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im Grabe wissen, als sehen, daß er ein gemeiner Lügner würde!"

6.,,Mein Vater," sagte der kleine Georg mit Thränen in den Augen,,,habe ich denn jemals gelogen?"

7.,,Nein, Georg, das hast du nicht! Und solltest du ja einmal etwas Unrechtes thun, so verbirg es nicht, sondern sprich nur immer frei und herzhaft die Wahrheit."

8. Als Georg nun ungefähr sechs Jahre alt war, hatte ihm Jemand ein Handbeil geschenkt, an welchem er eine überaus große Freude hatte. Wie es aber gewöhnlich Kinder machen, so mußte dann bald jedes Stück Holz, welches ihm in den Weg kam, seinem Beile herhalten.

9. Eines Tages übte er seine Kunst an einem schönen Kirschbäumchen in seines Vaters Garten. Mit einem einzigen Hiebe war das schöne Bäumchen so zugerichtet, daß an seine Herstellung nicht mehr zu denken war.

10. Der Vater sah es dem Baume an, daß er durch offenbaren Muthwillen verderbt war. Er hatte ihn selbst gepflanzt und es war ihm so leid um denselben, daß eine strenge Untersuchung angestellt wurde, um denThäter auszufinden.

11.,,Fünf Guineen wollte ich geben," rief er aus,,,wenn ich den Menschen wüßte, der mir

mein Bäumchen so verstümmelt hat." Indeß alles war vergebens; er kam auf keine Spur und sehr unzufrieden ging er nach Hause.

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12. Unterwegs begegnete ihm der kleine Georg, sein Beil in der Hand haltend. Augenblicklich fällt dem Vater ein, der Kleine werde der Thäter sein. Voll Unwillens redete er ihn an: ,,Georg weißt du, wer mir gestern den schönen Kirschenbaum im Garten verderbt hat?"

13. Der Knabe befann sich einen Augenblick, dann sagte er freimüthig:,,Ja, Papa, lügen kann ich nicht. Nein, das kann ich nicht! Ich habe es gethan mit meinem Beile!"

14.,,Komm in meine Arme, mein Sohn! O wie freut mich das umgehauene Bäumchen! Du hast es mir tausendfältig bezahlt. Das ist eine löbliche

That, die Wahrheit frei zu gestehen; sie ist mehr werth als tausend Kirschbäume, und wenn sie in Silber gefaßt wären oder goldene Früchte trügen.'

Fragen. 1. Von wem handelt diese Lektion? 2. Wer war Georg Washington? 3. Was suchte ihm sein Vater frühzeitig einzuprägen ? 4. Suchte Georg sein Unrecht zu verheimlichen ? 5. Was sollte man immer thun, wenn man etwas Unrechtes gethan hat? 6. Was waren des Vaters Gefühle, als Georg seinen Fehler bekannte ? sagte er zu ihm ?

7. Was

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Die Wachtel und ihre Kinder.

1. Hoch wallte das goldene Weizenfeld
Und baute der Wachtel ein Wohngezelt.
Sie flog einst früh in Geschäften aus,
Und kam erst am Abend wieder nach Haus.

2. Da rief der Kindlein zitternde Schaar: ,,Ach, Mutter! Wir schweben in großer Gefahr! Der Herr dieses Feldes der furchtbare Mann Ging heut mit dem Sohn' hier vorbei und begann:

3. Der Weizen ist reif, die Maht muß ge

scheh'n;

Geh, bitte die Nachbarn, ihn morgen zu mäh'n.“ ,,O," sagte die Wachtel,,,dann hat es noch Zeit!; Nicht schnell sind die Nachbarn zu Diensten bereit."

4. Drauf flog sie des folgenden Tages aus, Und kam erst am Abend wieder nach Haus. Da rief der Kindlein zitternde Schaar: „Ach, Mutter! Wir schweben in neuer Gefahr!

5. Der Herr dieses Feldes, der furchtbare Mann! Ging heut mit dem Sohn' hier vorbei und begann: Uns ließen die treulosen Nachbarn im Stich! Geh ringsum zu unsern Verwandten und sprich:

6. Wollt ihr meinen Vater recht wohlgemuth seh'n,

So helfet ihm morgen sein Weizenfeld mäh’n!“ ,,," sagte die Wachtel,,,dann hat es noch Zeit! Nicht schnell sind Verwandte zur Hilfe bereit."

7. Da flog sie am folgenden Tage aus, Und kam erst am Abend wieder nach Haus. Da rief der Kindlein zitternde Schaar: „O, Mutter! Wir schweben in neuer Gefahr!

8. Der Herr dieses Feldes, der furchtbare Mann! Ging heut mit dem Sohn' hier vorbei und begann : Uns ließen auch unsre Verwandten im Stich, Ich rechne nur einzig auf dich und auf mich!

9. Wir wollen, wenn morgen die Hähne kräh'n Nun selbst uns rüsten, den Weizen zu mäh'n."

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,,Ja," sagte die Wachtel,,,nun ist es wohl Zeit! Macht schnell euch, ihr Kinder, zum Abzug bereit! 10. Wer Nachbarn und Freunden die Arbeit vertraut,

Dem wird nur ein Schloß in die Lüfte gebaut. Doch unter dem Streben der eigenen Hand, Erblüht ihm des Werkes vollendeter Stand."

11. Die Wachtel entfloh mit den Kleinen geschwind,

Und über die Stoppeln ging Tag's drauf der Wind.

Fragen. 1. Wer hatte ein Nest mit Jungen? 2. Wer kam. als die Wachtel eines Mergens ausgeflogen war? 3. Was sagte der Bater? 4 Dachte der alte Vogel, daß viel Gefahr vorhanden sei? 5. Was geschah am folgenden Morgen? 6. Wann glaubte die Wachtel, daß der Weizen gemåht werden würde? 7. Was können wir hieraus lernen?

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