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Kranz. Und als es Abend wurde und die Sonne sich neigete, da ging er und legte leise die Blumen an den Hügel und gedachte des Engels.

Nachdem er dieses vollbracht hatte, kehrte er zur Heimath zu seiner Mutter Salome, und war still in seinem Herzen. Und als er in sein Schlafkämmerlein ging, da fragte Salome: Mein Selia, was hast du gethan? Bist du wieder unter den Blumen gewesen?

Der Knabe antwortete: Ja, meine Mutter, ich habe die schönsten des Thals gesucht und sie in einen Kranz gewunden, daß diese Nacht der Engel des Frühlings ihn finde.

Da lachte sein Bruder, der ältere, und sprach: Du Thor, wenn der Engel die Blumen bildet, so hat er deren ja selber genug, und bedarf der deinigen nicht. Da ward Selia bekümmert in seinem Herzen und verlegen, und er sah seine Mutter an.

Die Mutter aber sprach: Sei du nur getroft, mein lieber Selia! der Engel schauet nicht allein auf die Blumen, sondern er stehet das Herz an, mit dem du sie zu einem Kranze wandest und ihm weihetest. Er wird sie gern empfahen.

Da war Selia getröstet und schlief ein, und im Traum erschien ihm der Engel der Blumen und fah ihn freundlich an

Und am andern Morgen in der Frühe ging Selia hinaus, und kam fröhlich vom Felde heim und rief: Siehe, Mutter, er hat es wohl gerne gesehen und meine Gabe nicht verschmähet. Denn auch auf meinem Kranze lagen funkelnde Thautröpfchen.

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Sinsam in jungfräulicher Anmuth stand Selka, die Tochter des Cherusker - Fürsten, auf einer Höhe des alten Harzgebirges und schaute finnend in das felsenumstarrete Thal hinab. Aus der Ferne scholl des Volkes Freude und Selka's Name; denn das Land feierte den Tag ihrer Geburt.

Aber Selka selbst stand ernst und schweigend an eine Eiche gelehnt, und gedachte des heiligen Gelübdes, womit sie jüngst sich dem Christenbunde geweihet, und ihre Seele war voll Wehmuth und tiefer Betrachtung.

Schon hatte der Herbst den Wald entblättert; welfes Laub verhüllte des Thales felsigte Stege und zwischen den Klüften braufete der Herbstwind.

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Da begann Selka und sprach: Ist nicht des Lebens Bahn gleich dem Pfade dieses Felsenthals und des Menschen Herrlichkeit wie des Grases Blume? Das Gras ist verdorret, die Blume ist abgefallen.......

Siehe, da erhob sich ein lindes Säuseln in den Wipfeln; aus zertheiltem Gewölk schwebte ein Lichtstrom auf den Wald hernieder, und Selka vernahm im Gesäusel eine Stimme, die sprach: Das Wort des Herrn bleibet in Ewigkeit.

Da wandte sie freudig ihr Angesicht gegen das Thal hin, und sie sahe in der Tiefe des schroffen Felsenweges zwo Gestalten, gleich Pilgern, irdisch und himmlisch, verschwisterte Wesen. Rüstig voran wandelte die eine, gleich einem Jüngling, in der linken Hand ein Kreuz zum Stabe, die rechte deutend nach oben. Ihm folgte sich freudig erhebend die zweite zur Spitze des Felsens. Hier weilte die dritte Gestalt in himmlischer Klarheit; fie trug einen Dornenkranz in ihren Händen, welchem Himmelsblumen erblüheten. Mit diesen bestreute sie die hinaufstrebenden Pilgrime, und je höher sie kamen, um so mehr ebneten sich die zackigten Felsen.

Da rief Selka: Wer sind diese himmlischen Wesen, denen das düstere Thal sich erhellet und die Felsen sich bahnen?

Und sie empfing zur Antwort: Sie, denen du dein Herz geweihet hast, Selia: Glaube, Hoffnung und Liebe.

Darauf verschwand das Gesicht und das Thal verhüllete ein dichter Nebel. Da rief Selfa: D, lasset O, lasset mir, ihr Himmlischen, ein Zeichen eurer Erscheinung!

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Siehe, da hob sich der Nebel, und mitten durch das schweigende Thal floß von nun an ein jugendlicher Bergstrom. In seinen Wellen mischen sich mit dem Bilde des Himmels die starren Felsen, und ihre Trümmer hemmen seinen Lauf nicht.

O du, des wechselnden Lebens Bild, mein Name sei auch der deinige! sprach Selka, die Fürstentochter, und wandelte freudig zurück zu den Hallen der Väter.

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Parabeln.

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