salve, magna parens frugum, Saturnia tellus, magna virum; tibi res antiquae laudis et artis ingredior, sanctos ausus recludere fontes, Ascraeumque cano Romana per oppida carmen. Nunc locus arvorum ingeniis: quae robora cuique, quis color et quae sit rebus natura ferendis. auf die Hauptstadt des Reiches vorgestellt, die man den Völkern des Morgenlandes habe zur Beute geben wollen. Propert. III, 11, 31: coniugii obsceni pretium Romana poposcit (Cleopatra) moenia, et addictos in sua regna patres. Flor. IV, 11: haec mulier Aegyptia ab ebrio imperatore pretium libidinum Romanum imperium petiit. 173. Saturnia tellus heisst Italien, weil Saturnus, nachdem er vom Jupiter entthront war, in Italien Aufnahme fand und von Janus, einem alten Könige Latiums, zum Mitregenten angenommen ward. 174. res antiquae laud. et ar. Cato de re rust. prooem.: Maiores nostri... virum bonum cum laudabant, ita laudabant, bonum agricolam bonumque colonum. amplissime laudari existimabatur, qui ita laudabatur. recludere fontes, weil vor dem Vergil noch kein Römer den Landbau poetisch behandelt hatte. recludere ist ein dichterisches Wort, das erst in der nachclassischen Zeit in die Prosa verpflanzt ist. 176. Ascraeum carm., das Lied des Hesiod, dem Vergil B. I und II der Georgica nachdichtete und die saltus intactos (G. III, 40. 41), sein Lied von der Vieh- und Bienenzucht (B. III u. IV), hinzufügte. In ähnlicher Weise rühmt sich Hor. IV. Verschiedene Beschaffenheit des Bodens, v. 177-258. 178. quae sit rebus natura fer. s. zu G. I, 3. 1. Mit Rücksicht auf seine Be nutzung, v. 179-225. 179. difficiles terrae, unwillfährige Fluren; denn die terrae wie die colles werden hier personificirt. 181. Der der Pallas heilige Oelbaum (s. G. I, 18) heisst vivax, insofern er nach Plin. nat. hist. XVI, 90 ein Alter von 200 Jahren erreichen soll. 183. bacis silv. Der wilde Oelbaum, oleaster, trug kleine herbe Beeren; sein Laub kränzte die olympischen Sieger. 184. Dem allgemeinen Satze in diesem Verse folgen die Unterabtheilungen mit doppeltem quique. 185. ubere. Das subst. uber gebraucht V. zuerst in der übertragenen Bed. Fruchtbarkeit, Fülle wie hier und A. I, 531. III, 95. 164. VII, 262, und allein zur Bez. des fruchtbaren Ackers selbst, G. II, 234 und 275. qualem saepe cava montis convalle solemus 188. felicem limum, befruchtenden Schlamm, vgl. zu E. 5, 36. 190. praevalidus, ein neues Wort. V. hat viele mit prae zusammengesetzte Adj. gebildet, nämlich ausser praevalidus noch praedives, praedulcis, praedurus, praepinguis, praesagus und praescius. 191. fertilis hat V. nur hier mit dem Gen. verbunden, sonst immer mit dem Abl. Auch in der Prosa finden sich beide Constructionen. 192. pateris et auro, goldene Schalen. Ueber diese unserer Darstellungsweise fremde Parataxe s. z. A. V, 410. 193. Tyrrhenus. Die Opferdienste wurden meist von ansässigen oder umherziehenden Tyrrhenern (griechische Benennung der Etrusker) bestellt, denen die heiligen Mahlzeiten sehr gut bekamen (pinguis; auch Catull. 39, 11 spricht von dem obesus Etruscus). ebur, die elfenbeinerne Opfertibie. vgl. G. I, 480. 190 195 200 205 aut unde iratus silvam devexit arator illa ferax oleo est, illam experiere colendo ora iugo et vacuis Clanius non aequus Acerris. 207. aut unde d. i. aut ex aequore, unde. Unter dem Neubruch sind urbar gemachte Bergwaldungen zu verstehen: ein Werk des betriebsamen Landmanns, der gleichsam mit zürnendem Eifer die träge Wildnis in fruchtbaren Acker umschafft. 211. Die Umgebung des enituit zeigt, dass man diesen Ausdruck von dem Glanze der frisch aufgepflügten fetten Erdschollen zu verstehen habe. 213. rorem, Rosmarin. 215. negant. Tof- und Kreideboden rühmen sich, mit poetischer Belebung des Leblosen, den Schlangen Nahrung und Aufenthalt zu geben. Liebliche Speise sind den Schlangen die schädlichen Kräuter, die aus den bösen Säften solches Erdreichs erwachsen: mala gramina A. II, 471. 217. fumos vol., aufsteigenden Duft. 210 215 220 225 219. suo semper viridi se gr. vestit, das Erdreich, welches sich ohne künstliche Pflege (suo) immer frisch (semper viridis) mit dem Teppich des (perennirenden) Grases schmückt. Ueber die LA. viridi S. d. Anh. 220. salsa robig., mit beizendem Rost. 221. intexet vit. ulm., s. zu E. 2, 70. 224. Vesevus war der alte, auch bei Lucret. vorkommende Name des Vesuv. 225. Der Clanius, ein Fluss in Campanien, überschwemmte und verödete häufig die anliegende Stadt Acerrae. 2. mit Rücksicht auf die Kenn- 227. rara sit. Zu construiren ist: si requires, rara sit an supra morem densa. altera frumentis quoniam favet, altera Baccho, in solido puteum demitti omnemque repones -- huc ager ille malus dulcesque a fontibus undae 233. si derunt, wenn die in die Grube zurückgeworfene Erde dieselbe nicht wieder ganz ausfüllt, im Gegensatz zu sin superabit terra. 236. terga, s. zu G. 1, 97. 240. sua nomina servat, Reben und Obstbäume arten aus. 242. fumosis deripe tectis. Die Geräthe des Ackerbaus und der Schifffahrt nebst den Jagdnetzen wurden gegen Feuchtigkeit und Gewürm über dem Herde an der russigen Decke der hohen und geräumigen Küche aufgehängt. 243. a fontibus, s. zu E. 1, 8. huc... ad plenum calcentur. Kürze des Ausdrucks für huc infundantur et calcentur ad plenum (bis an den äussersten Rand), vgl. G. IV, 82. 244. eluct., ein von V. gebildetes 230 235 240 245 250 Wort, das dann durch Liv. in die 247. temptantum sensu, der 250. habendo, dadurch, dass man die fette Erde in den Händen hält und knetet, d. h. je mehr sie gehalten und geknetet wird, desto klebriger haftet sie. Das Gerund. steht hier so wenig im passiven Sinne als Lucret. I, 312: annulus in digito subtertenuatur habendo. Liv. VIII, 11, 1: haec - omnis divini humanique moris memoria abolevit ac patriis praeferendo. laetior. a nimium ne sit mihi fertilis illa neu se praevalidam primis ostendat aristis! quae gravis est, ipso tacitam se pondere prodit, quaeque levis. promptum est oculis praediscere nigram, His animadversis terram multo ante memento 253. primis ar. ar., vgl. G. I, 111. surgentibus 254. tacitam, ohne irgend ein Zeichen, durch Gewicht. 256. quis cui color, f. quis cuique color. Das indef. quis steht hier vielleicht zuerst nach einem Fragepronomen f. quisque. Bei Tac. findet sich dieser Gebrauch auch nach Relativen, wie ann. II, 24: ut quis ex longinquo revenerat, miracula narrabant. hist. III, 58: amicorum eius quanto quis clarior, minus fidus. sceleratum frigus, schädliche Kälte, ein sittlich belebender Ausdruck, wie G. III, 468. 257. taxique nocentes. Die Beeren und das Laub des Taxus hielt man für betäubend giftig. V. Pflanzung und Pflege des Weinstocks und der Bäume und Gesträuche überhaupt, v. 259-419. 259-272. Lange vor dem Frühlinge, Wo man die Weinstöcke pflanzt, soll man auf den zu be 255 260 265 270 pflanzenden Hügeln Gruben oder Furchen ziehen, damit die zum Vermodern des Grases rücklings gelegten Schollen durch Frost und Wind auswittern können. multo ante... ante, vgl. E. I, 67-69. 264. movens, auflockernd, vgl. Ov. Met. III, 102: motaeque jubet supponere terrae vipereos dentes. Lucan. VII, 861: nec terram quisquam movisset arator. In diesem Gebrauch des movere ist V. vorangegangen. iugera, Quartiere oder Felder der Weinberge, die man nach dem Masse des römischen iugerum abtheilte. 266. locum similem, einen Platz mit gleichartigem Boden, damit die jungen Schösslinge (semina, vorher prima seges) auch in der neuen Erde (mutatam matrem) in gewohnter Weise Nahrung finden. 271. qua terga ob. axi. Die Schösslinge kehren, als Personen gedacht, dem kalten Norden den Rücken zu. axis bezeichnet öfter den Nordpol, vgl. G. III, 351. |