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Da erschrack der Jüngling. Hermas aber sprach: Siehe hier einen Altar für dein Opfer! Siehe hier des Herrn Brüder und Stellvertreter.

Da that der reiche Jüngling seine Hand über ste auf, und gab ihnen reichlich und pflegete der Kranken. Und die erquickten Armen segneten ihn, und nannten ihn einen Engel Gottes.

Hermas aber lächelte und sprach: immer dein dankbares Antlig erst gen

So wende du

Himmel und

dann zur Erde.

190.

Die neue Schöpfung.

Ein Edelmann hatte von einem reichen Oheim eine

weite Strecke Landes ererbt nebst einem Dorfe. Aber das Land war moraftig, ungesund und öde. Der neue Bestzer ließ die stehenden Gewässer und Sümpfe austrocknen und allerlei Bäume und Gewächse darin pflan= zen, also daß es ein lustiger Garten wurde mit einem schattigen Wäldchen, welches bis an das Dörflein sich ausbreitete.

Nach etlichen Jahren besuchte ihn der Lehrer seiner Jugend, und der Edelmann zeigte ihm, wie er den trägen Moorgrund ausgetrocknet und in einen schönen. Garten umgewandelt habe. Der alte Lehrer besah alles mit Freuden, und rühmte das Einzelne wie das Ganze. Der Bestzer aber erzählte, wie er willens sei noch

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mehreres anzubauen, und in dem Gebüsch allerlei Gewild zu hegen, und welchen Genuß ihm diese kleine Schöpfung gewähre.

Darauf antwortete der alte Lehrer: Du verdienest solches, da du in göttlicher Weise den todten Sumpf in einen Wohnsiz des Lebens und der Freude umgeschaffen haft. Aber es fehlt dieser Schöpfung noch Eines zu ihrer Vollendung.

Und was wäre das? fragte der Edelmann.

Weißt du nicht, sprach der Greis, als Gott der Herr den Garten Eden erschaffen hatte, sezte er den Menschen hinein.

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Der Reiche aber schwieg und nahm diese Worte zu Herzen, und als im nächsten Frühling der treue alte Lehrer ihn wieder besuchte, führte er ihn umher bis an das Ende des Wäldchens. Hier standen zwei neue freundliche Gebäude.

Da lächelte der Greis, drückte dem Edelmann die Hand und sprach: Ich wußte wohl, daß dein Herz mich verstehen würde. Nun hat die Liebe das Werk vollendet.

Die beiden Gebäude aber waren das eine ein Waisenhaus, das andere eine Schule.

191.

Der Gotteskaften.

Es war einmal ein wohlhabender angesehener Mann, deß Name hieß Benedictus, das heißet Segenreich. Sol

chen Namen führte er mit Recht; denn Gott hatte ihn reichlich mit Gütern gesegnet, und Alle, die ihn kannten, segneten ihn desgleichen, so suchte er auch jeden zu erfreuen, den Fremdling wie den Nachbar, besonders die Armen und Nothleidenden. Er that aber folgendermaßen.

Wenn er einen frohen Tag gehabt hatte mit seinen Freunden, so ging er in sein Kämmerlein und dachte: Es sind Viele, die keines solchen Tages sich erfreut haben, und was wäre es, so ich der Gäste noch einmal so viel geladen hätte! Also legte er von seinem Gelde so viel, als ihm die Mahlzeit gekostet, in eine Lade, die nannte er den Gotteskasten. Desgleichen, wenn er vernahm, daß irgendwo eine Feuersbrunst gewüthet, so gab er seinen Beitrag zur Unterstügung der Unglücklichen reichlich. Darauf sah er sein Haus an und ging in sein Kämmerlein und sprach: Alles stehet bei mir fest und unversehrt! und legte dafür in den Gotteskasten. Abermals, wenn er von Hagelschlag, Wassersnöthen und andern Unfällen hörte, legte er dafür in den Gotteskasten. Also auch wenn ihm kostbarer Wein und schönes Geräthe geboten wurde, so kaufte er davon, jedoch mäßig, so daß sie sein Haus zierten und seine Freunde erfreuten, und ging alsdann in sein Kämmerlein und sprach: Solches hast du dir kaufen und deinen Vorrath mehren können, und legte in den Gotteskaften; dazú fendete er gern von dem köstlichsten Wein, so ein Kranker dessen bedurfte. Also that er sein Lebenlang.

Als er nun darnieder lag und sterben sollte, da klagten und weinten die Armen, die Wittwen und Waisen und sprachen: Wer wird unser sich erbarmen, wenn Be

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nedictus von uns scheidet! So lange er lebte, konnt es uns nimmer fehlen: aber was wirds nun werden?

Er aber sprach: Ein guter Hausvater sorget, daß auch dann, wenn er nicht daheim ist, den Kindlein nichts gebreche. So nehmet den Gotteskaften mit allem, was darinnen ist. Er gehöret den Armen, den Wittwen und Waisen; theilet davon aus und verwaltet es wohl und weislich. Darauf starb er und es geschah, wie er gesagt hatte.

Also bestehet der Gotteskasten seit hundert Jahren zum Trost der Bedürftigen und des Mannes Andenken. bleibet in Segen.

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192.

Das Saamenkorn.

Zween Wanderer zogen gemeinsam über Land, und als ste unterweges ausruheten in einer Herberge, erscholl plözlich das Geläut der Glocken und ein Geschrei, daß eine Feuersbrunft sei in dem Dorfe. Da sprang der eine Wanderer auf, warf seinen Stab und Bündel von sich, um eilends zu helfen. Der andere aber hielt ihn zurück und sprach: Weshalb sollten wir hier verzögern ? Sind nicht Hände genug zum Helfen; was kümmert uns die Fremde?

Aber jener hörte nicht auf die Rede, sondern lief hinaus zu dem brennenden Hause; nun folgte der andere langsam und stand und sah zu von ferne.

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