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dares bezeichnet ist; die Trägheit will alles auf mot gen -und wieder auf morgen! verschieben so, daß diese immer verliert, wo jener gewinnt, Die Trägheit. gleicht einem schlammigen Strome, der langsam dahinkriecht, und den Grund jeder Tugend untergråbt, Nicht mit Unrecht sagt daher Plato: Arbeit ist dem Müßfiggange vorzuziehn, wie die helle Politur dem Rost" und Alexander der Große:,,Trägheit und Leppigkeit „ist Sklaverei; Arbeit, im Vergleich mit ihnen, Kö nigliche Freiheit. “

Die Alten haben nach ihrer gewohnten mahlerischen Darstellungsart, den Fleis unter einer ältlichen Frau vorgestellt, die ein Stundenglas in der Hand hält, und an einem mit Epheu bedekten Felsen steht. Auf diese Art wird einerseits sein hohes Alter, auf der andern seine hohe Achtung für Zeit und Arbeit versinnlichet. Andere behaupten mit noch mehr Schein die alte Bilder sprache habe den Fleis unter einem schönen anmuthigen Mädchen dargestellt, welches in einer Hand einen Thye mianstengel mit einer ihn umschwärmenden Biene; in der andern einen Maulbeerzweig hält mit Seidenwür mern auf den Blättern; → zu ihren Füßen ein Haushahn.. Hier sind blühende Gesundheit und reizende Unschuld auf die anmuthigste Art vereinigt; Emsigkeit, welche die fliehenden Augenblike festhält; und eine schöne Anspielung auf einen Hauptzug des Fleises

aufstehn.

das Früh,

In diesem reizenden Lichte betrachtet, ist der Fleis dem Bau des Menschen vollkommen angemessen, der seis ner Bestimmung nach ein thätiges Wesen seyn soll. Wozu seine Hände, als zum Gebrauch und zur Arbeit? wozu seine Füße, als zur Bewegung und Wirksamkeit ? wozu seine geistigen Kräfte, als zur Anstrengung und Vollkommenheit? Der Fleis ist das beste Erhaltungsmit tel für unsre Natur; denn wer geniest einer bessern Ges fundheit, als der Thätige? Die Arbeit ist ein wesents liches Erforderniß zum Wohlbefinden unsrer Maschine. Was anders als Arbeit öffnet die Poren unsers Körpers, und befördert die organischen Functionen? was anders bringt unser Blut in wohlthätigen Umlauf? Was trågt auf der andern Seite mehr dazu bey als der Müßiggang, eine Stockung unsrer geistigen und körperlichen Kräfte hervorzubringen, und die edelsten Anlagen der Seele gleichsam mit Rost und Moder zu bedeken? So wie der Fleis einem hellen fließenden Bachstrom voll Klarheit und Frische, so gleicht die Trägheit einem stehenden Sum pfe, dessen unbewegte Wasser in giftige Fäulniß überge. hen eben so unnůz als ekelhaft.. Wie auffallend bewährt sich dies., sobald wir nur einige Blike um uns her werfent Ist die Luft in Bewegung, so ist sie rein und gesund; ist sie gepreßt und eingeschlossen, so wird fie dick und faul. Wird das Metall gebraucht, so ist es weich und glänzend; ungebraucht rostig und stumpf. Die Erde, wenn sie gepflegt wird, zollt uns die füßesten

Früchte; ungepflegt, bringt sie nur Disteln und Unkraut hervor.

Die ganze Schöpfung ist für uns ein Vorbild des Fleißes. Welch eine endlose Manchfalt mitten in der Einfalt! welche unaufhörliche Revolutionen! Selbst die kleinsten Insekten sind voll Thätigkeit, voll Betriebsam keit für ihr färgliches Bedürfniß. Sieh da den alten Ozean, wie er bald gemessen, bald mit tosendem Unge. stum hin und her woogt, und dennoch mit der pünktlich. ften Genauigkeit den Strömen der Erde Bewegung und Unterhalt giebt. Wellen klettern über Wellen daher, und der Untergang der einen zeugt siebenfache Bewegung unter den andern. Betrachten wir den goldgestikten Himmel, so steht kein Punkt unter den leuchtenden Myriaden je stille, und alles dreht und treibt sich in ewiger Bewegung umher. Hier ladet das flisternde Lüftchen zur Aufmerksamkeit und zum Nachdenken ein; dort zeucht der gewaltige Nord einher, und donnert den Menschen zur Thätigkeit auf. Der ganze Erdball, den wir bewohnen, ist in steter Bewegung, treibt sich unaufhaltbar im ewigen Kreislauf umher, und wird nicht eher stillestehn, als bis das zweite Schöpfungswort tönt: Geh unter! — Die lebende wie die unbelebte Natur sind ein Vorbild des Fleißes; jene vom mächtigen Instinkt, diese von der Mutterhand der Natur: geleitet: keine Minute, keinen Augenblik hört sie auf zu wirken, bis sie das dunkle Verhångniß ergreift.. Soll denn der Mensch, soll ein

unsterblicher Geist seine Zeit in üppiger' Trägheit der schwelgen ?

Als einen fernern Aufruf zu dieser Tugend kann man anführen, daß der Fleis zu jedem Beruf im mensch lichen Leben wesentlich nothwendig ist. Daher nannten ihn die Alten: Fortunas rechte Hand, den wah, ren einzigen Stein der Weisen; und den Müßiggang, ,, den Fåhrmann zum Bettelstabe." Der Schöpfer sprach, nach der schönen Dichtung des Moses, über den ersten Menschen das Wort aus: Im Schweisse deines Ang gesichts sollst du dein Brod essen; seitdem gelang ihm nichts Großes und Nüzliches ohne diese Bedingung. Erhält der Handelsmann seine Familie dadurch, daß er seinen Nahmen zierlich über seine Thüre mahlt? Ver. fammelt der Manufakturist darum Hunderte um sich her, um ihnen müßig zuzusehn, und die Arbeit auf den mor genden Tag zu verschieben? Führt der Spekulant dadurch Waaren ein oder aus, daß er stille fizt, seine Schiffe auf der Rhede liegen läßt, und nach Art des podagrischen Alters ausruft: Alles zu seiner Zeit! . . Erklimmt man die Höhen des Parnasses durch müßiges Hinausschauen? durch kindische Ausmessungen an seinem Fuße? Was Cato in einer seiner Reden bey einer andern Gelegen. heit sagt, das kann im Allgemeinen gelten:,,Nicht so wohl durch die Gewalt der Waffen, als durch Fleis und Thätigkeit, gelangen Staaten auf den Gipfel der Größe.” Fleis und Entschlossenheit allein führen zu großen und

edeln Handlungen. Wohlstand, Ehre, und Vergnügen find die seligen Folgen dieser månnlichen Tugend! Frei lich hat das blinde Glük einige Sterbliche auch ohne sie zu diesem Ziele geführt; aber wie klein ist ihre Zahl! wie unschmakhaft der Genuß ohne Mühe! Der Tråge ißt, eh ihn hungert; trinkt, eh ihn dürftet; schläft, eh er müde ist; und darbt an der Quelle aller Genüsse, weil er ihr Bedürfniß nicht fühlt. Wem ist dagegen die Ruhe füßer als dem, der des Tages Last und Hize ges tragen? wem schmekt die Speise köstlicher, als dem sie der Hunger wurzt? wer trinkt einen erquifendern Trank als der måde Arbeiter, der über der Kristallquelle den Nek tarbecher vergißt ?

Kurz, was hat der Fleis nicht gethan? wo hat etwas Dauer und Bestehen ohne ihn? Jene prächtigen Pale låste sind sein; jene hochgethürmten Menschenwoogenden Städte sein; er erhöht und verschönert die Gaben der Natur, und vergüldet die Wolke des Lebens; die herr lichsten Schäze des Auslands sammelt er ein, und schüte tet sie in den Schoos der theuren Heimath; sein sind die Werke des beschweisten Handwerkers, wie des sinnenden Künstlers, der ohne ihn nichts Daurendes aufstellen kann. Håtten wir ohne ihn einen Newton, Locke, Baco, Boyle, Johnson ? — Nicht Genie allein; Fleis und

ausdaurende Beharrlichkeit hat den größten Männern aller Zeiten die Krone der Unsterblichkeit aufgesezt.

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