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vielleicht schon öfters erfahren haben, wie eine solche gute Meinung auch die Arbeit erleichtert. Unwille und Verdruß verdirbt Alles, macht die Mühe nur noch saurer, und es geräth nichts. Verdruß und Unwille mißfällt Gott und den Menschen. Laßt es also unsre Gewohnheit werden und bleiben, eine gute Meinung zu machen. Was ist denn auch leichter als denken und sagen: „Herr! auf dein Wort; dir zu Lieb; weil du es so haben willst!" Denkst du so, dann hast du die gute Meinung schon gemacht.

Die Fischer im heutigen Evangelium haben ihre Arbeit sehr fleißig gemacht. Verrichtet also auch ihr eure Arbeiten fleißig; laßt euch das angelegen sein, was ihr zu thun habt. Braucht eure Hände, eure Augen und eure Kräfte, damit die Arbeit recht wird. Versigt oder verschlaft oder verschwägt eure Zeit nicht in Müssiggang. Braucht daher nicht vier oder fünf Stunden, wenn ihr in zwei Stunden leicht fertig werden könnt. Gott segnet den Fleiß, aber nicht die Trägheit. Träg und schläfrig arbeiten ist nicht viel besser als gar nicht arbeiten, und ist Sünde. Besonders wer Andern zu dienen hat, lasse sich's angelegen sein, seinen Lied- oder Taglohn ehrlich zu verdienen. Nicht nur vor Menschen, sondern vor Gott muß man sich scheuen, ein untreuer, ein schlechter, ein fauler Arbeiter zu sein.

Unter dem fleißig Arbeiten versteht man aber

nicht, daß man sich übertrieben anstrengen soll. Wenn man sich vom frühen Morgen bis in den späten Abend anstrengt, plagt und schindet; wenn man so unaufhörlich treibt und jagt und fortwühlt, daß man den ganzen Tag und die ganze Woche nicht weiß, wo Einem der Kopf steht; so ist das recht mühselig gearbeitet; und das ist nicht recht, ist Gott nicht lieb. Wenn das aus Noth geschehen müßte, so wäre es ein elendes und recht bedauerungswürdiges Leben. Geschieht es aber aus Geiz, der niemals sagt: „Jezt ist es genug," so ist es abscheulich und es liegt der Fluch darauf.

Legt also euch und Andern, die für euch arbeiten, nicht mehr auf, als was recht und billig ist. Verlangt nicht von zwei Händen, was nur sechs zu thun im Stande find. Halte also, christlicher Bauersmann! die schöne Mittelstraße zwischen Trägheit und übertriebner Anstrengung, damit du ein frohes heitres Gemüth bei der Arbeit haben kannst. Nimm dir nicht zu viel vor, lege dir und Andern nicht zu schwer auf. Vergönne dir und den Deinigen nach der Arbeit die nöthige Ruhe, z. B. die Essenszeit. Muß ja doch selbst dem Vieh die Futterzeit vergönnt werden; und man vergönnt sie ihm auch. Mache ferners ordentlich Feierabend; denn deßwegen läßt Gott die Sonne untergehen, und löscht durch den Untergang der Sonne gleichsam das Licht aus, und sagt hiemit

allen arbeitenden Leuten: Heut ist's genug, jest macht Feierabend und ruht aus!"

Will dir, christlicher Landmann! christlicher Handwerker! etwas nicht recht gelingen oder von Statten gehen, so tränke und gräme dich darüber nicht, sondern denke: „Mit Gottes Hülfe wird es doch schon noch gehen." Oder opfere es geradezu Gott auf. Erzwingen kannst du wider den Willen Gottes doch nichts. Und da lob ich mir eben die Fischer im heutigen Evangelium. Weil ihnen das Fischen bei der Nacht nicht von Statten ging, so zogen sie mit ihren leeren Schiffen an's Land, hingen sie am Gestade an, und wuschen ihre Neße aus. Es war denn doch recht verdrüßlich, daß sie ihre Arbeit ganz umsonst gethan hatten; aber man merkte ihnen keinen Verdruß an. Mit aller Geduld stellten sie jest ihre Arbeit ein und richteten ihren Fischerzeug auf ein anderes Mal her. Es scheint, als hätten sie zu einander gesagt: „Heut hat's nun einmal nicht sein wollen! Sei's in Gottes Namen! Es ist nicht alle Mal so. Ein anders Mal, will's Gott, geht's wieder besser." Und in einer solchen Gemüthstimmung hatten sie doch noch einen gewissen Frohsinn. Der christliche Frohsinn ist aber ein großer Gewinn, ist eine recht gute Gabe, und diese gute Gabe wünsche ich euch Allen. Amen.

Frühlehre auf den fünften Sonntag nach
Pfingsten.

Wir sollen nicht schimpfen und nicht

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Im heutigen Evangelium erklärt Jesus selbst das fünfte Gebot Gottes: „Du sollst nicht tödten.“ Die Juden meinten, sie überträten dieses Gebot nicht, so lang sie Niemand umbrächten. Aber unser göttlicher Erlöser sagt im heutigen Evangelium, man sündige schon gegen das fünfte Gebot, wenn man sich über den Nächsten nur erzürnt oder ihn beschimpft. Es sollten daher die Christen dieses Gebot besser beobachten als die Juden. Aber leider geschieht es nicht. Man bringt zwar den Nächsten nicht um's Leben, aber man unterläßt es nicht, sich über ihn zu erzürnen, und im Zorn ihn hart zu reden und zu beschimpfen. Der Heiland nennt im heutigen Evangelium zwei solche Schimpfwörter, nämlich: Rakka! d. i. du schlechter nichtswürdiger Mensch! und du Narr! das ist: du Bösewicht, du verdammter Mensch! Aber heut zu Tag sagt ein Christ dem andern wohl noch abscheu

lichere Schimpfworte in's Gesicht. Wie unchristlich und sündhaft Schimpf- und Schmähworte sind, werde ich heute in einem kurzen Vortrag zeigen.

Die Gewohnheit, Andern Schimpfnamen zu geben, ist leider weit allgemeiner, als es unter Christen oder auch nur unter ehrlichen Leuten sein sollte. Man gibt oft seinem Nächsten die verächtlichsten Namen von nichtswürdigen Menschen, die grobe Laster begangen, Rad und Galgen verdient haben, auch Namen von den verächtlichsten Thieren und von den schändlichsten Dingen. Das find wohl noch weit abscheulichere Schimpfworte, als die, welche unser göttlicher Erlöser im heutigen Evangelium genannt hat.

Viele thun das in der Absicht, den Nächsten zu verachten und zu beleidigen oder sich zu rächen. Es geschieht bei ihnen mit einem bösen feindseligen Herzen. Andere schimpfen ihren Nächsten nicht absichtlich, sondern es geschieht nur in der Hiße, im schnellen Zorn, zu welchem fie gereizt werden. Wieder Andre thun es aus Spaß oder aus übler Gewohnheit. Sie fönnen kaum drei Worte mit Ihresgleichen, mit ihren Nachbarn, oder Ehegatten, oder Kindern, oder Dienstboten reden, daß nicht Schimpfworte dabei mitunterlaufen. Sie meinen es zwar nicht böse,

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