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fen. Aber wie groß war sein Erstaunen, auf seinem Zu ge nach der Hauptstadt, so wenig Truppen gegen sich zu finden; zu sehen, wie diese ihre Glieder öffneten und die Seinigen unter kriegerischen Ehrenbezeugungen burchziehen ließen. Noch weit mehr aber erstaunte er bey seiner wirklichen Ankunft vor der Stadt, als ihm die Thore aufgethan, und er mit dem lautesten Zuruf em pfangen wurde. Einige Abgeordnete vom ersten Adel von der Königin gefandt, führten ihn in den Pallast.

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Eine seiner Erwartung so entgegengesezte Aufnah

me vermehrte Kourams Verlegenheit nur. Als er den Audienzsaal betrat, faß Nurmahat in ihrem prächtigsten Aufzug auf dem Throne.

Bey einer Annäherung erhub sie sich, eilte die Stuffen herab ihm entgegen, und überreichte ihm knie end das Zepter mit den Worten: „Empfang, o Sultan, aus meiner Hand dies Zeichen der Gewatt, als das köfte lichste Vermächtniß deines Vaters! besteige muthig den Thron deiner Våter, und Nurmahals brünstigster Wunsch wird stets der seyn: daß deine Regierung, von Gerech tigkeit und Menschlichkeit geleitet, lange und glücklich feyn môge."

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Als sich der Prinz von seinem Erstaunen erholt hatte, hub er an: Wie kann ich diese hohe Stelle eins nehmen, ohne zu erröthen, hier Eine zu meinen Füßen au sehen, der mein våterliches Reich diese Sicherheit und diesen so sehr vermehrten Glanz zu danken hat?.

Steh auf, edle Nurmahal, und theile mit mir alle Freu den meines Throns; sey meine Gehülfin und Führerin auf dem bedornten Pfade, den ich jezt betrete." Sie antwortet:,,Du willst es, und ich stehe auf, aber nur, um mich auf immer zurükzuziehn. Zu lange schon hab' ich meinem Ehrgeiz gefröhnt, zu tief den Becher der Grö Be gekostet. Nicht einmal soviel Zeit blieb mir übrig, meinen Gemahl zu betrauren. All den leeren Pomp, all das gleiffende Geprånge, was mir so lange schon Ruhe und Selbstgenuß entführt hat, verlasse ich von diesem Augenblik an auf ewig. Dem Wittwenschleier und der Einsamkeit seyen meine künftigen Tage geweiht. Doch

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eh ich von der Welt scheide, habe ich noch zwei Bitten an meinen Herrn. Die erste ist: daß du dich deines Bruders Merodac erbarmest, den ich bereits aus dem Kerker befreite, und der seinen Aufstand und Ungehors sam durch die Beraubung seiner Augen und seines Reichs schon hart genug gebüßt hat. Die zweite betrift mich selbst, und erinnert mich an die Stunde, da ich von Ehr. geiz entflammt, und nach dem zweideutigen Beifall der Nachwelt strebend, das Gesez des Propheten übertrat, und mein unwürdiges Bild auf die Münzen des Reichs schlagen ließ welches Er, der uns den Willen des Höchsten kund that, verbothen hat. Laß, großer Sultan, diese Zeichen meiner Eitelkeit, so viel ihrer durch dein Land zerstreut sind, wieder einsammeln; und da die Eis telfeit nicht länger in meinem Busen herrscht, so werde

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ich alle Zeichen der Königswürde ablegen, und. mich mit deiner Erlaubniß in den schwarzen Marmorpallast zu rükziehen, wo ich im dankbaren Andenken an den guten Gehan, tåglich den großen Allah anflehen werde, daß er die Fülle seines Seegens auf das Haupt seines Sohnes herabgieffe."

Mit diesen Worten neigte sich Nurmahal vor den Sultan, und verließ im Geleite ihrer Weiber und Ver. schnittenen den Saal.

Cha Gehan, durch ihr Betragen gerührt, erstaunt über die Ordnung, die er in ihrer Verwaltung fand, und von Dankbarkeit durchdrungen, wies ihr den Pallast von Agra an, nebst all den schönen ihn begrenzenden Landfiken.

Zwei Jahre brachte die Fürstin in dieser Abgeschie denheit zu: in der Folge, da ihr thätiger Geist aus Mangel an Beschäftigung, an sich selbst zu zehren begann, wandte sie ihre Aufmerksamkeit auf Werke des Nuzens und der Menschenliebe: sie unterrichtete die Jugend, unterstüzte das Alter, und half dem Genie empor, das ohne ihre Wohlthätigkeit in der Dunkelheit verschmachtet wäre.

Ihr Ruf und ihre manchfaltigen Talente zogen bald einen kleinen Kreis edler und guter Menschen um sie her. So floßen unter den abwechselnden Freuden häuslicher Geselligkeit, einer herzstärkenden Lektür, und der schönen Künste, die Tage Nurmahals sanft wie Zephirlüfte vor

über, und jezt zum erstenmal ganz glütlich, legte sie sich oft die Frage vor: Was sind die Freuden der Zer

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streuung, des Ehrgeizes, der Macht, des Pomps, gegen das Glük, das ich jezt genieße? Sollte man nicht dem Monarchen oder dem Helden, nachdent er lange ge nug den Tirannen gespielt, lange genug der Schattenge stalt des Ruhmes nachgejagt; nachdem er Länder und Nationen unterjocht hat; sollte man ihm nicht mit Recht zurufen: Freund, ich zweifle sehr, ob ihr eure Zeit nicht nüzlicher und dem Himmel wohlgefälliger angewandt har ben würdet, wenn Ihr eine Heerde geweidet, einen Garten gepflanzt, oder in einer Schule Unterricht gegeben håttet."

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II.

Lord Camden.")

... Es würde uns hier zu weit führen, den ganzen geistigen Karakter dieses edeln, großen und unter nehmenden Mannes zu zeichnen; wir wollen uns daher mit den hervorstechendsten Zügen begnügen.

Wer sich seiner frühen und geistreichen Vertheidis gung der Freiheit als Advokat vor den Gerichtsschranken seiner Beharrlichkeit für die Sache der Wahrheit als Attorney-General seiner immer gleichen Verwaltung der Gerechtigkeit; seiner kühnen und unbeugsamen Ver urtheilung des Generals Warrant als Präsident im Gericht seiner männlichen Bemühungen in Rüksicht der Wahlrechte als Lord-Kanzler; seiner eisernen Be harrlichkeit für die Erhaltung dieser Rechte, selbst mit Gefahr seinen hohen Posten zu verlieren

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seiner rafts losen Bemühungen für die Rechte der Geschwornen in Absicht der Schmåhschriften, besonders seiner lezten meisterhaften Rede (in einem Alter von 79) erins nert, als die Lieblingslehre seines ganzen Lebens zu eis nem Gesez des Landes erhoben wurde: wer alle diese herrlichen Züge, und seine feurige Anhänglichkeit an die

*). Europ. Mag. p. 329 28.

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