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Die Abhandlung über das Wesen der Parabeldichtung, welche bloß den beiden ersten Ausgaben vorgedruckt war, ist weggeblieben. Wozu lange Vorreden über die Existenz und Beschaffenheit der Parabeln, wo sie selbst in Reihe und Glied leibhaftig dastehn? Statt dessen lieber zum Schluß ein Sprüchlein aus dem güldenen ABC des lieben Claudius:

Parabeln sind wohl sein und schön,
Doch muß sie einer auch verstehn.

Bremen, den 2. Oktober 1839.

F. A. Krummacher.

Vorwort

zur achten Auflage.

Mitten in den stürmischen Bewegungen der Zeit erscheinen abermals in einer neuen Auflage die Parabeln meines lieben seligen Vaters, - diese zarten friedlichen Dichtungen, den Blumen gleich, die immer wieder ihre Kelche entfalten, ob auch die Menschen rings umher in Zank und Streit, in Krieg und Kriegesgeschrei leben.

Der Verfasser der Parabeln weilt nicht mehr hienieden; er ist heimgegangen in die Wohnungen des Friedens. Es war am 4. April 1845, als der Vielgeliebte, 77 Jahre alt, seine irdische Pilgrimschaft vollendete. Aber wie es von dem gerechten Abel heißt: „er redet noch, wiewohl er gestorben ist“, so verhält es sich auch mit meinem theuern Vater; in seinen zahlreichen Schriften, und vorzüglich auch in seinen Parabeln, die ihm als eine himmlische Segensgabe für Viele in der Schule des einen großen Meisters geschenkt wurden, lebt und redet er fort und er wird fortleben, so lange noch in unserm deutschen Volke der Sinn für das Höchste und Heiligste nicht erstorben ist.

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Dem Höchsten und Heiligsten wollen in ihrer Weise auch die Parabeln dienen. Sie möchten der ewigen Wahrheit in treuer Liebe die Herzen öffnen und die Wege bereiten, möchten ihr durch Bilder und Gleichnisse, ernste und fröhliche, Freunde und Jünger ge= winnen; enthüllen und deuten möchten sie die Sprache der Natur, die Sprache des Irdischen und Menschlichen, wie es in seiner einfachen Gestalt dem Göttlichen verwandt ist und wie es zu dem Göttlichen erheben soll. „Das Schöne“, sagt der Verfasser *), „ist ein Bedürfniß des Menschen. Darum ließ uns die gütige Natur es niemals daran fehlen. Aber das Schönste, das Vollendete, ist etwas Heiliges es soll zu dem Himmlischen uns leiten, dessen Ausfluß es ist — und darf nicht gemein und entweiht werden. Deßhalb verlieh fie uns jenes immer, dieses aber erscheint uns feltener, damit wir es in unsere Seele aufnehmen.“

Gern möchten wir nun den Lesern der Parabeln ein Bild von dem Leben des Verfassers, namentlich von seinen lezten Lebensjahren entwerfen. Allein der kleine Raum einer Vorrede würde nur eine höchst unvollkommene, dürftige Skizze gestatten. Zudem aber ist vor Kurzem ein Buch erschienen **), in welchem

*) S. die 29. Parabel Seite 52.

**) „Friedrich Adolph Krummacher und seine Freunde. Briefe und Lebensnachrichten, mitgetheilt von A. W. Möller.“ 2 Bde. Bremen bei Heyse 1849. - Der Verfasser der Parabeln wurde am 13. Juli 1767 in Tecklenburg geboren, studirte in den Jahren 1786-1789 zu Lingen und Halle, lebte 1789 als Jufor

mein seliger Vater gewissermaßen selbst sein Leben beschrieben hat. Wer darum wünscht, ihn näher kennen zu lernen, dem ist durch dieses Buch der Weg dazu gebahut.

Dem Sohne geziemt es nicht wohl, den Vater zu loben. Er selbst, der liebe Vollendete, der unter den Kämpfen des Todes betend sprach: ia selig aus Gnaden, - in der allertiefsten Demuth meines Herzens" würde solchem Beginnen aus allen Kräften wehren. Das darf ich aber bezeugen: nicht bloß wir, seine Kinder, sondern alle, die ihm nahe standen, tragen sein Bild im Herzen als das Bild eines reichbegnadigten, gesegneten Mannes, der als Kind und Pilger Gottes wenige seines Gleichen hatte.

Auch auf seinem lezten Pilgergange stärkte ihn, wie den Erzvater Abraham dercinst, das Wort des Herrn in seinem Herzen. Auch ihm war der Zuruf: „Ich bin der Allmächtige, wandle vor mir und sei fromm!" feste Burg in den Tagen der Noth, Licht auf dunkelm Wege, Wehr und Waffe zur Zeit der Gefahr. Mochten auch seine lezten Tagereisen die schwersten sein und manchmal durch brennende Sand

mator zu Bremen, wurde 1790 Conrector am Gymnasium zu Hamm, 1793 Nector des Gymnasiums zu Meurs, verheirathete sich 1794 mit Eleonore Möller, wurde 1800 Professor und Doctor der Theologie an der Universität Duisburg, 1807 Pastor zu Kettwig. trat 1812 die General - Superintendentur von Anhalt-Bernburg an, wurde 1824 Pastor zu St. Ansgar in Bremen, später Pastor Primarius, legte 1843 im Juni dieses Amt nieder, verlor seine treue Lebensgefährtin am 17. Mai 1844, dem Sonntage Lätare, und entschlief in Frieden am 4. April 1845.

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wüsten und über ein rauhes steiles Gebirge führen: der Gedanke an den lieben Vater droben und die Sehnsucht nach der himmlischen Heimath füllte sein Herz mit Muth und stärkte die ermattenden Glieder. Und fiehe, der himmlische Vater, in dessen Arme der Sohn der Liebe ihn führte, Er, der ihn geleitet sein Lebenlang und ihm seinen Engel gesendet zur Zeit der Gefahr und Trübsal, hat ihn nicht verlassen auf seinem Scheidewege, er hat an ihm das Wort erfüllt, welches auf seinem Sterbelager feine Seele erquickte: „Wer mein Wort höret und glaubet dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“

Unser Trost bleibt bis zum fröhlichen Wiedersehen sein liebliches Lied, dessen letzter Vers die Grabschrift des lieben Vaters bildet:

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