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Und endlich am Abend des Lebens, wenn der Arm kraftlos an der Hüfte schwankt, und die Lampe versiegt: wie entzûkend ist da der Rükblik auf wohl benuzte Tage, auf schön erfüllte Zweke! Immer laßt uns daher bedenken, daß, so viele sich auch durch die Lokungen der Trägheit und Uep pigkeit betrügen und irre führen lassen; so verwildert doch ohne Fleis selbst das göttlichste Genie, verdorren ohne Anstrengung die blühendsten Kräfte, und Armuth und Verachtung treten an die Stelle des Ruhms und des Verdienstes.

Dem thätigen Talent nur reicht der Ruhm
Den Lorbeer der Unsterblichkeit, und flicht
Um Schweisbeträufte Stirnen nur

Den schimmernden Olivenzweig.

Man kann über den Fleis nichts schöneres lesen, als was Thomson, der Sånger der Jahrszeiten, zu Anfang feines Herbstes, darüber gesagt hat. Hier nur einige Zü‹ ge:,,Dein ist dieser Seegen, rauher Fleis.. du Bilder des Menschen, den nakt und hülflos die Natur in Wälder und in Schauerwüsten warf.. Tief in seiner Seele ruhten noch die manchfaltigen Keime der Kunst, und reicher Stof lag unermeßlich um ihn her gegossen; - aber umsonst. Ingenust schliefen die Kräfte in seiner bewußtlosen Bruft. Gefräßige Fäulniß verschlang, was die milde Hand der Güte über das verwilderte Jahr ausgeftreut hatte. Unter Raubthieren tog der rauhe Barbar einher; oder ftritt für

fein Eichelmahl mit dem wilden hauerbewaffneten Eber. Schaudernd und troftlos floh der Arme unter sein Hüttens dach, wenn der kalte Nord, mit dem Winter beladen, Has gel, Regen und Schnee und schneidenden Frost daherbrausen ließ. Hier seufzt er einsam die wilde Jahrszeit hins weg: dann ach, er hatte keine Heimath! bis der Fleis erschien, und ihn aus seiner traurigen Trägheit ems porhob. Er gab ihm den hohen alternden Wald unter seine Art, lehrt' ihn Balken zimmern und Steine bes hauen, bis sich mählig das Gebäude vollendet erhob. Er riß ihm das blutbesudelte Fell von der Schulter, und hüllt ihn ein ins warme Wollengewand, · in hellschimmernde Seide und fließendes Leinen. Mit gesunden Speisen füllt er seine Tafel, goß den edeln Rebensaft umher, und begeis fterte ihn zum muntern Lebenerfreuenden Wiz.

Jest flutheten die Menschen zusammen, vereins ten ihre natürlichen Kräfte, und bildeten einen Staat... Mit schönem Stolze hob die Stadt, die Pflegerin der Kunst, ihr Thurmbekränztes Haupt empor. Sie ftrekte Straßen an Straßen, und zog ihre ftrebsamen Söhne bey Tausenden aus ihren verlornen Klüften hervor.

Jest brachte die Handlung den emsigen Kaufmann unter das Volk: fie baute sein thürmendes Waarenhaus ; erhob den starken Kran; füllte mit fremdem Ueberfluß die beladenen Straßen, und wählte deinen weiten, sanften, majestätischen Strom, o Themse, zu seinem großen Zus fluchtsort. Auf beiden Seiten thürmten Haine von Mas ften, einem langen Winterwald gleich, ihre Spizen ems por; schwellende Segel füllten den Luftraum dazwischen : das schwarze Laftschiff steuerte langsam dabin; gemeffen und

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harmonisch glitt die schimmernde Barke; das leichtschẳumende Boot firekte seine Ruderschwingen aus. Laut ers scholl indeß von Ufer zu Ufer der verworrene Ruf feuriger Arbeit; das brüllende eichenrippige Kriegsschiff schoß zulezt, Brittannias Donner tragend, schwarz und kühn hin aus in die brausende Tiefe... Alles ist dein Geschenk, o Fleis, was immer das Leben erhöht, verschönert, und freudenvoll macht. Gedankenvoll fist der ergöste Winter mit dir am geselligen Heerd; freudig hört er die ausgeschloffnen Orkane vergebens umher toben. Deine gehärtete Hand schnitt den farbigen Lenz; ohne dich war eine dürre Wüfte der Sommer; noch könnt er den herbstlichen Monden diese reifen unermeßlichen Schäze schenken, die rings um mich her wallen, und mein schweifendes Lied zurükrufen."

III.

Fox. *)

Der Geist dieses Mannes ist eben so groß und erhaben, als einfach und offen, und er ragt in allen Arten von Beredsamkeit weit unter seinen Nebenbuhlern hervor.

Weil von diesem Redner nicht nur unter dem Vol. ke, sondern auch unter den Halbgelehrten und den Leuten von Ton, so verschiedene Meinungen im Umlauf sind; so wollen wir unser Urtheil von ihm hier etwas ausführ licher darlegen.

Es sind uns schon viele Redner vorgekommen, die sich den Kopf mit Abwägung und Zusammenfügung der Worte auf die erbarmenswertheste Art zerbrachen. For's Geist ergreift die Gegenstände selbst mit so viel Feuer, daß ihnen die schiklichsten Worte, wie treue Diener der Herrschaft, freiwillig nachzufolgen scheinen. Niemand weiß es besser als er, daß oft die verschmähte Sten Ausdruke an ihrer Stelle die besten sind. gewinnen Redensarten, die man sonst für niedrig und

Daher

*) „Judicium de Foxio. Excerptum ex Praefatione ad Bellendeni de Statu Librum."

unanståndig hålt, in seinen Vorträgen nicht selten schnei« dende Bedeutung und eigenthümliche Kraft. Sobald es die Sache erfordert, wird sein Ausdruk zierlicher, schö ner, volltönender. Die feinsten schwierigsten Gedanken wirft er anfangs in Massen hin, und giebt ihnen alsdann erst Politur und Vollendung. Alles lebt und bewegt: sich bey ihm. Der Hörer fühlt sich vom Geiste des Red. ners selbst umfangen, und wird nicht durch Bild und Darstellung allein, sondern durch die Neuheit der Sas chen selbst, die unter seinen Augen entstehen, zur Theil. nahme begeistert. Alle Partheien erkennen den Nach. druk und die siegende Gewalt in den Vorträgen dieses Proteus. Etliche Krittler wollten behaupten, daß es ihm an Zierlichkeit, und rhetorischem Schmuk fehle. Diese aber sollten bedenken, daß er dergleichen Zierrathen und Floskeln vielmehr absichtlich verwerfe, als nicht zu erreis chen wisse. Starke und tief geschöpfte Gesinnungen, die da belehren und die Aufmerksamkeit des Hörers gefangen nehmen, können beim Lesen nicht in Honigtropfen zer fließen, sondern gehören vielmehr unter jene verba folida et auftera, welchen Cicero soviel Lob ertheilt.

Auch das Bewundernswürdige hat For an sich: daß er die Reinheit und Gesundheit der Englischen Sprache nie aus dem Auge verliert, dergestalt, daß er die so nach den Flittern des Auslandes jagen, durch die unge. fuchte Einfalt, und gleichsam durch den Heimathgeschmak feiner Rede zurükschlägt. Denn er weiß wohl, daß man

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