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reisen, ihr Glük im Dienste der Osmanlis zu suchen, ges ben gewöhnlich ihr Bürgerrecht auf, und verlassen ihr Geburtsland auf immer. Diesem Umstand ist es wohl zuzuschreiben, daß die Weiber von Aleppo ihre Söhne so ungern auswandern lassen.. Die Kinder werden gemei niglich zum Gewerbe ihres Vaters angehalten, und die Lieblingsforge des Mutterherzens ist, sie durch eine frühe Verheirathung an ihren Heimathboden zu binden.

VIII.

Schreiben eines Britten

an den Herausgeber des Gentleman's Magazine.

Mr. Urban!

Es giebt jest eine Menge grübelnder schwarzblütiger Menschen, welche die gegenwärtige Zeit für die schlimmfie in der ganzen Geschichte halten; dergleichen Jeremia, den aber hat man in allen Perioden gehört. Eine ge ringe Aufmerksamkeit auf die Geschichte, und auf die un gereimten Resultate, die aus einer so einseitigen Ansicht der Dinge entspringen müssen, wird uns bald auf andre Gesinnungen, und vielleicht auf den Ausspruch jenes Wei sen leiten: „daß sich der Mensch bey aller Verschieden. heit seiner Neigungen, im Ganzen stets gleich blieb, und daß sich die Summe der Tugenden und Laster in der Welt, im Sturme wie in der Stille, so ziemlich gegen einander hob. In Wahrheit, wenn wir an die Verwil derung unsrer durch. Sittenpolitur sonst so berühmten Nachbarn denken ein Abfall, der alles was die Ges schichte aufstellt, und wovon sich der nüchterne Beobach ter einen Begrif machen kann, so weit hinter sich läßt: so wird freilich unser Zeitalter der Nachwelt in einem trübern Lichte erscheinen, als die meisten verflossenen. Aber auch hier stoßen wir unter den begeisterten Re publikanern wie unter den Royalisten, unter den zahlreis chen Flüchtlingen wie unter denen so sie aufnahmen, auf

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manche Römertugend, die jene Flecken wo nicht auss wischt, doch sehr mildert.

Unter unserm eignen Volke giebt es, dem Himmet sey Dank! bey allen Bemühungen der Regierung, den Gemeingeist zu unterdrüken, und die weltkündigsten That. sachen zu entstellen oder ganz zu läugnen, noch viel öf fentliche und Privattugend.. Ohne Religion und bür gerliche Rechtschaffenheit müssen die menschenfreundlichstent Entwürfe der Politik fallen, die weisesteu Civilgeseze in den Staub sinken. Håtten unsre neuern Reformatoren dies hinlänglich beherziget, hätten sie, statt Misvergnů. gen und Empörungen Im Staate zu erregen, ihr Genie und ihren Einfluß auf die moralische Verbesserung des Bürgers (wo noch so viel zu thun übrig ist) gerichtet; so würden sie ihrem Vaterlande und seiner Constitution einen wahren und wesentlichen Dienst erzeigt haben... Bon Menschen aber, die selbst so wenig Tugend besitzen, die weder ihre Leidenschaften zügeln, noch ihre schreiend. ften Laster in Schranken halten konnten, die sich nicht entblödeten, den Atheismus und alle Erkremente der fran zösischen Revolution in Schuz zu nehmen von solchen Menschen ließ sich freilich diese Vorsicht nicht erwarten.

Vor dergleichen übel berechneten Reformen und ge= waltsamen Umschwüngen, womit sich gewisse Verbrüde. rungen Jahrelang beschäftigten, und noch beschäftigen; wird uns jezt hoffentlich die unter der Nation so allge. mein verbreitete gesunde Vernunft bewahren; und es läßt sich erwarten, wenn sich nur erst die Partheis wuth gelegt und unser abgekühlter Kopf das Vergangene mit Muße überdacht hat, daß wir alle, vom Höchsten bis zum Niedrigsten herab, aus den gråßlichen Erscheinungen,

welche Frankreich so fürchterlich nahe vor uns aufstellte, gelernt haben werden, daß nur durch Reinigung und Ver. einfachung unsrer Sitten, unsre theure Constitution Daus er und Festigkeit gewinnen könne. Der Einfluß der Tugenden und Laster einzelner Bürger auf den ganzen Staat, dessen Glieder sie sind, ist zu einleuchtend, als daß er gea läugnet werden könnte: und wir hoffen daher, daß uns Mr. Urban nachstehende Rüge gegen einige Laster und Thorheiten zu gut halten werde, die sich unläugbar unter unserm Volke vorfinden, und deren Ausrottung eine wahre Wohlthat für den Staat seyn würde.

Man hat schon öfters angemerkt, und es muß waht bleiben, daß die Weiber, wenn sie gleich keinen thắtis. gen Antheil an der Regierung der Nationen zu nehmen fcheinen, doch in jedem civilisirten Staate eines mächtigen Einflusses genießen. Dieser Einfluß, wenn er gleich Höchst selten die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zieht, muß jedoch jedem denkenden Politiker höchst wichtig seyn, da er von den Privatverhältnissen des Lebens ause geht, und die Tugenden oder Laster zahlreicher Individa, en bestimmt.. Den Weibern Englands gebührt unstreis tig viel Lob; denn wenn gleich unsre Straßen mit vers worfenen Geschöpfen dieser Art angefüllt sind, und unsre Gerichtshöfe fast täglich mit Ehebruchsklagen behelliget wer den; so liegt doch die Schuld größtentheils auf unsrer Seite, unter denen sich manche zu den niederträchtigsten Berführungskünsten gegen eben diejenigen herablaffen, die sie nach den Gesezen wahrer Ehre beschüzen sollten. Zur Steuer der Wahrheit müssen wir jedoch hinzusezen, daß

das schöne Geschlecht oft eben soviel Tadel verdient, und daß es nur zu oft das Laster reizt und herausfordert, wenn es auch nicht selbst immer lasterhaft ist, oder zu seyn glaubt.

Sanftheit, Wohlwollen, Zartgefühl und eine gewiße Schüchternheit der Schuzengel der Tugend

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find der Karakter des Weibes. Diese bezaubernden Eigen. schaften rühren das Herz des Helden, halten den Laster. haften in Ehrfurcht, und nöthigen selbst dem verworfen. ften Wüstling Achtung ab: indeß die Phryne, der diese Vorzüge fehlen, nur Ekel zeugt, und statt Liebe und Neis gung, Widerwillen und Verachtung einflößt. Kein Bie dermann der den weiblichen Karakter wahrhaft verehrt, kann wünschen, daß diese liebenswürdigen Züge und diese Zartheit je unter ihnen verloren gehen sollten, und ihre aufrichtigsten Verehrer bemerken mit wahrer Betrübniß unter den Schönen unsrer Zeit, einen Hang zu mån no lichen Sitten, der ihnen äußerst übel ansteht; und eine Gleichgültigkeit gegen månnliche Laster, welche die schlimmsten Folgen nach sich ziehen kann. Läßt sich etwas Zurükstoßenderes denken, als ein Weib im månnlichen Aufzug? Und ist es nicht vollends unleid. lich, wenn sie im Soldatenkleide einhertrippeln? Und doch sieht man sie jezt häufig unter uns mit abgestuzten Röcken, kurzen Jacken mit Epaulets, einer hochländischer Müße mit Federn, und einem Schwert an der Seite, Dergleichen Ausschweifungen unter den Schönen, die sich so wenig mit ihrer geistigen und körperlichen Struktur vertragen, verdienen den lautesten Tadel. Geben sie sich vollends, wie jezt in Frankreich, Schottland und Irland, förmlich mit Waffenübungen ab; so kann es nicht fehlen,

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