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zeichneten so sehr zeugt schon die jezige Publicitåt zu Paris, wie viel Großes und Gemeinnüziges man auch hierin, nach der Beendigung des Kriegs, von diesem geistreichen, vom Hauche eines ganz neuen Lebens ange wehten Volke zu erwarten habe.

In Deutschland haben die Literaturbriefe, Nicolais und Weiße's Bibliothek, das deutsche Museum, Wie lands Merkur, Schlözers Staatsanzeigen, die Literaturzeitung, und neuerlich Archenholz's Minerva, die berlinische und deutsche Monatsschrift, das Schleswieg. sche Journal jezt Genius der Zeit -am kräftigsten auf die Nation gewirkt; und eben jezt sind wieder einige Kernmånner mit neuen Zeitschriften aufgetreten, denen man's an der Stirne ansieht, daß sie sich weit über ihre gebrechliche Mitgenossenschaft erheben werden.

VI.

Ueber die Englische Constitution.

Die erste Eigenheit der Englischen Regierung, als Frelstaat betrachtet, besteht darin, daß sie einen König hat, d. h. daß fie die ganze Masse der vollstrekenden Gewalt in eine Hand gab, und solche hier auf immer und unwandelbar gleichsam niederlegte. Durch dieses Mittel ward die Vollziehung heilig und unantastbar: das durch, daß man Einen im Staate sehr groß machte, sezte man dem Ehrgeiz Andrer Schranken; begegnete man jenen gefährlichen Stürmen, welche in allen Re publiken später oder früher, entweder den gänzlichen Ruin der Freiheit herbeiführten; oder doch den Genuß dersel. ben verbitterten.

Werfen wir unser Auge auf alle Staaten der Ge schichte, welche je frei waren, so finden wir die Eifers sucht des Volks, wie natürlich, stets gegen die vollzie hende Gewalt gerichtet; sehen es nie mit Mitteln bes schäftigt, diese Gewalt (wie in England) einzuschrån. ken, sondern nur immer ängstlich besorgt, solche einigen obrigkeitlichen Personen anzuvertrauen, die es jährlich

ab- und einsezt - wodurch es gewissermaßen den Zügel stets selbst in der Hand zu behalten glaubt.

In einem kleinen und armen Staate findet eine fole che Einrichtung nicht viele Schwierigkeiten, da jedes aufgenommene Mitglied für seinen eignen Unterhalt sor. gen muß; da es an großen Gegenständen der Ehrsucht fehlt; und da das Uebel in einem so schmalen Umkreis nicht sehr verwikelt werden kann. In einem Staate der nach Vergrößerung strebt, flößt schon die damit verbun dene Schwierigkeit und Gefahr einen allgemeinen Geist der Behutsamkeit ein, und jedes Mitglied wird einen nüchternen Gebrauch von seinen Bürgerrechten machen.

Wenn aber endlich diese äußern Triebfedern aufhö. ren, wenn die Leidenschaften und Tugenden, die sie er, regten, in Unthätigkeit zurüksinken; alsdann kehrt das Volk sein Auge ins Innere der Republik: jeder Einzelne sucht sich in die Angelegenheiten des Ganzen zu verflech ten, sucht neue Seiten an den Begebenheiten auf, um fich daran zu hången, und wieder zu einer Art von Wirkfamkeit zu gelangen, die ihm die Gewohnheit zum Be dürfniß gemacht hat, und zur Ausübung einer Gewalt, die, so klein sie ist, doch seiner Eitelkeit schmeichelt.

Da bis jezt noch keine besondere Klasse von Bürgern einen überwiegenden Einfluß erlangt hat; so benuzt Jes der den allgemeinen Hang dazu, sein Privatinteresse zu befördern: die gesezgebende Macht ist von nun an in bes ständiger Bewegung; und da sie meist übel berichtet und

falsch geleitet wird; so verstößt sie mit jedem Schritt eneweder gegen die Geseze, oder gegen den Staat.

Aber dies ist noch nicht alles: da die so die Volks repräsentation ausmachen, wegen ihrer Zahl nicht hoffent dürfen, ihren Privatehrgeiz, oder ihre Privatleiden. schaften überhaupt zu befriedigen,; so suchen sie wenigstens ihren politischen Kaprisen ein Genüge zu thun, und hay fen die Ehren und Würden des Staats auf einige Gößen, die sich das Volk so eben zum Spielball ausersehen hat.

Weil sich in einem solchen Staate, wegen der schwankenden Unbestimmtheit des Volks, keine feste und beharrliche Verfahrungsart denken läßt; so kann man den wahren Standpunkt der öffentlichen Angelegenheiten nie genau angeben. Die hingegebne Gewalt ist bereits groß geworden, eh es noch die so sie weggaben, im mindestent befürchten, und der Begünstigte selbst kennt ihren vollen Umfang nicht: bey der ersten günstigen Gelegenheit aber durchblizt er plözlich die Wolke, die ihm ihren Gipfel bisher verhüllte, und sizt wie ein Donnergott zwischen ehernen Wettern. Das berhörte Volk erblikt seinen Günstling nicht eher, als in seiner herrischen Glorie; entdekt den Schaden nicht früher, als da das Gegenmit tel zu spåt kommt.

Weil eine auf solche Art erschlichene Gewalt weder den Schuz des Gesezes, noch das alte Herkommen für fich hat, weil sie selbst von denen, die sich ihr untere

warfen, zweideutig betrachtet wird; so kann sie blos durch Misbrauch erlangt werden.

Endlich bringt das stärker gefühlte Bedürfniß Ein. heit in die tausendstimmige Volksmeinung; man schreitet zur Wahl eines Oberhaupts; das Haupt hebt sich höher, als die Abrede war; der Anführer vergißt seiner Zusa. gen; die Macht bringt ihre gewöhnlichen Wirkungen her. vor, und aus dem Beschüzer wird ein Tirann!

Aber nicht genug. Eben die Ursachen, welche dem Staat einen Herrn gaben, geben ihm zwei und drei. Diese suchen einander wechselsweise zu verschlingen; der Staat wird ein Schauplaz von endlosen Zwisten und Rottenstürmen; der gesunde Körper verfällt in fortdaus rende covulsivische Bewegungen.

Hat das Volk unter all diesen Stürmen ja noch ei nen Schatten von Freiheit erhalten, so sind ihm doch die wahren Vortheile derselben entzogen. Aber nein! Sklaverei wird sein Loos seyn; und doch genießt es das nicht, was in andern Ländern allein noch die Knechts schaft beschöniget ich meine öffentliche Nuhe.

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: Um alle diese Sâze zu beweisen, wenn sie ja noch eines Beweises bedürfen, könnten wir den Leser auf dás verweisen, was jedem von Pisiftratus und Megacles, von Marius und Sylla, von Cåsar und Pompejus bekannt ist. Wir wollen jedoch hier zu seiner Erbauung eine Stelle aus einer Rede übersezen, die ein Bürger von Florenz einst an seinen Senat hielt. Sie ist eine Art

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