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X.

Die Entführung.

(Eine wahre Anekdote aus dem jezigen Krieg. *)

Bestünde das Gewerbe eines Soldaten blos darin, Schädel zu spalten, den Feinden den Hals zu brechen, und Rekruten für die andere Welt zu werben so wa re das eine trübselige Beschäftigung. Ein Federbusch, eine bunte Jacke, eine Kokarde würden alsdann in den Augen des schönen Geschlechts keinen Reiz mehr haben, und unsre Weiber und Jungfrauen die Söhne des Mars einst ihre Lieblinge, mit Graus und Abscheu betrachten. Aber der Umstand kommt diesen Herrn zu statten, das ihre Verrichtungen, wenn gleich noch so verrufen, von doppelter Natur sind; und alles wohl erwogen, wird sich ergeben, daß ihr Amtseifer mehr auf die Bevölkerung, als auf die Entvölkerung der Welt gerichtet ist.

Es war zu Anfang des gegenwärtigen Kriegs, als Capitain M* - der wenig Lust bey sich fühlte, dei $2

*). Morning Herald. No. LIII. LIV. LVII.

Liebe,

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schwarzen König der Unterwelt Truppen zu liefern, aber desto mehr innern Hang für die unblutigen Kämpfe der sehr weislich seinen Posten einem knochenfesten schwarzgebrannten Irländer abtrat, dessen athletisches Aussehn an den Herkules der Fabel erinnerte. Capitain M* war in seiner Jugend der erklärte Anbeter eines reis zenden Frauenzimmers gewesen, deren Schönheit seit drei Jahren den ehrenvesten Lord C✶ dergestalt behert und bezaubert hatte, daß sich Seine Lordschaft, mit Hintansezung alles dessen was sie sich, ihrer Familie und ihrem Range schuldig waren, nach einer nicht gar langen Liebeswerbung, als freiwilliges Opfer, ohne zu murren, von ihr an St. Hymens: Schlachtbank führen ließen. Wenn aber gleich Lord C* kein geringerer Bewunderer weiblicher Reize ist, als seine meisten Mitbrüder im Ober house; so möchte er doch schwerlich mehr dazu taugen, der Gewalt der Schönheit auf dem Wege zu huldigen, wor auf die Weiber das stärkere Geschlecht zu erwarten pflegen.

Es ziemt uns hier eben so wenig, die mystischen Vork henge, von dem Ehebett des zártlichen Paars hinwegzuzies hen, als über die Aechtheit gewisser: Berichte zu entscheis den, womit man sich in Rüksicht des Privatlebens des Lords Eim Publikum herumträgt. Ob seine Lordschaft wirklich jede Nacht mit einem Pfund Rindfleischschnitten auf jedem Backen zu Bette gehen, um sich ein runderes und ergiebigeres Aussehen zu verschaffen; oder ob Sie

fich elastischer Fingerhüte bedienen, um Ihren etwas abgefallenen Fingern mehr Fülle und Schnellkraft zu geben

das find Gegenstände, welche durchaus nicht zu un ferm vorliegenden Zwek gehören. Mag die Kunst Mittel und Wege ausfindig machen soviel fie will, um den Schein von Jugend und Kraft nachzuheucheln 5 wit unsers Orts zweifeln stark, ob die ganze Materia Medica fähig seyn möchte, seinem gefallenen Liebesritter den wirklichen Genuß dieses Minneglüks zurükzuführen.

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Kaum war daher Lady Ceinige Wochen verheirathet, als man sie über die Geistesabwesenheiten ihres Ges mahls Klage führen hörte. Der Ehetanz wollte sich durch. aus nicht drehen und wenden, wie sie sichs vorgebildet hatte. Junge Weiber sollen sich, nach der Versicherung eines weisen Mannes, durchaus nicht dazu qualificiren, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und einen Fehlschlag lange einzusteken; und da fie, wie St. Paulus sagt, die schwä chern Gefässe find', so glauben sie um so mehr auf Nadysicht und Milde Anspruch machen zu dürfen. Daher pfle gen sie gewisse Unterlassung ssünden eben nicht mit Hiobsgeduld anzusehn; und um blos beim Allgemei nen stehen zu bleiben fie lassen sich in gewissen Fällen lieber Begehungs, als Unterlassungsfehler gefallen.

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· Capitain_M * in dessen Herzen die Nachricht vòn der Verheirathung seiner Geliebten den Zunder der Liebe

wieder erwekt und in vollen Brand gefacht hatte, ward nicht sobald von der Lage der Dinge unterrichtet, als er fein Heusserstes zu versuchen beschloß, das Schiksal der Dame erträglicher zu machen. Er miethete sich sonach in ihrer Nachbarschaft ein, und nachdem er es durch die Macht seiner Blike und Gebehrdenspiele zu geheimen Zusammenkünften gebracht hatte; ward aller Harm ver gessen, und Wonne und Genuß traten an seine Statt.

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Die Sprache wenigstens soweit wir solche in unsrer Gewalt haben - ist unfähig, das Entzüken des Lords auszudrüfen, als er sein Weib in gesegneten Um stånden erblikte. Wir alle sind von Natur geneigt, unsre Talente und Geschiflichkeiten etwas hoch anzuschlagen: aus diesem Grunde kam dem Lord der bey aller Hin fälligkeit, die erwünschte Erscheinung hinlänglich motivirt

zu haben glaubte, nicht der leiseste Zweifel ein, daß das Kind der Verheissung nicht sein eigen Werk sey, und er war daher nicht wenig stolz auf diese Probe von der Stärke und Kraft seiner Lenden. Ja, wir können es als dokumentirte Thatsache anführen, daß er wirklich bis nach Rom Briefe abgehen ließ, um auf die Rükkehr eines Verwandten anzutragen, der sich scherzend zum Pathen eines etwanigen Kindes angebothen hatte → wobei er gleichwohl, ohne sein Wort zu brechen, bis ans Ende der Welt reisen zu können glaubte. Sey dem wie ihm wolle, das Gewisse ist: daß der angesprochene Par

the, als ein Mann von Ehre und großer Pünktlichkeit,

wirklich seine Rükreise antrat

aber gleichsam nur, um

ein seltnes Beispiel seiner Wortbündigkeit aufzustellen : denn Lady C✶ gebahr bald hierauf ein todtes Kind.

Es giebt Fälle, wo die Geburt eines todten Kindes ungefehr eben die Absicht erfüllt, wie die Geburt eines lebenden. Lord C✶ schloß sehr philosophisch, daß alle' und jede Wirkungen eine Ursache voraussezen; ergo - konnte das todte Kind nicht aus nichts entstanden feyn eben so wenig als das Korn ohne ausgestreuten Saamen blühen, oder der Weinstok ohne Pflege Augen gewinnen kann. Er fieng daher an, sich als einen Mann von großer Hofnung und Brauchbarkeit zu betrachten, und wer das Glük hatte, mehrere Monde nach diesem gesegneten Stük Arbeit seinen Gang zu beobachten, der schwur, daß Seine Lordschaft um Haupt und Schultern höher und schöner geworden.

Unter andere hervorstechende Züge in Lord C * Karakter, gehört auch ein leidenschaftlicher Hang für das Privattheater. Und hier lassen wir ihm blos Gerechtigs feit widerfahren, wenn wir anmerken, daß er, was er auch immer in andern vielleicht wichtigern Rüksichten leisten mag, eine höchst glütliche Anlage zu dergleichen Vorstellungen befizt. In der That wird sich ein jeder, dem er die Ehre des Zutritts angedeihen ließ, mit

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