfangen hatten. Und als ste sechs Parasangen zurückgelegt, erhob sich von neuem ein Gezelt. Hieselbst fanden sie wieder einen Diener des Königs, der tröstete ste und zeigte ihnen von neuem den Weg und die Abwege, so ste meiden sollten.

Also geschah es immer fort achtzig Lagereisen, und als sie solche vollendet hatten, gelangte Boni und sein

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Gesinde in das Land der Verheißung. Und Boni erkannte, daß der Engel des Herrn ihn geführt hatte, und er sorgte mit Esra und Nehemia, daß der Sabbath geheiliget würde, denn das Volk war wüste geworden.

Siehest du, Samma, sagte darauf der Lehrer, des Menschen Leben ist eine Pilgrimschaft, sechs Parafangen sind sechs Tage, aber der siebente ist ein Ruhetag, da stehet des Herrn Gezelt ihm offen, daß er seines Wandels gedenke und dem Herrn vertraue. Der Ruchlose achtet des Gezeltes nicht, und sein Weg verliert sich in der Wüsten, aber der Weise findet Erquickung und ge= langt in das Land der Verheißung.

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182.

Das Wort im Herzen.

Als Abraham, der Erzvater, alt und wohlbetaget war,

und die Stunde kam, daß er sterben sollte, versammelte er seine Kinder und Kindeskinder um sich her und segnete ste. Da fragten ihn Isaak sein Sohn und Rebecka seine Schnur und sprachen: Mein Vater, du bist ein Pilger gewesen dein Lebenlang und umhergezogen von Chaldäa nach Haran und von Haran nach Canaan, und von Canaan nach Mizraim und von Mizraim nach Canaan als ein Fremdling in dem Lande der Verheißung und in mancherlei Anfechtung und Fährlichkeiten . . Sage uns, Vater, was hat dich also gestärkt und geleitet in deiner Pilgrimschaft?

Da antwortete Abraham und sprach: Des Herrn Wort in meinem Herzen.

Und welches ist dieses Wort? fragten die Kinder.

Abraham sprach: Das Wort, das er zu mir redete in dem Hain zu Mamre: „Ich bin der Allmächtige, wandle vor mir und sei fromm!" Es war mir eine feste Burg in den Tagen der Noth, ein Licht auf dunklem Wege und eine Waffe und Wehr zur Zeit der Gefahr. Und nun wandelt es vor mir her auf der lezten Wanderschaft und zeiget mir aus der Ferne die Heimath, die wohlbegründete, deren Baumeister und Schöpfer der Herr ist.

Da sprachen seine Kinder: Ich bin der Allmächtige! Ach, wer es so freudig zu fassen vermögt. . . .!

Abraham aber antwortete und sprach: Nur wer des Herrn Tag gesehen und seine Liebe erkennet hat.

Nachdem er diese Worte geredet, neigte sich sein Haupt auf das Kissen und er verschied.

183.

Der Wegweiser.

Ein Wanderer hatte einen weiten und gefährlichen Weg über ein schroffes Felsengebirge zu machen, und war der Straße nicht kundig. Er forschte deßhalb bei einem Reisenden, von welchem er gehört hatte, daß er deffelben Weges gekommen sei. Dieser beschrieb ihm mit klugen und deutlichen Worten die richtige Bahn sammt allen Abwegen. und Abgründen, die er vermeiden, und die felsigten Anhöhen, die er ersteigen sollte; dazu gab er ihm ein Blatt, worauf alles künstlich und genau verzeichnet stand.

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Der Wandersmann nahm alles wohl zu Herzen, und überlegte sorgfältig bei jedem Fortschritt und Abwege die Worte und Bezeichnung seines Freundes. So schritt er rüstig vorwärts; aber je weiter er kam, desto höher thürmten sich die Felsen, und der Weg schien sich zu verlieren in dem einsamen bangen Geflüfte.

Da entsank ihm der Muth; er blickte ängstlich zu den hochragenden grauen Felsen hinauf, und rief: Es ist für einen Menschen unmöglich, solche rauhe Bahn zu wandeln und dies steile Geflüft zu ersteigen. Dazu ge= hören Adlersflügel und die Füße der Gemsen!

Schon wandte er sein Angesicht, und gedachte des Weges, den er gekommen war, da rief ihm eine Stimme zu: Fasse Muth und folge mir! Als er sich umwandte, erblickte er vor sich zu seiner großen Freude die Gestalt des Mannes, der ihm den Weg beschrieben hatte; er sah ihn zwischen Klüften und Abgründen und rauschenden Bergwassern ruhig und sicher einherwandeln. Solches gab ihm Vertrauen und er schritt eben so rüstig ihm nach. Eh es Abend war, hatten sie das Gebirg erstiegen und ein liebliches Thal, wo Mirthen und Granatbäume blüheten, empfing ste am Ziele der Wallfahrt.

Da dankte der fröhliche Wanderer seinem Führer und sprach: Wie soll ich dir vergelten? Du hast mich nicht blos auf rechtem Wege geleitet, sondern mir auch Muth und Kraft gegeben, ihn zu wandeln.

Darauf antwortete jener: Nicht doch; bin ich nicht ein Wanderer, wie du? und bist du nicht derselbe, der du warest? Du hast nur im Vertrauen auf mich dich selbst und deine verborgene Kraft erkannt.

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184.

Die heiligen Bilder.

Ein tapferer Ritter, Namens Hildebrand, war von Bruno, einem andern Ritter, schwer gekränkt und beleidiget worden. Da entbrannte der Zorn in seinem Herzen, und er konnte den Tag nicht erwarten, blutige Rache an seinem Feinde zu nehmen. So bracht' er schlaflos die Nacht zu. In der Dämmerung des Morgens gürtete er sein Schwerdt an die Seite und begab sich auf den Weg zu seinem Widersacher.

Aber da es noch frühe war, trat er in eine Kapelle hart am Wege, sezte sich und schauete die Bilder, welche an den Wänden hingen, von der Morgenröthe beleuchtet. Es waren aber der Bilder drei; das erste stellete vor den Heiland in dem Spottgewande vor Pilatus und Herodes, und darunter war geschrieben: Er scholt nicht, da er gescholten ward. Das zweite Bild stellete vor die Geißelung mit der Inschrift: Er dräuete nicht, da er litt. Und das dritte Bild war die Kreuzigung und führete die Worte: Vater, vergib ihnen.

Als der Ritter dieses gesehen hatte, knieete er nies der und betete. . .

Als er nun aus der Kapelle trat, begegneten ihm Knechte von dem Ritter Bruno, und sprachen: Wir wollten zu euch. Unser Herr begehret euer; denn er liegt hart darnieder. Da ging er mit ihnen.

Als nun Hildebrand in den Saal trat, wo der Ritter lag, sprach Bruno: Ach, vergib mir meine Unbill. Ich habe dich schwer beleidigt.

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